Rezension Rezension (4/5*) zu Nur ein Hauch von Poppy J. Anderson.

TheUjulala

Mitglied
26. November 2016
85
3
12
Dachau
www.theujulala.de
Buchinformationen und Rezensionen zu Nur ein Hauch von Poppy J. Anderson
Kaufen >
Schöne Lovestory mit gesellschaftskritischem Unterton

Auch Poppy J. Anderson ist eine Autorin, von der ich schon viel gehört, aber selber noch nichts gelesen hatte. Da Poppys Buch, welches sie zur Häppchenlesung in Leipzig vorstellen möchte, noch nicht veröffentlicht ist, habe ich mich für meine Challenge für ihren neuesten Titel „Nur ein Hauch“ entschieden. Und, obwohl ich an Liebesromanen in letzter Zeit doch ziemlich viel gelesen habe, hat mich dieser Titel doch sehr überrascht. „Nur ein Hauch“ ist der 4. Band der Ashcroft-Saga. Da aber jedes Buch eine eigenständige Geschichte erzählt, kann man die Bände unabhängig von der Reihenfolge lesen.

Coverbild

Zu dem Cover kann ich nur sagen, dass ich genau sowas liebe! Quer über das Bild wabert ein blauer Rauch. In der unteren Hälfte fliegen kleine Pusteblumenschirmchen. In der Mitte steht der Buchtitel in einem unregelmäßig gezeichneten Kringel. Das ganze Cover ist in Blau gehalten und vermittelt eindeutig eine Leichtigkeit. Dass sich dahinter doch auch ein berührender Liebesroman verbirgt, ist erstmal nicht zu erkennen.

Handlung

Nach einer langen Zeit in Südamerika kommt die 28 jährige Entwicklungshelferin Gayle zurück nach New York, um dort ein Jugendheim für Straßenkinder zu übernehmen und die Renovierung zu leiten. Aus diesem Grund versucht sie Gelder aufzutreiben und stattet Amy einen Besuch ab, der Ehefrau von Patrick Ashcroft, eine reiche und anerkannte Familie. Dabei läuft sie J.T. Ashcroft unerwarteterweise über den Weg, mit dem sie vorher einen unverfänglichen One-Night-Stand verbracht hatte. Seitdem kreuzen sich ihre Wege immer wieder, und beide genießen den unverbindlichen Sex miteinander, ohne lästigen Verpflichtungen, denn beide sind nicht bereit für eine Beziehung.

Buchlayout / ebook

Die doch gut 418 Seiten sind in 23 Kapitel eingeteilt, 15 in Teil 1 und 8 in Teil 2. Die Kapitel werden durch einfaches Layout optisch abgesetzt, dabei wird nur die Nummer mit einer Trennlinie angezeigt, und die ersten Wörter in Versalien gesetzt. Die Länger der einzelnen Kapitel ist dabei angenehm.

Idee / Plot

Eine typische Lovestory. Zwei erwachsene Menschen haben Spaß miteinander ohne eine Verpflichtung eingehen zu müssen. Beide können und wollen sich nicht binden. Aber um so mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, umso mehr lernen sich sich kennen. Und schon sind sie in einer Beziehung, von der beide glauben keine zu haben. Wenn dann die Kommunikation nicht stimmt, können schnell Missverständnisse entstehen. Denn beide möchten ihre Probleme mit sich selber austragen, und erkennen nicht, in dem Anderen einen Partner zu haben.

Emotionen / Protagonisten

Gayle Keaton hat kein Interesse an einer festen Beziehung, denn sie möchte eigentlich wieder zurück nach Peru, und da wäre eine Verpflichtung einfach nur störend, zumal ihre letzte Beziehung in die Binsen gegangen ist. Trotzdem hat sie nichts gegen ein Amüsement, und das holt sie sich auch. Gayle gefällt mir, sie ist ehrlich und direkt. Sie tut was sie denkt, ist sehr selbstbewusst und weiß, was sie will.

J.T. ist ein Womanizer, der keine Lust auf was Festes hat. Und so ist es kein Wunder, dass er zu einer unbedeutenden Nummer, auch wenn die Frau eigentlich gar nicht in sein Beuteschema passt, nicht nein sagt. Da aber Gayle auch nach der Nacht sehr desinteressiert zu ihm ist, beginnt sie ihn doch reizen, vor allem ihre harte Schale zu knacken.

Dabei entsteht nun eine recht prickelnde Lovestory: sie haben wilden Sex, verbringen trotzdem im Alltag viel Zeit miteinander und beginnen sich für das Leben des anderen zu interessieren. Wollen sich aber ja nicht eingestehen, dass sie was füreinander empfinden.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen

Ein bisschen schade finde ich dass das anfänglich erwähnte Konfliktpotenzial mit Gayles Halbschwester Amy nur am Rande weitergeführt wird. Die Geschichte erfährt aber dennoch ihre Spannung durch die Wandlung von J.T. Der anfänglich arrogante Tagträumer, der durch ein großes Vermögen nicht einen Finger krumm machen muss, erfährt durch Gayles Arbeit mit den Jugendlichen eine sehr schöne Entwicklung. Das hat mich stark berührt. Die Handlung wird kontinuierlich bis zum Höhepunkt aufgebaut. Die Story wird durch ein schönes Ende abgeschlossen und alle Fragen und Konflikte sind geklärt.

Szenerie / Setting

Wir sind in der USA vor allem in New York. Allgemein kann ich mir alles gut vorstellen. Bei den Ashcrofts habe ich mir immer den Denver-Clan vorgestellt, gerade in der Neuverfilmung. Ich denke diese Opulentheit kann man nur im Land der (fast) unbegrenzten Möglichkeiten stattfinden lassen. Und auch gerade der soziale Gegensatz wird in Amerika sehr viel deutlicher, da dort das System nicht mit dem in Deutschland oder anderen Ländern zu vergleichen ist. Der Unterschied - der Kontrast ist in der USA, gerade in der Stadt der Gewinner und Verlierer, New York, am stärksten vertreten. Vom Tellerwäscher zum Millionär, und die Verlierer sind die Kinder.

Sprache / Schreibstil

Poppy J. Anderson hat mich sprachlich voll überzeugt! Spritzig, frisch und frech, aber ohne lange Ausschweifungen. Und immer wieder auch schön sarkastische Momente, aber nicht zu viel.
“Ein Besuch daheim stand mittlerweile auf einer Stufe mit einer Darmspiegelung – ohne Narkose.”
Poppy J. Anderson “Nur ein Hauch”, Pos. 541 (kindle Edition © 2019 Poppy J. Anderson in Selbstpublikation)

FAZIT
Das Buch hat sich durchweg gelohnt. Poppy hat mich vor allem sprachlich sehr überzeugt und die Story hat trotz etwas flacher Lovestory eine schön tiefsinnigen Unterton, der mir sehr gut gefallen hat und mich auch berührt hat. Ich bin gespannt auf Poppys weitere Titel.