Rezension Rezension (4/5*) zu Welch schöne Tiere wir sind: Roman von Lawrence Osborne.

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G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Eiseskälte

Ich habe mich schon sehr auf dieses Buch von Lawrence Osborne gefreut. Und jetzt, nach der Lektüre sitze ich hier etwas verstört herum, und frage mich gerade, wie man so sein kann. Also so sein kann wie die Hauptfigur, so unsagbar gefühlskalt und manipulierend. Von der Warte hat mich das Buch schon mal sehr berührt/getroffen. Auch wenn ich sagen kann und muss, dass die Tiefe der Charaktere noch ausbaufähig ist. Einiges empfand ich zu bruchstückhaft und deutlich zu wage, die Handlung manchmal etwas zu sehr offengelassen und die Leserin wurde damit etwas verwirrt zurückgelassen. Aber ein Lesesog war für mich definitiv vorhanden und das Buch hat mich gepackt. Einige Formulierungen sind wunderschön, wie der Autor die Örtlichkeiten beschreibt ist absolut plastisch, man wähnt sich beim Lesen vor Ort. Der Sprachklang gefällt mir sehr, man merkt der Autor versteht sein Werk, auch dieses von mir bemängelte Bruchstückhafte hat seinen Sinn, es wird damit eine ungeheure Dynamik erzielt, die schon etwas süchtig macht.


Nun zur Handlung: Die Geschichte fängt recht harmlos an. Die Codringtons, reiche Engländer und die Haldanes, reiche Amerikaner treffen sich auf der griechischen Insel Hydra. Die 24-jährige Naomi Codrington und die 20-jährige Samantha Haldane nähern sich aneinander an, eine oberflächliche Urlaubsbekanntschaft entsteht könnte man meinen. Sie reden miteinander, klagen sich gegenseitig ihr Leid, sind gelangweilt von ihrem privilegiertem reichem Leben und gefrustet von ihren Familien. Dabei schaut die jüngere Samantha etwas zu der älteren und charismatischen Naomi auf. Die beiden jungen Frauen unternehmen auch einiges auf der Insel gemeinsam und finden dabei einen jungen Mann, einen Flüchtling, Faoud. Beide beschließen ihm zu helfen, wobei Samantha zurückhaltender wirkt, schnell wird aber klar, dass nicht der Wille zu Helfen der Hauptgrund der Beiden war. Ein gewisses Konkurrenzdenken der jungen Frauen zeigt sich. Das Tempo des Romans erhöht sich deutlich und es wird klar, dass Naomi gewisse Vorstellungen hat. Und der bisher gesellschaftskritische Roman verwandelt sich zusehends in eine lesenswerte Kriminalgeschichte. Interessant gemacht!

 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Und jetzt, nach der Lektüre sitze ich hier etwas verstört herum, und frage mich gerade, wie man so sein kann.
Wie erwähnt hatte ich den ersten Roman des Autors gelesen. Auch dort hatte er dekadente Reiche am Wickel, die sehr gefühllos mit dem Leben der armen marokkanischen Bevölkerung umgingen. Scheint sein Thema zu sein, was sehr weit von der Lebenswirklichkeit eines Otto N. entfernt ist.
Nach all euren Rezensionen bin ich froh, dieses Buch nicht mitgelesen zu haben. Es wäre ein persönlicher Flop geworden :confused:
 

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