Rezension Rezension (4/5*) zu Launen der Zeit von Anne Tyler.

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Besser spät als nie

Nach der Lektüre dieses Buches verstehe ich jetzt warum Anne Tyler ihre Leserschaft so erfreut. Es wird beim Lesen nicht so der Sog erzeugt, es ist eine klare und unaufgeregte Sprache und Handlung, aus der dieser Roman besteht, ruhig werden die Charaktere vor dem Leser ausgebreitet und das ganze wird in einem leisen, unterschwelligen Humor erzählt, und doch, irgendetwas geschieht beim lesen mit mir, etwas sehr Schönes. Nun ist das Thema Emanzipation schon von selbst etwas, was mich sehr interessiert und berührt. Von daher gibt es also schon Pluspunkte. Aber Frau Tyler schafft es in ihrem Roman eine gewisse Tiefe zu erzeugen, die mich anspricht, die mich bewegt. Der letzte Rest für ein mich tief treffendes und nicht mehr loslassendes Buch hat noch gefehlt, aber wenn ich höre, dass es in den Augen anderer Leser bessere Bücher von ihr gibt, freue ich mich sehr auf diese.


Willa, die Hauptprotagonistin dieses Buches entsteht beim Lesen vor meinem geistigen Auge. Willa ist 1956 geboren, ist die Tochter einer anderen Zeit und die Tochter eines anderen Landes, in einem kleinen Kaff in Pennsylvania großgeworden, in dem in ihrer Kindheit nur eine Straße einen Bürgersteig hat, in einem Elternhaus aufgewachsen, dass durch die äußerst dominante und divenhafte Mutter gesteuert wird, die manchmal deutlich über das Ziel herausschießt, aber nicht in ihre Schranken gewiesen wird und der Vater den deutlich ruhigeren und devoten Part übernimmt. Schon das Aufwachsen in dieser Konstellation erzielt bei Willa eine gewisse Abneigung. Schließlich wird Willa durch sich selbst, durch ihre Abneigung gegen die Dominanz der Mutter und durch eine gegenteilige Meinung der Mutter zur Heirat getrieben. Diese vorschnelle und sie einengende Heirat verändert Willa und ihr Leben, sie genießt auch in gewisser Weise das dominante Verhalten ihres Mannes, findet sich schlussendlich in ihrer Rolle ein, hat sich daran gewöhnt und damit arrangiert. Erst durch einen Zufall viele Jahre später kommt Willa zum Nachdenken.

 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Das Thema klingt wirklich sehr interessant! Wie ich schon anderswo geschrieben habe, kenne ich bislang nur "Der leuchtend blaue Faden" von der Autorin. Den Schreibstil hast du sehr gut beschrieben: unaufgeregt erzählt sie scheinbar normale Dinge, die ihre Bedeutung erst auf den zweiten Blick entfalten. Kein Lesesog, trotzdem geschieht etwas Schönes...
Ich muss unbedingt nachlegen. Habe noch ein paar Tyler- Schätze vorrätig:
Buchinformationen und Rezensionen zu Abschied für Anfänger von Anne Tyler
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G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ich habe von ihr folgende und diese rutschen selbstverständlich jetzt im SuB höher:


Buchinformationen und Rezensionen zu Die Reisen des Mr Leary von Anne Tyler
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Literaturhexle

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Ich sehe, wir haben eine Übereinstimmung :)
Wir machen keine Termine. Aber wenn wir es lesen, dann zusammen, gell?!? :)
Die störrische Braut gehört ja zum Hogarth Projekt. Vor eurer Zeit haben wir schon die Shakespeare Adaption zum Kaufmann von Venedig als Leserunde gelesen:
Buchinformationen und Rezensionen zu Shylock: Roman von Howard Jacobson
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Da jener Roman bei fast allen ziemlich durchgefallen ist, das Projekt aber sehr interessant klingt, kaufte ich mir bei günstiger Gelegenheit eben noch die störrische Braut, die allgemein besser bewertet wird.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Klingt gut! Wir können ja ebenso im zweiten Halbjahr schauen. Vielleicht schließen sich ja noch einige an. Wäre schön. :)

Vom Hogarth-Projekt habe ich glaube ich alle. Sammelleidenschaft! :) Sind aber alle noch auf dem SuB. Wen wunderts? :D:D
 
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