Rezension Rezension (4/5*) zu This is not a love song: Roman von Jean-Philippe Blondel.

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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Eine nachdenkliche Geschichte über persönliche Veränderungen

„Ich werde mir ein Quäntchen schmalzige Wehmut gönnen und die Zärtlichkeit in den Augen tragen, die ich meinem Leben gegenüber empfinde.“ (Zitat Seite 49)

Inhalt:
Vincent ist Franzose, lebt aber mit seiner Frau Susan und den zwei kleinen Töchtern in London, wo er eine erfolgreiche Restaurantkette gegründet hat. Susan fährt mit den Kindern eine Woche zu ihren Eltern und Vincent wird in dieser Woche seine Eltern und seinen Bruder in Frankreich besuchen. Rasch entwickelt sich dieser Besuch zu einer Belastung für alle, besonders für ihn selbst, obwohl er dies vorausgesehen hatte. Er ist nicht sicher, ob er auch seinen besten Freund Etienne treffen soll, mit dem er bis zu seiner Übersiedlung nach London eine Wohnung geteilt hatte. Irgendwie hat er in den Jahren seither nie Zeit gefunden, sich bei Etienne zu melden.

Thema und Genre:
Es ist ein kurzer Roman über Familie, Freundschaft und die Veränderungen und Verantwortung des Erwachsenwerdens. Es geht auch um Flucht aus der konservativen Enge eines Familiengefüges und Ortes, sowie die zeitlos gültige Frage des „Was wäre gewesen, wenn“.

Charaktere:
Als Leser fühlt man mit Vincent, versteht seine Situation, andererseits machen Vincents Vorurteile und Überheblichkeit ihn nicht unbedingt sympathisch. Dennoch ist er ein interessanter Charakter und auch die anderen Protagonisten, besonders sein Bruder Jerome und dessen Frau Celine, überraschen im Lauf dieser wenigen Tage, in denen die Handlung spielt.

Handlung und Schreibstil:
Vincent erzählt in der „Ich-Form“ von dieser Urlaubswoche in seiner früheren Heimat Frankreich, die er längst nicht mehr als Heimat sieht. Durch Susan konnte er nach London übersiedeln, wo sein Leben eine nicht vorhersehbare Wende zum Positiven nahm. Nun wird er nicht nur mit der eigenen Entwicklung konfrontiert, sondern auch mit der seiner Freunde. Daraus ergeben sich einige nicht vorhersehbare Ereignisse für den Protagonisten und somit auch für den Leser. Rückblenden in Form von Erinnerungen vervollständigen das Gesamtbild.
Der Autor schreibt erzählend, leise, mit psychologischer Tiefe und eindringlichen Beschreibungen.

Fazit:
Ein nachdenkliches Buch und die Geschichte, die uns der Autor erzählt, ist komplex und vielschichtig. Einerseits ist es die Bilanz einer Flucht nach vorne, unbequeme Erinnerungen eingeschlossen, andererseits geht es um Entscheidungen, die rückblickend richtig waren, aber ihren Preis hatten.