4. Leseabschnitt: Teil 3 komplett (Seite 285 - 376)

ulrikerabe

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Ich wünschte hier wäre jemand schon so weit, ich hätte Redebedarf.
Dieser Teil spielt ganz im Jetzt. Es ist die Hochzeit von Hadia und Tarik. Mir gefiel, dass selbst der Bräutigam mit all diesen Traditionen nicht sehr viel anfangen konnte.
Laila muss wieder den Anschein wahren, nach außen. Das wirft ihr Amar auch ganz konkret vor. Es ist ihm egal was die anderen, "die Leute" denken. Laila sollte sich doch lieber Gedanken machen, was er denkt und vor allem fühlt. Amar erfährt von Amira, dass Laila damals mit Seema gesprochen hat. Es zerreißt ihn, er betrinkt sich. Ich denke abe rauch, dass das Gespräch mit seinem Vater gut für beide war.

Es geht zum Schluss um ein Foto. "Laila wusste, dass sie sie das Famileinbild über dem Kamin niemals austauschen würde." Es geht ein Riss durch die Famile. So wie man ein Foto, vielleicht aus Zorn, Kummer Eifersucht, zerreißt. Selbst wenn man versuch es zu kleben, der Riss wird immer sichtbar sein, eine weiße Narbe, mittendurch, die Ränder passen nie mehr ganz zusammen. Ein Foto, dass man nie aufstellt um zu sagen "Das sind wir", ein Foto, dass man ganz unten in einer Schublade aufhebt und sagt "das waren wir".
 
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Ich wünschte hier wäre jemand schon so weit, ich hätte Redebedarf.
Dieser Teil spielt ganz im Jetzt. Es ist die Hochzeit von Hadia und Tarik. Mir gefiel, dass selbst der Bräutigam mit all diesen Traditionen nicht sehr viel anfangen konnte.

Auch hier wird wieder wunderbar die Veränderung dargestellt, die Einzug hält, und auch dass die Veränderung von der älteren Generation akzeptiert wird. Es gefällt nicht, wird aber akzeptiert.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Laila muss wieder den Anschein wahren, nach außen. Das wirft ihr Amar auch ganz konkret vor. Es ist ihm egal was die anderen, "die Leute" denken. Laila sollte sich doch lieber Gedanken machen, was er denkt und vor allem fühlt.

Amar erfährt von Amira, dass Laila damals mit Seema gesprochen hat. Es zerreißt ihn, er betrinkt sich. Ich denke abe rauch, dass das Gespräch mit seinem Vater gut für beide war.

Es geht zum Schluss um ein Foto. "Laila wusste, dass sie sie das Famileinbild über dem Kamin niemals austauschen würde." Es geht ein Riss durch die Famile. So wie man ein Foto, vielleicht aus Zorn, Kummer Eifersucht, zerreißt. Selbst wenn man versuch es zu kleben, der Riss wird immer sichtbar sein, eine weiße Narbe, mittendurch, die Ränder passen nie mehr ganz zusammen. Ein Foto, dass man nie aufstellt um zu sagen "Das sind wir", ein Foto, dass man ganz unten in einer Schublade aufhebt und sagt "das waren wir".

Dieser Bruch oder Verrat von Laila raubt Amar den letzten Halt, es zerreißt ihn, die Menschen, denen er vertraut, stoßen ihn in den Abgrund. Grauenvolle Stelle. Da zerreißt es einen auch selbst beim Lesen.

Allerdings hatte auch ich den Eindruck, dass das Gespräch zwischen Vater und Sohn ein Rettungsanker war.
 

Momo

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10. November 2014
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Ich finde diese vielen Zeitsprünge ein wenig anstrengend, vor allem wenn es rückblickende Gedanken sind.

Ich stimme Ulrike zu, dass das Buch sehr viel Stoff zum Nachdenken und zum Austausch bietet. So viel kann ich gar nicht schreiben ...

Ich nehme beim Vater eine Wesensveränderung wahr, die mir gut gefällt. Ich finde es schön, dass er zu seinem Sohn Kontakt aufnimmt. Und er wird weise:

[zitat]Weißt du - darum geht´s doch-, kein Mensch ist nur gut. Jeder versucht, gut zu sein. Und jeder hat manchmal das Gefühl, dass er nicht gut ist, und sogar bei dem Versuch scheitert, gut zu sein. (352)[/zitat]

Das hat mir gut gefallen, weil es auch so ist.

Man merkt, dass der Vater ins Nachdenken gekommen ist und bereut so Manches.
 

Renie

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Mir gefiel, dass selbst der Bräutigam mit all diesen Traditionen nicht sehr viel anfangen konnte.
Obwohl er sich bemüht ;)
Mich wundert, dass Hadia ihre Hochzeit 100%ig traditionell stattfinden lässt. Immerhin lebt sie ein Leben, dass man im Verhältnis zu dem ihrer Eltern als modern bezeichnen kann. Aber die Tradition scheint auch ihr enorm wichtig zu sein. Tarik lässt sich darauf ein. Was mann nicht alles aus Liebe tut ;)
Es gibt einen Moment, indem Hadia sich wünscht, dass Tarik genauso von der Zeremonie und dem Drumherum berührt wird, wie sie. Da kommen ein paar Zweifel bei ihr durch, ob Tarik überhaupt der Richtige ist. Sie kann einfach ihre muslimisch-traditionelle Erziehung nicht ablegen, will und muss sie aber auch nicht. Ich bin gespannt, wie sie ihre Kinder erziehen wird. Aber das werden wir wohl nie erfahren.
 

Renie

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Allerdings hatte auch ich den Eindruck, dass das Gespräch zwischen Vater und Sohn ein Rettungsanker war.
Dieses Vater-Sohn-Gespräch ist der Moment, wo Rafik von seinem Podest herunterkommt. Der Vater wird auf einmal menschlich, zeigt Gefühle und Verständnis. Im Gegensatz zu Leila pocht er nicht darauf, dass Amar mit auf dieses dusselige Familienfoto kommt - ganz entgegen der Tradition. Er deckt ihn sogar und gibt ihm Geld, damit er wieder nach LA fahren kann. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob er das macht, damit die anderen Gäste nicht mitbekommen, dass er angetrunken ist. Oder, ob dies doch aus Mitgefühl geschieht. Ich bin für Letzteres, da es mir Rafik sympatischer macht.;)
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Puh! Dieser Teil hatte es in sich! Die Hochzeit wurde zum wahren Showdown in der Familie.
Im letzten Teil waren mir manche eurer Gedankengänge nicht so klar. Ich denke, der ein oder andere hatte Teil 3 schon komplett gelesen ;)
Oder, ob dies doch aus Mitgefühl geschieht. Ich bin für Letzteres, da es mir Rafik sympatischer macht.
Rafik ist der Patriarch. Er ist für die Familie verantwortlich, setzt die Regeln fest und gibt sich nicht mit Gefühlsduseleien ab.
Aber wenn es brennt, ist er da! Er hat seinen Sohn nicht aufgegeben. Auch in dieser schwierigen Lage (Rafik weiß ja nicht, was vorgefallen ist) versucht er, dem Sohn eine Hilfe zu sein und schaut großzügig über dessen Rausch hinweg. Auch später nimmt er die Schuld für das Gespräch mit Seema mit auf sich ("WIR dachten das Richtige zu tun..."). In diesen Augenblicken ist Rafik fast weise.

Die "heilige" Hadia hat durchaus ihre Flecken auf dem Herzen. Die letzten Seiten des Abschnittes fassen ihre Sünden noch einmal zusammen.
Im Gespräch mit Amira hatte sie aber wahrscheinlich recht: Amar hätte sich vermutlich nicht ein Leben lang verbiegen können. Nur die Beweggründe dieser Aussage waren niederer Natur :(

Die Rückgabe der Uhr ist sehr symbolträchtig. Die Tatsache, dass Amar die tatsächlich entwendet hatte, zeigt auf, wie sehr es ihn schmerzte, dass Hadia sie "verliehen" bekam. Im Grunde war das überflüssig von Rafik, zumal es eine Herrenuhr gewesen sein muss. Vielleicht wollte er Amar damit anstacheln - falls ja, ist der Schuss gründlich daneben gegangen!

Das Buch hat jetzt deutlich an Tiefe hinzugewonnen. Menschen muslimischen Glaubens können aus den Geschichten sicherlich noch mehr herausziehen. Manche Lehren sind aber auch universell:
[zitat]Jedes Mal, wenn du mit dem Finger auf jemanden anderen zeigst, weisen drei Finger auf dich selbst zurück.[/zitat]
 

Literaturhexle

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Es geht zum Schluss um ein Foto. "Laila wusste, dass sie sie das Famileinbild über dem Kamin niemals austauschen würde."
Dieses Foto kann man auch ganz praktisch nicht ausstellen. Bestimmt sieht man allen Personen an, wie aufgewühlt sie sind. Zudem hat mindestens Laila verweinte Augen... und einer fehlt völlig.
Es war gut, dass Laila mal richtig deutlich mit ihrer Oberflächlichkeit und dem Gekusche vor anderen konfrontiert wurde.
Richtig verübeln kann man es ihr aber nicht: es ist Teil der Kultur, aus der sie noch stammt.
 

ulrikerabe

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Die "heilige" Hadia hat durchaus ihre Flecken auf dem Herzen. Die letzten Seiten des Abschnittes fassen ihre Sünden noch einmal zusammen.

Zeige mir einen Menschen, der durch und durch "gut" ist. Selbst verständlich hat auch Hadia ihre negativen Seiten. Aber angesehen davon, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung war, hätte sie absehen können, was ihr Verhalten bewirkt? Eigentlich macht sie nur von dem sie glaubt, dass es von ihr erwartet wird. Sie ist nur die Schwester, nicht die Eltern. Ihr wird sowieso schon von klein auf viel zu viel Verantwortung für Amar abgegeben.

Im übrigen finde ich das Bild mit den Flecken auf dem Herzen so schrecklich. Wie kann man kleinen Kindern nur so viel Angst und Schuld aufbürden. Sagt nicht Amar irgendwo als junger Mann, dass sein Herz ganz schwarz und versiegelt ist.

Aber darunter schlägt es noch wie wild und lebendig!
 

Literaturhexle

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Im übrigen finde ich das Bild mit den Flecken auf dem Herzen so schrecklich. Wie kann man kleinen Kindern nur so viel Angst und Schuld aufbürden.
Absolut! Aber tun und taten das nicht alle/viele Religionen?!? Sie arbeiten mit der Ungewissheit, dass niemand weiß, ob und was uns im Jenseits erwartet. Nur die Guten kommen in den Himmel! Der ganze mittelalterliche Ablasshandel arbeitete mit diesen Ängsten.
Selbst heute heuern Terroristen Selbstmordattentäter an mit dem Versprechen, dafür einen Platz im Himmelreich zu erhalten...

Mit Angst und entsprechenden Geschichten kann man Kinder und unkritische Menschen wunderbar einschüchtern. Die Stories im Alten Testament finde ich auch zum Fürchten.
 

ulrikerabe

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Absolut! Aber tun und taten das nicht alle/viele Religionen?!? Sie arbeiten mit der Ungewissheit, dass niemand weiß, ob und was uns im Jenseits erwartet. Nur die Guten kommen in den Himmel! Der ganze mittelalterliche Ablasshandel arbeitete mit diesen Ängsten.
Selbst heute heuern Terroristen Selbstmordattentäter an mit dem Versprechen, dafür einen Platz im Himmelreich zu erhalten...

Mit Angst und entsprechenden Geschichten kann man Kinder und unkritische Menschen wunderbar einschüchtern. Die Stories im Alten Testament finde ich auch zum Fürchten.
Aber auch völlig unabhängig von Religionen. Es ist schlichtweg schwarze Pädagogik, der schwarze Mann, der böse Wolf, whatever...
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Der Showdown in der Gegenwart, der vielen umkrempelt und uns die Augen ein bisschen weiter öffnet - die Hochzeit? Ich weiß und hoffe es nicht, denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass innerhalb der Familie wieder Menschen auf der Strecke geblieben sind. Ich verstehe gar nicht recht, woran das eigentlich liegt, dass sie sich gegenseitig so viel Schmerz zugefügt haben und einfach nicht damit aufhören konnten oder können.

Natürlich gibt es Positives, dass Rafik zu Amar geht und ihm ganz offenkundig zu verstehen gibt, dass er ihm immer verzeihen wird. Aber warum musste Amar erst so tief in den Abgrund gestürzt werden, eben von seinem Vater, als Kind? Ich hoffe, ich werde das im nächsten Teil besser verstehen.
Und Laila...ich war schon im letzten Teil entsetzt über ihren Verrat zugunsten ihres Rufs, auch wenn sie jetzt endlich Schuld bei sich sieht und letztlich beim Fotografieren versteht, was sie getan hat - es ist die Hochzeit ihrer Tochter, die ihr zuliebe eine traditionelle Hochzeit feiert, und sie stellt Amar nach wie vor ganz oben auf das Podest?
Huda, die bisherige Randfigur, scheint mir den klarsten und ehrlichsten Blick von allen zu haben, aber dennoch bleibt sie weiter am Rand dieser Geschichte.

Hadia ist in diesem Abschnitt für mich sehr ambivalent. Zum einen verkörpert sie neben all ihrer Akzeptanz und Modernität im Denken auch die Liebe zu ihren Eltern und zu deren Traditionen. Ich kann absolut nachvollziehen, warum sie der traditionellen Hochzeit zugestimmt hat. Und auch bei Tarik kann ich es verstehen, er tut es auch Liebe zu Hadia. Die beiden sind zwar an diesem Tag mit vom Lächeln schmerzenden Gesichtern und dem Herumsitzen auf dem Podest sicher nicht wirklich in der Lage, den Tag zu genießen. Aber welches Brautpaar ist das schon, außer man verkrümelt sich und heiratet im ganz kleinen Kreis, weit ab von jeglicher traditionsbewusster Familie und Verwandten.
Andererseits wird sehr deutlich, wie sehr sie eigentlich dazu beitrug, dass Amar zunächst ausgeboten wird und dann völlig ins Abseits der Familie gerät.
Es ist ihr nicht zu verübeln, dass sie um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern buhlte, als Mädchen hat sie in einer traditionellen schiitischen Familie eine viel schlechtere Ausgangsposition als jeder männliche Nachfahr. Doch dass sie weiter ging als nötig und Amar an Stellen anschwärzte bzw. nicht zu ihm stand, wo sie es hätte problemlos tun können, das ist schlimm. Schämt sie sich für ihr ausuferndes Konkurrenzdenken? Ich denke ja, doch dennoch glaube ich, dass Hadia sich nicht bewusst ist, dass sie alles für Amar hätte retten können, wenn sie auf Amiras Geständnis anders reagiert hätte...vielleicht.
Warum gibt ihr Amar die Uhr wirklich? Sieht er es inzwischen auch so oder ist es von ihm ein bloßes Schuldeingeständnis?
 

KrimiElse

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Zeige mir einen Menschen, der durch und durch "gut" ist. Selbst verständlich hat auch Hadia ihre negativen Seiten. Aber angesehen davon, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung war, hätte sie absehen können, was ihr Verhalten bewirkt? Eigentlich macht sie nur von dem sie glaubt, dass es von ihr erwartet wird. Sie ist nur die Schwester, nicht die Eltern. Ihr wird sowieso schon von klein auf viel zu viel Verantwortung für Amar abgegeben.

Im übrigen finde ich das Bild mit den Flecken auf dem Herzen so schrecklich. Wie kann man kleinen Kindern nur so viel Angst und Schuld aufbürden. Sagt nicht Amar irgendwo als junger Mann, dass sein Herz ganz schwarz und versiegelt ist.

Aber darunter schlägt es noch wie wild und lebendig!

Absolut, die Eltern haben die Aufgabe, sich den Kindern gleichermaßen zu widmen. Ich sehe die Schuld auch dort, man hätte Amar in seiner Art mehr fördern können. Rafik hätte sich weniger mit ihm streiten können. Und die Konkurrenz unter den Kindern lebt ja letztlich davon, dass die Eltern stolz gemacht werden müssen...brrr! Gruselig.

Was das Bild mit den Flecken auf dem Herzen angeht bin ich ganz bei dir. Es ist grausam, Kindern vor solchen Dingen so große Angst zu machen, nicht nur mit Religionen, auch mit vielen traditionellen Märchen, die solche Bilder aufgreifen.
 

KrimiElse

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Aber die Tradition scheint auch ihr enorm wichtig zu sein. Tarik lässt sich darauf ein. Was mann nicht alles aus Liebe tut ;)
Es gibt einen Moment, indem Hadia sich wünscht, dass Tarik genauso von der Zeremonie und dem Drumherum berührt wird, wie sie. Da kommen ein paar Zweifel bei ihr durch, ob Tarik überhaupt der Richtige ist. Sie kann einfach ihre muslimisch-traditionelle Erziehung nicht ablegen, will und muss sie aber auch nicht.

Ich denke, dass sie die Hochzeit aus Resoekt und Liebe zu ihren Eltern so traditionell anlegte (wobei ich mir gar nicht sicher bin, wer bei den Schiiten eigentlich das Machtwort zu Retten Ausrichtung von Hochzeiten spricht - Brautpaar oder Eltern?).
Im Verlauf der Zeremonie merkt man aber, wie wichtig das auch für sie selbst ist, wie tief sie trotz all ihrer Modernität im Glauben lebt. Ich sehe das in Bezug auf die Wahl Tariks nicht negativ, sondern wie am Anfang des Abschnitts geschrieben für ihre eigene Entwicklung, ihre Toleranz und Akzeptanz von andersartigen positiv.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Ich finde diese vielen Zeitsprünge ein wenig anstrengend, vor allem wenn es rückblickende Gedanken sind.

Ich stimme Ulrike zu, dass das Buch sehr viel Stoff zum Nachdenken und zum Austausch bietet. So viel kann ich gar nicht schreiben ...

Ich nehme beim Vater eine Wesensveränderung wahr, die mir gut gefällt. Ich finde es schön, dass er zu seinem Sohn Kontakt aufnimmt. Und er wird weise:

[zitat]Weißt du - darum geht´s doch-, kein Mensch ist nur gut. Jeder versucht, gut zu sein. Und jeder hat manchmal das Gefühl, dass er nicht gut ist, und sogar bei dem Versuch scheitert, gut zu sein. (352)[/zitat]

Das hat mir gut gefallen, weil es auch so ist.

Man merkt, dass der Vater ins Nachdenken gekommen ist und bereut so Manches.
Oder vielleicht war Rafik schon immer so, wurde aber in eine Rolle gepresst, die er nicht ausfüllen konnte? Und hat sich durch Wutanfälle und Streitereien gewehrt?
 
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Ich stimme Ulrike zu, dass das Buch sehr viel Stoff zum Nachdenken und zum Austausch bietet. So viel kann ich gar nicht schreiben …

Ein tolles Buch, oder? Diese Darstellungen der Charaktere in den Grautönen sind absolut gelungen, transportieren ein Bild einer Familie, aber auch ein Bild einer Kultur und ebenso ein Bild der Veränderung althergebrachter Werte. Und das Ganze wird für mich in glaubhaften Charakteren umgesetzt. Einfach nur toll!
 
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Ich nehme beim Vater eine Wesensveränderung wahr, die mir gut gefällt. Ich finde es schön, dass er zu seinem Sohn Kontakt aufnimmt. Und er wird weise:

[zitat]Weißt du - darum geht´s doch-, kein Mensch ist nur gut. Jeder versucht, gut zu sein. Und jeder hat manchmal das Gefühl, dass er nicht gut ist, und sogar bei dem Versuch scheitert, gut zu sein. (352)[/zitat]

Das hat mir gut gefallen, weil es auch so ist.

Man merkt, dass der Vater ins Nachdenken gekommen ist und bereut so Manches.

Dieses Vater-Sohn-Gespräch ist der Moment, wo Rafik von seinem Podest herunterkommt. Der Vater wird auf einmal menschlich, zeigt Gefühle und Verständnis. Im Gegensatz zu Leila pocht er nicht darauf, dass Amar mit auf dieses dusselige Familienfoto kommt - ganz entgegen der Tradition. Er deckt ihn sogar und gibt ihm Geld, damit er wieder nach LA fahren kann. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob er das macht, damit die anderen Gäste nicht mitbekommen, dass er angetrunken ist. Oder, ob dies doch aus Mitgefühl geschieht. Ich bin für Letzteres, da es mir Rafik sympatischer macht.;)

Natürlich gibt es Positives, dass Rafik zu Amar geht und ihm ganz offenkundig zu verstehen gibt, dass er ihm immer verzeihen wird. Aber warum musste Amar erst so tief in den Abgrund gestürzt werden, eben von seinem Vater, als Kind? Ich hoffe, ich werde das im nächsten Teil besser verstehen.

Rafik ist der Patriarch. Er ist für die Familie verantwortlich, setzt die Regeln fest und gibt sich nicht mit Gefühlsduseleien ab.
Aber wenn es brennt, ist er da! Er hat seinen Sohn nicht aufgegeben. Auch in dieser schwierigen Lage (Rafik weiß ja nicht, was vorgefallen ist) versucht er, dem Sohn eine Hilfe zu sein und schaut großzügig über dessen Rausch hinweg. Auch später nimmt er die Schuld für das Gespräch mit Seema mit auf sich ("WIR dachten das Richtige zu tun..."). In diesen Augenblicken ist Rafik fast weise.

Rafik wird in diesem Vater-Sohn-Gespräch richtig einfühlsam. Er rückt in meiner Sympathie deutlich nach oben. Warum er das nicht eher tut? Tja, wer weiß was Amar in ihm triggert. Irgendetwas von dem Verhalten des Sohnes bringt Rafik immer hoch. Ob das nun eine Angst vor einem Verhalten des Sohnes ist, die eventuelle böse Nachrede bewirkt oder ob er seinen Sohn gern nach seinen Maßstäben sehen würde oder ob er einfach Angst vor dem Aufbegehren hat. Aber egal. Vielleicht ändert er seine Sichtweisen jetzt. Ich denke auch, dass Rafik Amar immer mehr der Mutter zugetan gesehen hat, vielleicht hat das auch einen gewissen Neid hervorgerufen und er hat Amars Erziehung etwas mehr der Mutter überlassen. Ich denke auch, er war ja gegen das Einschreiten seiner Frau in der eventuell-Affäre mit Amira, hat sie aber trotzdem machen lassen. Fragen über Fragen. Aber das Positive hier ist, Rafik springt über seinen Schatten, menschelt, zeigt Gefühl. Ein Fitzelchen Hoffnung am Horizont. :)
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Das Buch hat jetzt deutlich an Tiefe hinzugewonnen. Menschen muslimischen Glaubens können aus den Geschichten sicherlich noch mehr herausziehen. Manche Lehren sind aber auch universell:
[zitat]Jedes Mal, wenn du mit dem Finger auf jemanden anderen zeigst, weisen drei Finger auf dich selbst zurück.[/zitat]

Das freut mich sehr. Du findest das Buch toll. :)
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Die Rückgabe der Uhr ist sehr symbolträchtig. Die Tatsache, dass Amar die tatsächlich entwendet hatte, zeigt auf, wie sehr es ihn schmerzte, dass Hadia sie "verliehen" bekam. Im Grunde war das überflüssig von Rafik, zumal es eine Herrenuhr gewesen sein muss. Vielleicht wollte er Amar damit anstacheln - falls ja, ist der Schuss gründlich daneben gegangen!

Das Weitergeben der Uhr an Hadia war symbolträchtig, Hadias Annehmen der Uhr war symbolträchtig, das Stehlen der Uhr war symbolträchtig, und das Zurückgeben der Uhr zur Hochzeit war auch symbolträchtig. Genau wie ich die Uhr an sich auch sehr symbolträchtig finde. Ganz schön viel symbolträchtig. :) Naja. Ich habe in der Uhr immer ein Statussymbol gesehen. Rafik hat die ganze Zeit gehofft er könne sie Amar geben, das typische Vater-Sohn-Geschenk eben, erkennt aber das Hadia viel würdiger ist, diese Uhr zu bekommen, kann ihr das aber nicht sagen, also sagt er es mit der Übergabe der Uhr und Hadia versteht und nimmt sie an, obwohl es eine Herrenuhr ist, Amar ist gekränkt und fällt immer tiefer in seine Löcher, stiehlt schließlich die Uhr, um Hadia zu strafen, Hadia versteht und schweigt, später sieht Amar viele Fehler ein und übergibt die Uhr zur Hochzeit und sagt damit zu Hadia: Du hast die Position des ersten Sohnes. Wow!
 
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