1. Leseabschnitt: Anfang bis S. 99 (Ende des 2. Kapitels von Teil 2)

Renie

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Dann mache ich mal den Anfang.
Das Buch beginnt mit Haidas Hochzeit, zu der Amar, der Bruder, auftaucht. Er hatte seit einiger Zeit keinen Kontakt zu seiner Familie. Haida hat ihn jedoch eingeladen. Was vorgefallen ist, dass Amar in der Versenkung verschwunden ist, lässt sich nur erahnen. Aber ich vermute, dass es mit der Lebensweise seiner muslimischen Familie zu tun hat, die stark von Traditionen geprägt ist.
Eigentlich komisch, aber wenn ich an Muslime denke, habe ich sofort ein arabisch geprägtes Bild vor Augen. Aber die Familie hat indische Wurzeln. Das ist für mich ungewohnt, aber interessant.
Haida heiratet traditionell. Sie scheint sich auf einer Gratwanderung zwischen den Traditionen, mit denen sie aufgewachsen ist und ihrem "amerikanischen" Leben zu befinden. Denn sie scheint eine moderne Frau zu sein, mit einem medizinischen Beruf. Also so ganz anders als ihre Mutter Leila, die in Indien aufgewachsen ist und erst nach einer arrangierten Ehe mit Rafik mit ihrem Ehemann nach Amerika ausgewandert ist. Die Rollen in dieser Familie sind klar definiert. Rafik ist der tonangebende Patriarch. Leila ist die Mutter, die ausschließlich für das Wohl ihres Mannes und ihrer Kinder da ist. Mehr erfährt man auch nicht von ihr. Keine Wünsche, keine Gedanken, was die eigene Person betrifft, immer auf Harmonie aus, um keinen Schatten auf ihr traditionelles Familienleben zu werfen.
Die drei Kinder Hadia, die älteste Tochter, Huda, die zweite Tochter, und Amar, der Jüngste und der einzige Sohn, leben in zwei Kulturen. Doch je älter sie werden, umso amerikanischer werden sie.
Amerika scheint in diesem Leseabschnitt auch gar nicht stattzufinden. Man gewinnt ein Bild von der muslimischen Gemeinde, zu der diese Familie gehört, sowie dem Familienleben, aber alles unter dem Einfluss des Islam und seiner Traditionen. Es würde mich auch nicht wundern, wenn Leila kein Englisch könnte, so abgeschottet von allem amerikanischen wie ihr Leben stattfindet.
So richtig bin ich noch nicht in diesem Roman angekommen. Mir gefällt der Wechsel in den Erzählperspektiven. Mich stört allerdings (noch), dass die Geschichte aus vielen Einzelepisoden besteht, die in den einzelnen Kjndheitsabschnitten der drei Geschwister hin und her springen. Wobei, eigentlich geht es um 2 Geschwister: Amar und Hadia, von Huda bekommt man noch nicht viel mit.
 

ulrikerabe

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So richtig bin ich noch nicht in diesem Roman angekommen. Mir gefällt der Wechsel in den Erzählperspektiven. Mich stört allerdings (noch), dass die Geschichte aus vielen Einzelepisoden besteht, die in den einzelnen Kjndheitsabschnitten der drei Geschwister hin und her springen. Wobei, eigentlich geht es um 2 Geschwister: Amar und Hadia, von Huda bekommt man noch nicht viel mit.
Mir geht es ähnlich. Huda ist für mich vollkommen farblos. Bis auf die eine Szene mit den Schuhen, da ist sie plötzlich präsent.

So wie @Renie schreibt: Die Positionen der Familienmitglieder sind klar abgesteckt. Laila nimmt ihr Leben so wie es kommt. Sie heiratet den Mann, der ihr ausgesucht wurde, geht nach Amerika mit ihm. Sie scheint da nichts zu hinterfragen. Sie ist sehr gläubig. Wenn sie den Eltern gehorcht, später dem Mann, gefällt das Gott. Sie kleidet sich traditionell, kocht traditionell. Sie legt viel Wert darauf, wie sie, die Familie nach außen hin erscheint. Alles muss perfekt sein, das Essen, wenn es Gäste gibt, der Hochzeitssaal....
Rafik führt die Familie mit starker Hand, ist unduldsam. Die Kinder dürfen keine Schulfreunde besuchen. Das Leben außerhalb der Famile findet nur im Umfeld der Religion, der Moschee statt.
Hadia, die Älteste is klug, ehrgeizig. Ihr Aufbegheren liegt allein darin, dass sie sich den Mann, den sie heiraten wird, selbst ausgesucht hat. Als Mädchen muss sie ein wenig die Mutterrolle Amar gegenübereinnehmen. Amar ist schon als Kind nicht so wie es der Vater gerne hätte. Verspielt, sensibel. Was genau zum Bruch mit der Famile geführt hat, weiß man noich nicht. War es ein spezielles Ereignis oder das ständige Aneinanderreiben. Ganz zu Anfang hätte ich ein bisschen damit spekuliert, ob Amar eventuell homosexuell sei. Aber bald erfahren wir, dass er als Jugendlicher in Amira verliebt war/ist.
Auch Hadia schwärmt als 13-jährige für einen Jungen, Abbas, der Amiras älterer Bruder ist. 13 ist sowieso schon ein schwieriges Alter, nicht mehr Kind, noch nicht Frau. Aber unter den restriktiven religiösen Vorgaben muss Pubertät ja noch viel viel komplizierter sein, denke ich mir.
 

Literaturhexle

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Eigentlich komisch, aber wenn ich an Muslime denke, habe ich sofort ein arabisch geprägtes Bild vor Augen. Aber die Familie hat indische Wurzeln. Das ist für mich ungewohnt, aber interessant.
Ich glaube, das geht uns allen so. In Deutschland leben eher die türkischen und arabischen Muslime. Ich wunderte mich wegen der indisch klingenden Namen - das ergab zunächst kein Bild.
Die Rollen in dieser Familie sind klar definiert.
Aber nicht im ganz konservativen Sinn: Es scheint von Kindheit an klar zu sein, dass die intelligente Hadia studieren darf. Sie wird zwar (im Gegensatz zu ihrem Bruder) nicht für ihren Fleiß gelobt, aber es ist klar, dass sie eine akademische Ausbildung bekommt. Das finde ich schon ziemlich fortschrittlich. Schließlich wird es spätestens an der Uni keine komplette elterliche Kontrolle und keine Geschlechtertrennung mehr geben.
Mir gefällt der Wechsel in den Erzählperspektiven. Mich stört allerdings (noch), dass die Geschichte aus vielen Einzelepisoden besteht
Ich empfinde den Wechsel der Perspektiven als sehr spannend. Ich merke schon jetzt, dass ich relativ viel kombiniere und über die verschiedenen Charaktere nachdenke. Mir gefällt der Schreibstil des Buches sehr gut: nicht verschnörkelt in angenehmen Sätzen schildert er das Familienleben, die Gedanken der Protagonisten und die Kultur, in der gelebt wird.
Wenn sie den Eltern gehorcht, später dem Mann, gefällt das Gott.
Diesen Satz habe ich auch markiert!
Die Kinder dürfen keine Schulfreunde besuchen. Das Leben außerhalb der Famile findet nur im Umfeld der Religion, der Moschee statt.
Die Familie wird von Hadia als Festung betrachtet. Der Vater bläut den Kindern ein, dass man keine Freunde braucht, wenn man eine Familie hat
 

Literaturhexle

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Ich möchte noch ein bisschen auf die Familie eingehen. Hadia scheint Vaters Liebling zu sein, obwohl sie für Hilfe und gute Leistungen nie gelobt wird (Fremden gegenüber berichten sie voller Stolz über Hadias Studienleistungen!). Als der Vater das neue Haus zeigt, erwischt sich sogar Mutter Laila dabei, ein wenig eifersüchtig zu sein, weil der Vater der Tochter alles so liebevoll präsentiert.

Huda scheint ein typisches Sandwich-Kind zu sein: Auf der einen Seite die begabte Schwester, die ihren Eltern ständig alles recht machen will, auf der anderen Seite Amar, der aufmuckt und durch Widerstand sowie schlechte Zensuren Aufmerksamkeit fordert.
Huda ist eher gemächlich und faul, gehört zwar zu den Geschwistern dazu, hat aber nicht so ein enges Verhältnis zu ihnen wie Hadia und Amar untereinander. Sie macht sich einen Spaß raus, Amir zu provozieren (oder anzuschwärzen?).

Als es beim Abendessen zum Eklat wegen der Schuhe kommt, hasst Hadia ihre Familie für einen Moment, weil selten gelacht wird und "alles immer auf eine Auseinandersetzung zusteuert". Sie will es einmal anders haben: Sie will sich eine neue Familie suchen.
Das finde ich ganz schön heftig, legt es doch die Enge und Einschränkung offen, unter der sie leidet, auch ohne aufzubegehren.

Am Ende des Abschnittes sind alle beeindruckt von Amirs kreativem Kampf für die Schuhe. Auch hier lobt die Mutter den Sohn, was Hadia erneut einen Stich versetzt.

Man sieht schon deutlich, wie sich die Vater-Sohn-Konflikte auftun. Irgendwas hat zum Fortgang Amars geführt, wir werden es noch erfahren.
Dennoch ist Rafik trotz seines konservativen Weltbildes ein durchaus liebevoller Patriarch: Auch dieses scheint ein Buch mit Grautönen zu sein, was mir sehr gut gefällt.

Romantisch fand ich die kleine Liebelei zwischen Amar und Amira. Die Konventionen erlauben eigentlich keinen Kontakt zwischen den Gendern - dennoch finden die jungen Leute Mittel und Wege. Das Zettelchen war natürlich auch inhaltlich schon sehr persönlich und deshalb spannend ;)
Ich freue mich aufs Weiterlesen!
 

KrimiElse

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Ich bin leider langsamer als ihr...ich habe begonnen, es ist toll, aber ich ersticke seit gestern in Zeitmangel, leider. Gebt mir bitte noch zwei...drei Tage, dann bin ich auf dem Laufenden.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich bin leider langsamer als ihr...ich habe begonnen, es ist toll, aber ich ersticke seit gestern in Zeitmangel, leider. Gebt mir bitte noch zwei...drei Tage, dann bin ich auf dem Laufenden.
Nur die Ruhe und kein Stress! Das Buch ist viel zu gut, um da durch zu hetzen. MICH holst du sowieso wieder ein. Heute lese ich keine Seite mehr (Sitzung :))
 

Momo

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10. November 2014
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Mir gefällt das Buch auch sehr gut. Vieles,was hier erwähnt wurde, habe ich im Buch selbst auch markiert. Ich hatte mich anfangs gefragt, aus welchem Land diese Familie kommt, bis ich gemerkt habe, dass sie in Amerika lebt. Dass sie Urdu sprechen zeigt das Land, aus dem die Eltern der Kinder stammen. Ich finde es merkwürdig, dass das Amerikanische so total ausgeblendet wird in dieser Familie. Immer, wenn die Kinder versuchen, amerikaniche Worte zu gebrauchen, werden sie gerügt und berichtigt. Oder wenn sie versuchen, sich mit ihren Freundinnen zu treffen, wird auch dieser Wunsch torpediert.

Ich bin selbst auch mit zwei Kulturen groß geworden, und bei uns wurden in der Familie beide Kulturen gelebt und ich besitze heute zwei Pässe. Eine große Bereicherung.

Seltsam, dass die Mädchen so brav sind, nicht rebellieren. Hadira hat sich in einen Inder verliebt, den sie heiraten wird. Es hätte auch ein Amerikaner sein können, in dem sie sich verliebt hätte, aber das hätten die Eltern nie geduldet. Der Bruder Amar scheint, so glaube ich, sich in die andere Richtung zu entwickeln, hängt doch eher kindlichen amerikanischen Statussymbolen nach, auch wenn er sich in ein Mädchen aus der Gemeinde verguckt hat.

Interessant fand ich die Szene, als Amar unbedingt die roten Schuhe haben wollte, die sein amerikanischer Schulkamerad anhatte. Nachdem der Vater sie ihm ausgeschlagen hatte, hat der kleine Knirps eine Petition an den Vater verfasst, der darauf eingegangen ist, als er dem Sohn einen Deal eingefädelt hatte. Der Sohn ging darauf ein ... Interessanter Gedanke mit der Petition.

Ich bin neugierig, wie sich das Leben der beiden Kinder Amar und Huda noch entwickeln wird. Ich glaube, Amar wird Amerikaner.
 

Momo

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10. November 2014
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Sind die Kinder nicht amerikanische Staatsbürger, weil sie dort geboren wurden?
 
G

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Eigentlich komisch, aber wenn ich an Muslime denke, habe ich sofort ein arabisch geprägtes Bild vor Augen. Aber die Familie hat indische Wurzeln. Das ist für mich ungewohnt, aber interessant.

Das ging mir genauso, weder das Cover noch die Namen haben mich davon abgebracht. zu denken ich befinde mich im arabischen Raum. Erst die verschiedenen erwähnten Kleidungsstücke bei der Hochzeit offenbarten mir die andere Herkunft.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Dann mache ich mal den Anfang.
Das Buch beginnt mit Haidas Hochzeit, zu der Amar, der Bruder, auftaucht. Er hatte seit einiger Zeit keinen Kontakt zu seiner Familie. Haida hat ihn jedoch eingeladen. Was vorgefallen ist, dass Amar in der Versenkung verschwunden ist, lässt sich nur erahnen. Aber ich vermute, dass es mit der Lebensweise seiner muslimischen Familie zu tun hat, die stark von Traditionen geprägt ist.
Eigentlich komisch, aber wenn ich an Muslime denke, habe ich sofort ein arabisch geprägtes Bild vor Augen. Aber die Familie hat indische Wurzeln. Das ist für mich ungewohnt, aber interessant.
Haida heiratet traditionell. Sie scheint sich auf einer Gratwanderung zwischen den Traditionen, mit denen sie aufgewachsen ist und ihrem "amerikanischen" Leben zu befinden. Denn sie scheint eine moderne Frau zu sein, mit einem medizinischen Beruf. Also so ganz anders als ihre Mutter Leila, die in Indien aufgewachsen ist und erst nach einer arrangierten Ehe mit Rafik mit ihrem Ehemann nach Amerika ausgewandert ist. Die Rollen in dieser Familie sind klar definiert. Rafik ist der tonangebende Patriarch. Leila ist die Mutter, die ausschließlich für das Wohl ihres Mannes und ihrer Kinder da ist. Mehr erfährt man auch nicht von ihr. Keine Wünsche, keine Gedanken, was die eigene Person betrifft, immer auf Harmonie aus, um keinen Schatten auf ihr traditionelles Familienleben zu werfen.
Die drei Kinder Hadia, die älteste Tochter, Huda, die zweite Tochter, und Amar, der Jüngste und der einzige Sohn, leben in zwei Kulturen. Doch je älter sie werden, umso amerikanischer werden sie.
Amerika scheint in diesem Leseabschnitt auch gar nicht stattzufinden. Man gewinnt ein Bild von der muslimischen Gemeinde, zu der diese Familie gehört, sowie dem Familienleben, aber alles unter dem Einfluss des Islam und seiner Traditionen. Es würde mich auch nicht wundern, wenn Leila kein Englisch könnte, so abgeschottet von allem amerikanischen wie ihr Leben stattfindet.
So richtig bin ich noch nicht in diesem Roman angekommen. Mir gefällt der Wechsel in den Erzählperspektiven. Mich stört allerdings (noch), dass die Geschichte aus vielen Einzelepisoden besteht, die in den einzelnen Kjndheitsabschnitten der drei Geschwister hin und her springen. Wobei, eigentlich geht es um 2 Geschwister: Amar und Hadia, von Huda bekommt man noch nicht viel mit.

Hadia heiratet traditionell, aber man merkt dass bei ihr eine Veränderung stattgefunden hat, sie ist mehr selbst bestimmt. Eine Veränderung, die definitiv auch etwas mit dem Land in dem sie leben zu tun hat. Obwohl in letzter Zeit auch in Indien Veränderungen stattfinden. Die Bevölkerung in den Städten nähert sich mehr der westlichen Kultur an.

Die Stellungen bei den Eltern sind klar definiert. Rafik ist der Patriarch und Leila ist die Mutter, die sich um das Wohl des Mannes und der Kinder zu kümmern hat. Ja definitiv. Obwohl aber manchmal im Buch etwas aufblitzt, was eine tiefere Beziehung zwischen Rafik und Leila zeigt, zum Beispiel in der Abschiedsszene S. 67
 
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G

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Aber bald erfahren wir, dass er als Jugendlicher in Amira verliebt war/ist.
Auch Hadia schwärmt als 13-jährige für einen Jungen, Abbas, der Amiras älterer Bruder ist. 13 ist sowieso schon ein schwieriges Alter, nicht mehr Kind, noch nicht Frau. Aber unter den restriktiven religiösen Vorgaben muss Pubertät ja noch viel viel komplizierter sein, denke ich mir.

Das Geplänkel zwischen diesen beiden Eventuell-Paaren fand ich richtig süß, richtig niedlich. Ich hatte mich schon mit den Gedanken ertappt, na hoffentlich geht das alles gut.

Und gerade die Pubertät wird unter den religiösen Vorgaben anders laufen, und wir sollten glücklich sein zu leben, wo wir leben!
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Mir geht es ähnlich. Huda ist für mich vollkommen farblos. Bis auf die eine Szene mit den Schuhen, da ist sie plötzlich präsent.

So wie @Renie schreibt: Die Positionen der Familienmitglieder sind klar abgesteckt. Laila nimmt ihr Leben so wie es kommt. Sie heiratet den Mann, der ihr ausgesucht wurde, geht nach Amerika mit ihm. Sie scheint da nichts zu hinterfragen. Sie ist sehr gläubig. Wenn sie den Eltern gehorcht, später dem Mann, gefällt das Gott. Sie kleidet sich traditionell, kocht traditionell. Sie legt viel Wert darauf, wie sie, die Familie nach außen hin erscheint. Alles muss perfekt sein, das Essen, wenn es Gäste gibt, der Hochzeitssaal....
Rafik führt die Familie mit starker Hand, ist unduldsam. Die Kinder dürfen keine Schulfreunde besuchen. Das Leben außerhalb der Famile findet nur im Umfeld der Religion, der Moschee statt.
Hadia, die Älteste is klug, ehrgeizig. Ihr Aufbegheren liegt allein darin, dass sie sich den Mann, den sie heiraten wird, selbst ausgesucht hat. Als Mädchen muss sie ein wenig die Mutterrolle Amar gegenübereinnehmen. Amar ist schon als Kind nicht so wie es der Vater gerne hätte. Verspielt, sensibel. Was genau zum Bruch mit der Famile geführt hat, weiß man noich nicht. War es ein spezielles Ereignis oder das ständige Aneinanderreiben. Ganz zu Anfang hätte ich ein bisschen damit spekuliert, ob Amar eventuell homosexuell sei. Aber bald erfahren wir, dass er als Jugendlicher in Amira verliebt war/ist.
Auch Hadia schwärmt als 13-jährige für einen Jungen, Abbas, der Amiras älterer Bruder ist. 13 ist sowieso schon ein schwieriges Alter, nicht mehr Kind, noch nicht Frau. Aber unter den restriktiven religiösen Vorgaben muss Pubertät ja noch viel viel komplizierter sein, denke ich mir.

Wie Leila ihr Leben nimmt, hat mich getroffen und wie streng Rafik zu den Kindern und in der Erziehung ist, da merkt man unter was für einem Druck die Kinder da stehen. Dieser nicht erlaubte Kontakt zwischen den Geschlechtern, ob das so gut ist?!?

Amar in seiner Rolle hat mir ehr leidgetan. Verspielt, sensibel vergeistigt. Ich habe hier schon Angst bekommen.

Hadia erscheint hier schon sehr stark und überlegt, war der Charakter, wo ich dachte, ist mir am sympathischsten.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Ich möchte noch ein bisschen auf die Familie eingehen. Hadia scheint Vaters Liebling zu sein, obwohl sie für Hilfe und gute Leistungen nie gelobt wird (Fremden gegenüber berichten sie voller Stolz über Hadias Studienleistungen!). Als der Vater das neue Haus zeigt, erwischt sich sogar Mutter Laila dabei, ein wenig eifersüchtig zu sein, weil der Vater der Tochter alles so liebevoll präsentiert.

Huda scheint ein typisches Sandwich-Kind zu sein: Auf der einen Seite die begabte Schwester, die ihren Eltern ständig alles recht machen will, auf der anderen Seite Amar, der aufmuckt und durch Widerstand sowie schlechte Zensuren Aufmerksamkeit fordert.
Huda ist eher gemächlich und faul, gehört zwar zu den Geschwistern dazu, hat aber nicht so ein enges Verhältnis zu ihnen wie Hadia und Amar untereinander. Sie macht sich einen Spaß raus, Amir zu provozieren (oder anzuschwärzen?).

Als es beim Abendessen zum Eklat wegen der Schuhe kommt, hasst Hadia ihre Familie für einen Moment, weil selten gelacht wird und "alles immer auf eine Auseinandersetzung zusteuert". Sie will es einmal anders haben: Sie will sich eine neue Familie suchen.
Das finde ich ganz schön heftig, legt es doch die Enge und Einschränkung offen, unter der sie leidet, auch ohne aufzubegehren.

Am Ende des Abschnittes sind alle beeindruckt von Amirs kreativem Kampf für die Schuhe. Auch hier lobt die Mutter den Sohn, was Hadia erneut einen Stich versetzt.

Man sieht schon deutlich, wie sich die Vater-Sohn-Konflikte auftun. Irgendwas hat zum Fortgang Amars geführt, wir werden es noch erfahren.
Dennoch ist Rafik trotz seines konservativen Weltbildes ein durchaus liebevoller Patriarch: Auch dieses scheint ein Buch mit Grautönen zu sein, was mir sehr gut gefällt.

Romantisch fand ich die kleine Liebelei zwischen Amar und Amira. Die Konventionen erlauben eigentlich keinen Kontakt zwischen den Gendern - dennoch finden die jungen Leute Mittel und Wege. Das Zettelchen war natürlich auch inhaltlich schon sehr persönlich und deshalb spannend ;)
Ich freue mich aufs Weiterlesen!

Ja, schon hier merkt man einige von den Konflikten in der Familie. Und es verspricht interessant zu werden.

Und ja, Huda ist ein Sandwich-Kind, etwas blass zwischen ihren starken Geschwistern.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Ich bin selbst auch mit zwei Kulturen groß geworden, und bei uns wurden in der Familie beide Kulturen gelebt und ich besitze heute zwei Pässe. Eine große Bereicherung.

Eine echte Bereicherung. Da kannst du echt stolz und froh sein. Dann bist du ja ein Insider. Ich kann mir nur Informationen in Büchern suchen und etwas im Kontakt, wir haben auf Arbeit einigen Kontakt zu Flüchtlingen. Die Erlebnisse im Heimatland und auf der Flucht kommen dann irgendwann zu tage, was dann zu Aufenthalten in der Psychiatrie unter den verschiedensten Diagnosen führt, durch eine bestehende Sprachbarriere ist das Behandeln dann schwierig. Aber der Kontakt der entsteht und besteht ist echt bereichernd. Manchmal komme ich nur echt an die Grenzen meines Verstehens, aber ich bleibe am Ball, mein Interesse ist schon lange geweckt. :)
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Ich komme nun endlich auch dazu, mich zu melden. Entschuldigung, meine Woche war wirklich sehr lebendig...
Zum Inhalt haben viele hier schon einiges geschrieben, ich möchte das nicht wiederholen.
Ich habe einen kleinen Moment gebraucht zu kapieren, dass es sich um eine indische Familie handelt. Bei derBeschreibung der Hochzeitskleidung war es dann klar. Ebenso hat es einen Augenblick gedauert zu verstehen, dass das Buch in Kalifornien spielt. Aber das stört nicht, im Gegenteil, ich mag es, wenn so mäandernd erzählt wird. Es gibt immer klare Eckdaten, an denen man erkennt, wo man sich gerade befindet. Mit rein chronologischer Erzählung könnte ich hier nichts anfangen, denn sprachlich ist das Buch nicht besonders gewieft. Das stört mich ehrlich gesagt auch ein klein wenig, aber @renee hat mir versichert, dass alles noch aufregender wird.
Momentan plätschert mir einiges noch zu sehr, es gibt zwar ein paar interessante Andeutungen, aber so sehr gepackt bin ich ehrlich gesagt nicht. Ich hoffe aber...
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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scheint sich auf einer Gratwanderung zwischen den Traditionen, mit denen sie aufgewachsen ist und ihrem "amerikanischen" Leben zu befinden. Denn sie scheint eine moderne Frau zu sein, mit einem medizinischen Beruf
Das habe ich so gar nicht herausgelesen...sie hat den Vorbereitungskurs für die Uni besucht, aber arbeitet sie als Medizinerin? Hat sie auch wirklich studiert? Ich muss nochmal schauen...
 
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KrimiElse

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Mir kommt es ein bisschen so vor, als versuche Hadia sich dadurch mehr Macht in der Familie zu verschaffen (als sie die Mutterrolle übernimmt), im Zusammenhang damit auch, dass sie Amar oft vor dem Vater rettet.
Ich denke, Amar ist ein Melancholiker, oder vlt hat er ein psychisches Problem. Er wird als Kind trübsinnig, sobald sich der Tag dem Ende neigt und Hadia muss ihn oft aufrütteln...