5. Teil: Städte + Wasser + Übeltäter + Bögen + Geschichten

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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In deinen Ausführungen hast du unbedingt recht. Viel wissen wir nicht über die Beziehungen Michaels zu seinen Frauen. Als ICH von schwach sprach, bezog ich mich auf die Tatsache, dass er sich nach den Trennungen so gehen ließ. So schlimm das ist, wenn man 5 Kinder hat, muss man aus dem Gasthaus auch wieder herauskommen und Verantwortung tragen. Er hat seine Söhne nicht nur emotional allein gelassen, sondern auch finanziell. Das hat für mich etwas mit Schwäche zu tun.

Oh, ja, das war es tatsächlich, was ich ursprünglich meinte, als ich von schwach sprach. In meiner Antwort auf Renies Kommentar wollte ich nur herausstreichen, dass ich Schwäche nicht für etwas Unverzeihliches halte. Macht das Sinn?
 

Renie

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Oh, ja, das war es tatsächlich, was ich ursprünglich meinte, als ich von schwach sprach. In meiner Antwort auf Renies Kommentar wollte ich nur herausstreichen, dass ich Schwäche nicht für etwas Unverzeihliches halte. Macht das Sinn?
Unbedingt. ;) Einigen wir uns doch darauf, dass Michael in seiner Trauer Schwäche gezeigt hat, weil er die Verantwortung für seine Jungs nicht übernehmen konnte. Das macht ihn aber nicht zu einem schwachen Part in der Ehe mit Penelope und seiner ersten Frau, oder generell zu einem schwachen Menschen. Denn dies war der Ursprungsgedanke bei unserer Diskussion über Schwäche.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Ihr habt inhaltlich schon so vieles geschrieben, ich möchte das nicht wiederholen (nicht zuletzt um schnell weiterlesen zu können, ich habe jetzt nämlich noch etwas Zeit ;))

Penelope und Michael versuchen, ihren Jungen jeder auf seine Art Stärke zu vermitteln und ergänzen sich dabei ganz wunderbar.
Für Penelope ist es das Klavier. Es hat sie immer begleitet und half ihr beim Aufstehen, bei ihr steht es offenbar zum einen für Disziplin mit sich selbst, zum anderen für Lebensmut trotz Trauer und für den Beginn ihrer Liebe. Der Heiratsantrag ist noch auf den Tasten...
Michael weiß, worauf es im Rnnbahnviertel für Jungen ankommt, er hat Härte und sieht sie auch in seinen Jungen, gibt ihnen Kraft durch Training.
Und irgendwie nähert sich alles insgesamt dadurch an, wird eins. Penny Flucht wie die Jungen, und die Jungen verteidigen ihr Klavierspiel, lieben die alten Geschichten Homers. Die Verschmelzung ist vollzogen, als Penny zum Dunbar-Jungen wird. Muss sie deshalb danach gehen, weil das eigentlich nicht passt? Das ist das Bild, das ich beim Haarschneiden hatte...

Ich bin jetzt nicht mehr erstaunt, dass Clay zu seinem Vater ging. Denn was auch immer er getan hat, Clay ist offenbar sensibler als seine Brüder, kennt mehr der Geschichten, und kennt sie vor allem vollständig (ganz am Ende), so dass ich mir vorstellen kann, dass er den Mörder zumindest ansatzweise versteht...
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Penelope erzählt Clay alles. Ich habe das so verstanden, dass sie ihm von der ersten Liebe seines Vaters erzählt. Das würde auch erklären, warum Clay mit dem Vater nachsichtiger ist als die Anderen. Nur er weiß, dass Michael zum zweiten Mal seinen wichtigsten Menschen verliert. Er hatte keine Kraft mehr sich um seine Kinder zu kümmern...

Es gibt eine neue Andeutung in dem Kapitel : Triumvirat. Clay wird mit Carey noch eine Art Drama erleben. Das Wort Triumvirat verstehe ich in dem Zusammenhang nicht ganz??

Ein sehr guter Gedanke, ja, das mag sein...
Triumvirat bezieht sich auf Carey, und den zwischen Liebe und Verlust gespalteten Clay. Carey ist der dritte Teil des sowieso schon gespalteten Clay. Ein bisschen seltsam dieses Bild, wie ich finde, aber vielleicht fehlt mir auch einfach noch ein Puzzleteil.
 
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KrimiElse

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26. Januar 2019
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In diesem Abschnitt erfahren wir sehr viel über das Familienleben der Dunbars, als die Familie noch komplett und intakt war.
Die Eltern scheinen sich auf jedes Kind gefreut zu haben. Clay war der, der mit einem Lächeln zur Welt kam und Geschichten liebte.

Alle Söhne mussten Klavier spielen lernen, das war für die Mutter nicht verhandelbar. "Ďas Klavier als Symbol der Kindheitsqual", führt zu dem Kapitel Klavierkriege: Matthew wird von einem schulbekannten Schläger gemobbt, weil er Klavier spielt und demnach eine Schwuchtel sei.
Als Folge tritt er in Streik, was Penelope nicht akzeptiert. Als der Konflikt eskaliert, lehrt Michael den Jungen das Boxen, damit er sich zur Wehr setzen kann. Eine wunderbare Szene (S. 321 oben)

Anschließend wird das langsame Sterben Penelopes beschrieben. Ausfälle, Behandlung, Operationen, Bestrahlung, Hoffnung und zerschlagene Hoffnung. Das beschreibt Zusak sehr empathisch ohne Tränendrüse. Mitunter streut er witzige Szenen und Dialoge ein, die der Grundstimmung die Schwere nehmen.

Die Mutter unternimmt mit jedem Sohn noch etwas Besonderes.
Irgendwann Klarheit: "Jungs, ich werde sterben." Spätestens da hat man dann doch einen Knoten im Hals...

Der zweite Handlungssstrang behandelt die Gegenwart . Clay akzeptiert die Prügel, sieht sie als verdient an. Die Nachbarin Mrs Chilman verarztet die Verletzten, das scheint sie häufiger zu tun. Die Jungen scheinen ihre eigenen Bedürfnisse und Schmerzen nicht so ernst zu nehmen- eigentlich logisch, es kümmert sich ja auch keiner darum.

Doch es gibt auch unterstützende Geister im Roman, eine davon ist die Lehrerin Claudia Kirkby oder Clays Freundin Carey, deren Galopprennen auch interessant geschildert wird.

Am Ende geht Clay wieder zum Mörder zurück, der überrascht ist, dass Clay zurückkehren durfte. Auch er scheint seine Strafe (die Isolation) zu akzeptieren.
Clay fühlt sich offenkundig auch zu seinem Vater hingezogen, was auf S. 361 erneut wunderbar in Sprache umgesetzt wurde.

Bin gespannt, was ihr erwähnenswert findet. Ich wiederhole mich, aber ich bin gefangen und begeistert von diesem Buch:reader3
Eine wunderbare Zusammenfassung...dem ist nichts hinzu zufügen.
 

parden

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13. April 2014
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Wenn man wie ich ein wenig hinterher liest, ist in den Leserunden das meiste schon geschrieben. So habe ich auch hier nichts hinzuzufügen, außer dass mir das Buch immer mehr ans Herz wächst. Wie es Zusak gelingt, trotz seiner fast sachlichen und recht zerrupften Darstellung der Geschehnisse solche Emotionen bei mir / dem Leser zu wecken: Hut ab. Die Geschichte um die sterbende Mutter hat mich schon sehr ergriffen.

Ich freue mich jedenfalls, dass ich noch einige Seiten vor mir habe. Das entpuppt sich allmählich als eines der Bücher, deren Ende ich nicht gerne entgegen sehe...
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Mir gefällt der Roman immer besser. Inhaltlich habt ihr das Ganze ja schon gut zusammengefasst. Da spare ich mir ebenfalls die Wiederholungen. Aber was ich dazu auf jeden Fall sagen kann, ist, dass ich diesen Abschnitt besonders berührend fand.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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In beiden Ehen waren die Frauen die Starken, nicht er. Ich kann verstehen, dass der Tod seiner Frau ihn am Boden zerstört, aber die Liebe zu seinen Kindern hätte doch dafür sorgen sollen, dass er sie nicht einfach im Stich lässt...
Das ist auch das erste, was mir dazu einfiel, er sollte stark sein für die Kinder. Bin gespannt, ob der Roman in dieser Hinsicht noch etwas parat hält. Momentan denken wir, wir wissen genug um uns ein richtiges Bild zu machen, aber haben wir wirklich schon alle Puzzleteile? Hält Zusak vielleicht noch etwas einschneidendes bereit?
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Penny ist so eine starke Frau, trotz ihrer Krankheit möchte sie mit jedem ihrer Jungs noch etwas schönes erleben. In ihrem Zustand dürfte ihr das nicht leicht gefallen sein.
Trotz der Beklemmung,die durch die Krankheit vorherrscht, gibt es auch sehr viele humorvolle Szenen. Die Nachbarin, die um Bücher bittet, war eine davon. Diese Anekdoten, und die Handlungen in der Vergangenheit, lockern alles ein wenig auf, ansonsten wäre es mir teilweise zu viel geworden.
Zu Beginn der Lektüre habe ich mich immer wieder ertappt, diesen Roman mit der Bücherdiebin zu vergleichen. Diese Romane sind aber ganz und gar nicht miteinander vergleichbar. Auch der Schreibstil erscheint mir hier komplett anders, wenn ich es nicht wüsste, würde ich nicht glauben, dass sie aus ein und derselben Feder stammen.
 

Renie

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19. Mai 2014
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u Beginn der Lektüre habe ich mich immer wieder ertappt, diesen Roman mit der Bücherdiebin zu vergleichen.
Das habe ich auch gemacht. Obwohl ich "Die Bücherdiebin" nicht mehr parat hatte. Es liegt doch zuweit zurück, dass ich den Roman gelesen habe. Trotzdem ist der positive Eindruck geblieben, und dass ich das Buch geliebt habe. Daher habe ich voraussgesetzt, auch "Nicht weniger als ein Wunder" zu mögen. Aber Zusak hat mir das mit dem Anfang nicht leicht gemacht.;)
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Das habe ich auch gemacht. Obwohl ich "Die Bücherdiebin" nicht mehr parat hatte. Es liegt doch zuweit zurück, dass ich den Roman gelesen habe. Trotzdem ist der positive Eindruck geblieben, und dass ich das Buch geliebt habe. Daher habe ich voraussgesetzt, auch "Nicht weniger als ein Wunder" zu mögen. Aber Zusak hat mir das mit dem Anfang nicht leicht gemacht.;)
Ich kenne „Die Bücherdiebin“ nicht. Ist die Sprache auch so angelegt, dass man schwer hinein findet? Denkt ihr, es wäre für mich eine lohnende Lektüre (ich mag allerdings keine Jugendbücher)?
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich kenne „Die Bücherdiebin“ nicht. Ist die Sprache auch so angelegt, dass man schwer hinein findet? Denkt ihr, es wäre für mich eine lohnende Lektüre (ich mag allerdings keine Jugendbücher)?
Die Bücherdiebin ist WIRKLICH ein All Age Buch!!! Es gab damals auch eine Jugend- und eine Erwachsenenausgabe (beide identisch).

Ich lese mittlerweile nicht mehr so gerne die so genannten "Bücher gegen das Vergessen". Zu deutlich wird schwarz und weiß oft abgegrenzt... Ich mag das nicht mehr.
Die Bücherdiebin hat mich ganz oft berührt. Weil sie das Leid der Zeit und der Juden schildert, authentisch, wie es war. Ohne den maßregelnden Zeigefinger!

Ein tolles Buch. Es ist nicht annähernd so poetisch geschrieben wie das Wunder. Aber auch besonders. Ich brauchte eine Weile um hineinzukommen, weil der Tod die Geschichte erzählt - und zwar auf recht eigenwillig Weise.
Andere sind sofort gefesselt gewesen.
Aber: Es ist bestimmt ein Buch für dich!!!
Du musst es einfach mal anlesen.