Rezension Rezension (5/5*) zu Nichts weniger als ein Wunder: Roman von Markus Zusak.

Renie

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Buchinformationen und Rezensionen zu Nichts weniger als ein Wunder von Markus Zusak
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verwunderlich und wundervoll

Nichts weniger als ein Wunder habe ich erwartet, als ich gleichnamigen Roman von Markus Zusak das erste Mal aufschlug. Denn mit seinem Roman "Die Bücherdiebin" hat er vor etlichen Jahren einen Erfolg rausgehauen, der kaum zu toppen ist. Wenn ein Autor es also schafft, hier noch einen drauf zu setzen, grenzt dies an ein Wunder.
Und der neue Roman steckt voller Wunder. Ich war verwundert. Vieles in diesem Roman ist wunderlich. Doch am Ende fügt sich alles zu einem wundervollen Ganzen.

Ich gebe zu, anfangs hatte ich meine Startschwierigkeiten mit diesem Roman. Der Sprachstil von Markus Zusak ist sehr speziell. Das Textbild erinnert stellenweise an Lyrik, die Sätze wirken fragmentarisch. Hinzu kommt eine Symbolik, die überfordert ... so meint man zumindest. Denn wenn man den Fehler macht, diese Symbolik und Vieldeutigkeit im Detail verstehen zu wollen, beißt man sich die Zähne daran aus. Bei diesem Roman zählt das Gesamtpaket. Viele Dinge erklären sich im Verlauf des Romans, so dass sich rückblickend alle Fragen beantworten lassen. Man muss sich nur darauf einlassen.

"Wir träumten in unseren Zimmern und schliefen.
Wir waren Jungen, und wir waren wundersam.
Wir lagen da, lebendig und atmend -
denn das war die Nacht, in der er uns umbrachte.
Er hatte uns im Schlaf ermordet."

Entgegen meiner bisherigen Vorgehensweise beim Schreiben von Rezensionen, in ein paar Sätzen den Inhalt eines Buches zu skizzieren, beschränke ich mich hier auf ein absolutes Minimum. Dies tue ich nicht, weil es nichts zum Inhalt zu berichten gibt. Nein, ganz im Gegenteil. Zusak hat sehr viel zu erzählen. Aber tatsächlich ist dieser Roman eine Wundertüte und steckt voller Überraschungen. Ich habe diese Überraschungen sehr genossen und möchte keinen Leser um seinen persönlichen Spaß bringen. Daher liefere ich hier nur ein paar Stichworte:
Es geht um die Familie Dunbar in Australien: 5 Söhne (wovon einer der Ich-Erzähler dieses Romans ist), Vater Michael und Mutter Penelope sowie diverse Haustiere mit den schönen Namen der klassisch griechischen Mythologie (einen Goldfisch "Agamemnon" zu nennen, ist schon sehr eigenwillig. Man fragt sich, warum die Viecher der Familie Dunbar so heißen)
Es geht um Michaels und Penelopes Vergangenheit, wie sie sich kennen- und liebengelernt haben.
Es geht um einen Jungen, "der mit einem Lächeln geboren wurde".
Es geht um eine wilde Familienbande und innige Bruderliebe.
Es geht um eine Brücke, irgendwo in der australischen Einsamkeit.
Es geht um Pferderennen.
Es geht um Michelangelo und ums Klavierspielen.
Es geht um Liebe, Wut, Schuld, Scham, Angst, Traurigkeit, Freude und, und, und...
Natürlich geht es noch um viel viel mehr.

"Es war irgenwie poetisch, aber nicht im besten Sinne.
Sie brachte uns Mozart und Beethoven bei.
Und wir ihr das Fluchen."

Man wundert sich, wie solch verquere Ansätze am Ende zu einem Roman werden. Aber Markus Zusak hat das Kunststück geschafft. Wo sich jeder andere verzettelt hätte, schafft Zusak es, die Irrungen, Verschlingungen und Schleifen am Ende zu einem farbenprächtigen und einzigartigen Erzählkunstwerk zu verknüpfen, das man so schnell nicht vergessen wird.
Also merke:
Wer sich von den anfänglichen Startschwierigkeiten dieses Romanes abschrecken lässt, bringt sich um den Spaß an einem opulenten Roman, der zu Herzen geht, fesselt und seinesgleichen sucht.
Natürlich Leseempfehlung!

© Renie


 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Wo sich jeder andere verzettelt hätte, schafft Zusak es, die Irrungen, Verschlingungen und Schleifen am Ende zu einem farbenprächtigen und einzigartigen Erzählkunstwerk zu verknüpfen, das man so schnell nicht vergessen wird.
Toll zusammengefasst!
Ich würde die ganze Rezension unterschreiben!
 
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