3. Leseabschnitt: Brida

G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ich habe jetzt drei Frauengeschichten gelesen und tue das mit viel Vergnügen. Der Balanceakt der modernen Frau, die ihre Bestimmung nicht in Familie und Ehe sieht, sondern irgendwo jenseits davon und dabei dennoch von der ständigen Sehnsucht nach dem Diesseits davon getrieben wird, - also alles gleichzeitig will - ist hier in seiner Vielfältigkeit dargestellt. Irgendwie finde ich mich auch an einigen Stellen wieder. Und leide mit Judith, Brida, Paula und wer da nun noch kommt.

So ging es mir auch. Wunderbare Blicke auf moderne Frauen, die sehr ehrliche Gedanken äußern und man findet sich irgendwo bei jeder wieder.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
@Anjuta, mit dem Ausdruck Balanceakt hast du es gut auf den Punkt gebracht. Während sich Paula zunächst völlig für ihre Ehe und ihr Kind aufgegeben hat, strebt Judith die absolute Freiheit an und ist doch einsam. Brida als Figur stellt für mich ein Versuch dar, beides zu verwirklichen. Die Freiheit zu schreiben, sich selbst zu verwirklichen, gleichzeitig will sie für ihre Kinder da sein und hat ein schlechtes Gewissen, wenn sie Hermine zur Tagesmutter gibt. Nebenbei stellt die Autorin die unterschiedlichen Lebensmodelle Ost - West gegenüber, obwohl es sich inzwischen wohl angeglichen hat (?)
Interessant ist, dass Brida um ihre freie Zeit zum Schreiben kämpfen muss. Sie soll sich entscheiden, fordert Götz, der ansonsten so tolerant erscheint, aber er verdient das Geld... Was wäre wenn Brida schreiben dürfte, würde sie dann als Schriftstellerin so erfolgreich sein, die Familie zu ernähren? Tragisch für Brida, dass sie zu spät erkennt, dass sie Götz trotz allem liebt, der Leichtigkeit will...was soll man davon halten?

Brida strebt einen Balanceakt an, sie möchte Zeit für sich und für die Familie. Für mich absolut nachvollziehbar. Und in der Rolle auch gut gezeichnet mit den positiven wie auch den negativen Seiten.

Dieses Thema Ost und West ist auch ganz gut umgesetzt. Obwohl ich denke, dass es immer mehr egal wird wo man wohnt. Mehr in der Richtung hat eher zu sagen, was für einen Job Frau hat. Ob man durch den Job und dessen Bezahlung selbst bestimmt leben kann.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Auf S. 144 wird der Titel des Buches erwähnt. Darüber habe ich noch nachgedacht.
Liebe ist kein Gefühl.
Liebe ist keine Romantik.
Liebe ist eine Tat.
Man muss die Liebe vom Ernstfall aus betrachten.

Das fand ich auch sehr interessant. Aber ist das wirklich so. Wenn ich etwas mache, entscheide ich mich dazu. Entscheide ich mich zu lieben? Oder ist das etwas was mich überfällt?
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Mit dem sozialen Druck hast du ohne Weiteres Recht.
Aber was die Männer betrifft, darf man sie ebenso wenig alle über einen Kamm scheren wie die Frauen. Ich erlebe immer mehr Gleichberechtigung bei jüngeren Paaren. Wir wohnen neben einem Kindergarten, viele Männer holen/bringen den Nachwuchs. Männer gehen in Elternzeit, erledigen Einkäufe,.... Es geht ja auch nicht anders, wenn Beide voll arbeiten. Bestimmt gibt es auch noch viel zu tun in Richtung Gleichberechtigung, Machos sind noch nicht ausgestorben. Es gibt aber ebenso Frauen, die die Gutmütigkeit ihrer Partner ausnutzen. Die Welt ist bunt.

@Renie hat am Ende der Leserunde ein Interview mit der Autorin angefügt, in dem diese beschreibt, wie die Figuren in ihrem Kopf entstehen: genauso wie bei Brida ;)

Genau! Das sehe ich genauso. Die Welt ist bunt! Und das ist schön so!
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ja, solche Menschen neigen dazu, alle anderen mit runter ziehen zu wollen. Diese Schwarzmalerei mag ich auch nicht.

Geht mir genauso!. Und man darf auch nicht vergessen, wir alle entscheiden uns und sind selbst dafür verantwortlich, wo wir stehen. Jede Entscheidung birgt Konsequenzen. Und genau das wird in diesem Buch auch vollkommen thematisiert.
 

Literaturhexle

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Ich entscheide mich, eine Liebe zu leben, wenn ich mich verliebt habe, insofern ist es eine bewusste Tat - zumindest im erwachsenen Alter ;) als Teenager ist man vielleicht nicht immer zurechnungsfähig ;)
Ist aber vielleicht auch Typsache. Ich selbst bin relativ verstandesgelenkt. Man kann vielleicht kopflos in eine Verliebtheit geraten. Plant man dann aber eine Liebesbeziehung, geht es kaum ohne Nachdenken, wie unsere Beispiele beweisen. Da braucht es viele Entscheidungen und Taten.
Aber Verliebt sein passiert, kommt über einen. Das kann man nicht planen und Steuern.
Ihr versteht mich schon :D
 

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Aber Verliebt sein passiert, kommt über einen.

Da hast du natürlich völlig Recht. Verliebt sein passiert, aber ob ich mit der entsprechenden Person langfristig zusammen bleiben möchte, das ist für mich eine bewusste Entscheidung, eine Tat ;)
Ach, ein herrlicher Roman, über den man endlos diskutieren und reden könnte, so sollte es sein ;)