Rezension Rezension (3/5*) zu Der Patriot: Thriller von Pascal Engman.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der Patriot: Thriller von Pascal Engman
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Interessantes Debüt

Pascal Engman ist eine neue Stimme am illustren Schweden-Krimi – Himmel. Mit seinem Debüt „Der Patriot“ hat er sofort einen Bestseller gelandet.


Sicher liegt das auch am Plot seines Kriminalromans: Nach ständigen Drohungen gegen die „Lügenpresse“ wird eine bekannte links-liberale Journalistin brutal ermordet. Natürlich wird das Delikt in rechten Kreisen verortet. Aber als Leserin bin ich weiter, denn Engman gewährt mir einen Einblick in das Denken von Carl Cederhjelm. Ein Mann, der die Kultur der Schweden gegen alles Fremde verteidigen will, der sich zurückgesetzt fühlt und genug nach von Flüchtenden aus dem Nahen Osten, die alle nach Schweden wollen. Es gibt nur ein Ziel für Ihn, er muss ein Zeichen setzen, muss diejenigen zum Schweigen bringen, die von einer bunten, multikulturellen Gesellschaft träumen. Und er ist nicht allein! Er zieht seine blutige Spur durch das Land.


Ein weiterer Erzählstrang führt uns nach Südamerika. Anton Novak hat vor 10 Jahren Schweden verlassen, nicht freiwillig. Er wurde straffällig und ist in der Fremdenlegion untergetaucht. Später als Söldner und Bodyguard für zwielichtige Drogenbarone tätig, hat er sich trotz allem eine Art Gerechtigkeitssinn bewahrt und ein tragischer Verrat lässt ihn noch einmal nach Schweden zurückkommen und den Weg Cederhjelms kreuzen.


Der Autor ist selbst Journalist und hat sich unter dem Druck von Morddrohungen aus rechtspopulistischen Kreisen aus dem aktiven Journalismus zurückgezogen. Dass er weiß, wovon er schreibt, merkt man jeder Zeile an. Das gibt dem Kriminalroman eine realistische Dichte, die kaum auszuhalten ist. Es liest sich seitenweise wie eine Bestandsaufnahme des rechtsgerichteten Populismus, der seit Jahren die liberalen europäischen Demokratien bedroht. Der Aufstieg der rechten Parteien ist dabei nur ein Indiz.


Dabei vergisst der Autor an keiner Stelle die Spannung, die sich auch aus den Nebenhandlungen ergibt. Das Buch hat ein außerordentlich hohes Tempo und obwohl die Leser die Täter und deren Beweggründe kennen, bleibt es völlig offen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt.


Ich fand den Kriminalroman wirklich beachtlich, habe mich aber zunehmend gefragt, warum dem Südamerika Part von Anton Novak so viel Raum eingeräumt wurde. Obwohl auch dieser Teil spannend ist, war er für mich für den eigentlichen Plot nicht entscheidend. Das wäre eher Stoff für ein weiteres Buch gewesen.


Realistisch, aktuell und hart, ein neuer Autor, der das Entdecken lohnt.