Rezension Rezension (2/5*) zu Krähenmädchen von Erik Axl Sund.

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
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Wien
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Effekte ohne Überraschungsmoment

Ein toter Junge wird in Stockholm aufgefunden. Schwer misshandelt, voller Betäubungsmittel, mumifiziert. Es ist ein Kind, das von niemandem vermisst wird. Die überlastete und frustrierte Polizistin Jeannette Kihlberg wird mit den Ermittlungen betraut. Als weiter tote Kinder auftauchen und wenig später ein Pädophiler verhaftet wird, wendet sich Jeanette an die Psychologin Sofia, die den Mann begutachten soll und Expertin für traumatisierte Kinder ist.
Krähenmädchen ist der erste Band einer Trilogie des Autorenduos Erik Axl Sund. Vordergründig geht es um Mordermittlungen zu mehreren Morden an unbekannten Kindern. Doch in den Mittelpunkt der Handlung rückt die Geschichte von Victoria Bergman, die aufgrund von sexuellem Missbrauch durch den Vater zu einer dissoziativen Persönlichkeit wird. Schon zu Anfang des Buches wird klar, dass Victoria, für die Morde verantwortlich ist. In vielen Rückblenden, die aus der Sicht Victorias erzählt werden, lernen wir deren tragisches Leben kennen. In mehreren Strängen folgt die Handlung neben Victorias Geschichte auch Jeanettes Ermittlungen und Sofias Erinnerungen in sehr vielen kleinen Nebensträngen und unterschiedlichen Zeitebenen. Vergangenheit und Gegenwart lassen sich zwar ganz gut unterscheiden, aber auch die Erzählungen im Heute weichen zeitlich voneinander ab. Manche Szenen hat man schon aus der Perspektive einer anderen Person gelesen. Diese Konstruktion ist eher kraus und verwirrend. Es sind viele ernste problematische Themen, denen sich die Autoren widmen: Kindesmissbrauch, häusliche Gewalt und die daraus resultierenden psychischen Trauma, aber auch das Schicksal von Kindersoldaten in Afrika. Diese komplexen Themen könnten durchaus große Emotionen erzeugen, dienen in diesem Psychotriller aber hauptsächlich der Effekthascherei. Was mir aber bei diesem Buch am meisten abging, war der Überraschungseffekt, schon nach einem Drittel konnte man erkennen, worauf die Sache hinausläuft. Selbst das offene Ende und der Cliffhanger, der auf die nächsten Teile der Trilogie neugierig machen soll, kann mich nicht wirklich animieren, zu den weiteren Büchern zu greifen.