Dennoch wird den beauftragten US-Marshals Daniels und Aule schnell klar, dass der Patientin jemand bei ihrer Flucht geholfen haben muss. Kurz vor der Ankunft der Polizisten auf der Insel hat sich zu allem Überfluss Solandos behandelnder Arzt Lester Sheehan in den Urlaub verabschiedet und ist nicht erreichbar. Einblick in Personalakten wird den Ermittlern verweigert, ihre Waffen müssen sie abgeben. Aber ein Zahlenrätsel, das die Entflohene in ihrer Zelle zurückgelassen hat, bringt Daniels auf die Spur eines mysteriösen Patienten Nr. 67 im berüchtigten Trakt C, obwohl Cawley beteuert, auf der Insel seien nur 66 Patienten untergebracht. Von Migräneanfällen geplagt, sieht sich der Marshal zunehmenden Attacken auf seine Psyche ausgesetzt.
Nach fünf erfolgreichen Kriminalromanen um das Ermittlerduo Gennaro und Kenzie und seinem Meisterwerk Mystic River, beweist Dennis Lehane seine überragende Klasse auch in Shutter Island, einem gewalttätigen Werk, nicht etwa, weil körperliche Gewalt eine dominierende Rolle im Buch spielen würde, sondern weil sich die Hauptfiguren des Romans mit beispielloser psychischer Aggression begegnen. Raffiniert zieht Lehane den Leser in einen Strudel Schrecken erregender Ereignisse und lässt ihn schließlich zweifelnd und bestürzt mit einem meisterhaft inszenierten Finale alleine. Ohne Trost, ohne Erlösung, zweifellos aber mit dem überaus beglückenden Gefühl, hervorragende Literatur genossen zu haben. Dennis Lehanes grandioser Thriller gehört zum Besten, was das Genre in den letzten Jahren zu bieten hatte. Niemand, der dieses Buch gelesen hat, wird es schnell vergessen können! --Ulrich DeurerKaufen
Wo ist Rachel Solando?
Auf Shutter Island, einer kleinen Insel vor Boston, befindet sich das Ashecliffe Hospital, eine Anstalt für psychisch abnorme Schwerverbrecher. Wie konnte die Patientin entkommen? Teddy Daniels und Chuck Aule, zwei US-Marshalls sollen dieses Rätsel lösen. Doch sind weder Ärzte noch Pflegepersonal kooperativ, dann zwingt ein verheerender Orkan die beiden, auf der Insel zu verweilen.
Dennis Lehane hat mit Shutter Island ein wahrliches Meisterwerk geschaffen. Viele werden den ebenso großartigen Film mit Leonardo DiCaprio kennen, der wirklich sehr nahe am Buch ist. Also wer das Buch lesen möchte: Bitte nicht den Film zuvor ansehen. Es entgeht einem sonst ein wahres Lesevergnügen, weiß um die Tricks und Codes, mit denen Lehane arbeitet.
Lehane transportiert eine einzigartige beklemmende Atmosphäre. Die Insel, die von der Außenwelt abgeschnitten wird, die dubiosen Vorgänge in der Anstalt, die Paranoia der Mc Carthy Ära.
Teddy Edward ist ein Mann der Gewalt, aber gleichzeitig durch seine Kriegserlebnisse und den Tod seiner Ehefrau traumatisiert. Durch den Einfluss der düsteren Stimmung auf der Insel, verstärkt durch seine eigenen Dämonen der Vergangenheit, verschiebt sich bald das Bild von Wirklichkeit und Einbildung.
Dennis Lehane strickt seinen Text nicht einfach nur glatt. Er verwendet kompliziert verschlungene Zopfmuster mit versteckten Fäden. Er wiegt den Leser solange in Sicherheit, bis er nicht mehr unterscheiden kann zwischen schwarz und weiß, richtig und falsch, real oder kompletten Irrsinn. Monster oder guter Mann? Selten noch habe ich so ein perfides Spiel um Realitätsverlust und Wahrnehmungsverschiebung gelesen. Auch wenn zum Schluss der Leser glaubt, Bescheid zu wissen: Sind wir uns wirklich sicher?