5. Leseabschnitt: S. 434 bis S. 551 (Kapitel 21 bis 26)

MRO1975

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11. August 2018
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Es geht rasant weiter, ich komme mit dem Schreiben kaum nach.


1904: Mathis und Meta gehen nach Paris, doch das angebliche Angebot, das dort aus sie warten sollte, gibt es nicht. Daher müssen sie einige Anstrengungen unternehmen, um ein Engagement zu bekommen. Die Pariser Zuschauer sind zudem offenbar nochmals anspruchsvoller im Hinblick auf Absurditäten und Spetakel. Wenn es nicht lebensgefährlich wird, muss der Darsteller wohl zumindest die Hüllen fallen lassen.

1935: Der Zufall kommt Mathis und Meta zu Hilfe. Sie finden heraus, dass Ernsti in eine Anstalt für Geisteskranke und Behinderte mit dem unpassenden Namen Schloss Sonnenstein gebracht worden ist. Meta bekommt eine Stelle als Pflegerin, allerdings in der Frauenabteilung, weshalb eine ganze Weile vergeht, bevor sie Ernsti findet. Der erste Versuch, Ernsti zu befreien, misslingt allerdings. Da deutet sich eine Möglichkeit an, Deutschland mit samt einem Zirkus zu verlassen.
 

Anjuta

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1935: Meta schafft es in die Anstalt für Geisteskranke als Pflegerin und die Autorin thematisiert hier die perverse Taktik der Nazis, die Inhaftierten ernährend verhungern zu lassen, indem aus der mageren Nahrung zuvor bewusst alle Nährstoffe herausgekocht werden. Zu diesem Thema gab es mal vor ca. 2-3 Jahren einen hervorragenden deutschen Film im Kino, dessen Name mir gerade nicht einfällt. Aber egal, hier ist es nur einer von vielen Aspekten.
1905: Meta und Mathis in den berühmten Folies Bergeres in Paris. Ich bin noch nicht am Ende des Leseteils und gespannt, mit welcher Bühnenshow sie werden aufwarten können. Zwischendurch bekommen wir noch mit, dass nicht nur der Röntgenapparat zu der Zeit Teil der Jahrmarktskultur war, sondern auch die reine Radioaktivität, die sich Lois aufs Kleid schmiert und damit so schön leuchtet! Na, super! Da haben wir durch unsere späte Geburt ja wirklich was verpasst!;)o_O
 
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Anjuta

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8. Januar 2016
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Sollte wirklich die Rettung gelingen? Ein Weg nach Südamerika scheint sich für Meta, Mathis und sogar Ernsti mit Hilfe des Zirkus Sarrasani zu öffnen? Oder doch nicht? Was bedeuten die bösen Fahnen, die über dem Zirkus wehen für die Chancen auf diese Rettung? Ich verweigere mir bewusst eine Auskunft von Herrn Google zur Beziehung von Sarrasani zu den Nazis, um mir die Spannung zu erhalten.
Habt ihr übrigens schon mal einen Blick geworfen in die Liste der historischen Personen in diesem Roman (S. 750f.): beeindruckend lang und bunt. Aber auch da (zum Glück für meine Spannung) keine Einzelheiten zu Herrn Sarrasani und seiner politischen Haltung.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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die reine Radioaktivität, die sich Lois aufs Kleid schmiert und damit so schön leuchtet! Na, super! Da haben wir durch unsere späte Geburt ja wirklich was verpasst!
Das ist mit dem heutigen Wissen unglaublich, wie unbedarft man mit den strahlenden Materialien umgegangen Ist! Auch was das Frauenbild betrifft, kommt uns die späte Geburt gelegen.... Das Vorurteil, dass Frauen nicht Auto fahren können, hält sich allerdings noch hartnäckig :(
Was bedeuten die bösen Fahnen, die über dem Zirkus wehen für die Chancen auf diese Rettung
Das hat die Autorin wieder äußerst geschickt gemacht: sie zeigt eine Fluchtmöglichkeit auf, durch den Hinweis auf die Fahnen wird man aber auf die Gefahren aufmerksam. Das hält die Spannung.
Das Personenregister am Ende habe ich entdeckt. Mit dessen Hilfe sieht man sofort, welche Personen historisch belegt sind.
 

Literaturhexle

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Ich halte den Roman für außerordentlich gut geschrieben. Er ist süffig zu lesen, aber keineswegs trivial. Er verbindet ernste Themen wie die Diskriminierung der Andersartigkeit oder die politische Situation mit humorvollen Abschnitten, über je man herzhaft lächeln kann. Beispiele sind die Lebensgeschichte der Brüder Isola, die Begegnungen Metas mit dem Pfleger Fehle oder artistische Missgeschicke.

Was mir nach wie vor leid tut, ist Metas ambivalenter Umgang mit Mathis: einerseits scheint sie ihn zu lieben, andererseits stößt sie ihn brutal von sich - insbesondere wenn Ernsti im Spiel ist. Ernsti ist ohnehin eine besondere Figur, mit der man wenig Mitleid hat. Toll beschrieben "Der Weg der Zerstörung", den er 1904 in Paris hinterlässt... herrlich subtil ;)
 

Literaturhexle

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Am Ende dieses Abschnittes wieder ein Cliffhanger: der abgehalfterte, geltungsbedürftige Wächter Kaltenhoff, dem Meta seinerzeit vors Auto gelaufen war, erkennt sie in dem Propagandafilm wieder, kann sie aber (noch) nicht einordnen. Wieder eine dunkle Wolke, die die Flucht vereiteln kann.

Man MUSS weiterlesen!
 

Momo

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1935: Meta schafft es in die Anstalt für Geisteskranke als Pflegerin und die Autorin thematisiert hier die perverse Taktik der Nazis, die Inhaftierten ernährend verhungern zu lassen, indem aus der mageren Nahrung zuvor bewusst alle Nährstoffe herausgekocht werden. Zu diesem Thema gab es mal vor ca. 2-3 Jahren einen hervorragenden deutschen Film im Kino, dessen Name mir gerade nicht einfällt. Aber egal, hier ist es nur einer von vielen Aspekten.

Das fand ich auch ein wahnsinnig spannendes Kapitel. Wieviel Mut Meta doch hat, um alles auf die Karte zu setzen, um ihren Bruder zu retten. Und wie viele Menschen es gab, die ihr dabei geholfen haben, und ihr Leben damit riskiert haben. Ich finde Meta richtig schlau, mit wieviel Fantasie sie an diesen und an die vorherigen Konflikte herangeht. SIe ist nie verlegen, ist mutig und wahnsinnig charakterstark, auch wenn sie ambivalente Züge aufweist..
 

Momo

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Ich halte den Roman für außerordentlich gut geschrieben. Er ist süffig zu lesen, aber keineswegs trivial. Er verbindet ernste Themen wie die Diskriminierung der Andersartigkeit oder die politische Situation mit humorvollen Abschnitten, über je man herzhaft lächeln kann. Beispiele sind die Lebensgeschichte der Brüder Isola, die Begegnungen Metas mit dem Pfleger Fehle oder artistische Missgeschicke.

Was mir nach wie vor leid tut, ist Metas ambivalenter Umgang mit Mathis: einerseits scheint sie ihn zu lieben, andererseits stößt sie ihn brutal von sich - insbesondere wenn Ernsti im Spiel ist. Ernsti ist ohnehin eine besondere Figur, mit der man wenig Mitleid hat. Toll beschrieben "Der Weg der Zerstörung", den er 1904 in Paris hinterlässt... herrlich subtil ;)

Ich freue mich, dass du das auch so empfindest. Wirklich leicht geschrieben, trotzdem sehr anspruchsvoll von der Themaik her und was die Aufarbeitung betrifft.

Das mit Meta und Mathis wird sich noch ändern ... Aber über die Art und Weise, da freue ich mich schon, mich mit euch darüber auszutauschen.
 
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Literaturhexle

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Ich finde Meta richtig schlau, mit wieviel Fantasie sie an diesen und an die vorherigen Konflikte herangeht. SIe ist nie verlegen, ist mutig und wahnsinnig charakterstark,
Soviel Hochachtung wie du kann ich für die Figur nicht empfinden, auch wenn vieles stimmt, was du sagst.
Die Kindheit hat Meta mit Sicherheit hart werden lassen. Dazu ihre mangelnde schulische Bildung- sie kann ja weder lesen noch schreiben.
Meta ist eine starke, lebenspraktische Frau, die Schwäche nicht ertragen kann. Das wird ja später im Buch noch deutlich: sie hat keine Angst vor Schmerz und geht mit sich selbst ebenso hart ins Gericht wie mit anderen. Sie lässt sich nicht unterackern, ist sehr tapfer.
Mathis ist der Schwächere, aber auch Bedachtere. Zusammen sind sie ein Team.
 

Momo

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Sie lässt sich nicht unterackern, ist sehr tapfer.
Mathis ist der Schwächere, aber auch Bedachtere. Zusammen sind sie ein Team.

Das hast du aber schön gesagt, Literaturhexle.

Zum Ende hin habe ich dann auch eine mords Wut auf diese Frau bekommen. Aber bis dahin ist es für mich eine Person mit Schwächen und Stärken. Kann mir nicht helfen.
 

Momo

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Wie habt ihr die Szenen empfunden, als Meta in dieses Sonnencheinheim als gefälschte Krankenschwester betritt, blöder Anstaltsname, um ihren Bruder rauszuholen? Irgendwie geht immer alles glatt aus. Zwar mit mehreren Anläufe, aber sie schafft immer, was sie sich vorgenommen hat.

Ich hätte bei diesen vielen Hindernisse längst meinen Mut verloren.
 
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Sassenach123

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Wie habt ihr die Szenen empfunden, als Meta in dieses Sonnencheinheim als gefälschte Krankenschwester betritt, blöder Anstaltsname, um ihren Bruder rauszuholen? Irgendwie geht immer alles glatt aus. Zwar mit mehreren Anläufe, aber sie schafft immer, was sie sich vorgenommen hat.

Ich hätte bei diesen vielen Hindernisse längst meinen Mut verloren.
Bei mir wahren es gemischte Gefühle. Zum einen ist es mutig so viel für ihren Bruder aufs Spiel zu setzen, zum anderen habe ich nicht damit gerechnet, dass sie es überhaupt schaffen kann. Als beschrieben wurde, dass die Anstalt nach Geschlechtern getrennt wird, dachte ich, das war es......aber Meta meistert es dann doch irgendwie. Der arme Felfe übrigens, die Szene ließ mich wirklich schmunzeln, das kleine zarte Kerlchen, das erst k.o geschlagen und dann abgeküsst wird. So eine Erfahrung könnte ihm die Damenwelt langfristig abspenstig gemacht haben......
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Dieser Abschnitt hatte einen harten Beigeschmack, da er mir sehr bewusst vor Augen geführt hat, wer im deutschen Reich zur damaligen Zeit alles diskriminiert wurde. Der Versuch dem Volk einzureden, dass kranke Menschen keine Berechtigung zum Leben haben, weil sie Kosten verursachen, einfach schrecklich.

Die Zeit in Paris bringt mehr als einmal die Gefährlichkeit der Röntgenstrahlen in den Fokus. Schade, dass Mathis dies nicht erkennt. Insgesamt ist es erstaunlich, dass viele Artisten bewusst das Risiko einer Verletzung in Kauf nehmen, um erfolgreich zu sein.

Wird der Plan gelingen? Können Mathis und Meta mit Ernsti fliehen? Wie wird es weitergehend? Ich bin sehr gespannt
 

Momo

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Dieser Abschnitt hatte einen harten Beigeschmack, da er mir sehr bewusst vor Augen geführt hat, wer im deutschen Reich zur damaligen Zeit alles diskriminiert wurde. Der Versuch dem Volk einzureden, dass kranke Menschen keine Berechtigung zum Leben haben, weil sie Kosten verursachen, einfach schrecklich.

Die Zeit in Paris bringt mehr als einmal die Gefährlichkeit der Röntgenstrahlen in den Fokus. Schade, dass Mathis dies nicht erkennt. Insgesamt ist es erstaunlich, dass viele Artisten bewusst das Risiko einer Verletzung in Kauf nehmen, um erfolgreich zu sein.

Wird der Plan gelingen? Können Mathis und Meta mit Ernsti fliehen? Wie wird es weitergehend? Ich bin sehr gespannt
Bei mir wahren es gemischte Gefühle. Zum einen ist es mutig so viel für ihren Bruder aufs Spiel zu setzen, zum anderen habe ich nicht damit gerechnet, dass sie es überhaupt schaffen kann. Als beschrieben wurde, dass die Anstalt nach Geschlechtern getrennt wird, dachte ich, das war es......aber Meta meistert es dann doch irgendwie. Der arme Felfe übrigens, die Szene ließ mich wirklich schmunzeln, das kleine zarte Kerlchen, das erst k.o geschlagen und dann abgeküsst wird. So eine Erfahrung könnte ihm die Damenwelt langfristig abspenstig gemacht haben......

Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass sie es schafft. Als sie allerdings diesen jungen Pfleger über den Haufen geworfen hat, hier dachte ich, dass man sie dran kriegt. Deshalb weiß ich gar nicht, wie glaubwürdig diese Szene ist.