Rezension Rezension (4/5*) zu Eden: Thriller (suhrkamp taschenbuch) von Candice Fox.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.835
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49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Abgründe...


Nach den dramatischen Ereignissen im ersten Band dieser Trilogie ( 'Hades') haben die Detectives Frank Bennett und Eden Archer Mühe, wieder in den Alltag ihrer Arbeit im Morddezernat in Sydney zurückzufinden. Eden fällt dies deutlich leichter, doch Frank rutscht ab in Alkoholexzesse, Drogen und Verwahrlosung. Viel Zeit dafür bleibt ihm allerdings nicht, denn schon steht der nächste Fall an, für den Eden ihn unbedingt als Ermittler braucht.

Die Spur von drei verschwundenen Mädchen führt auf eine entlegene Farm, auf der Biofleisch produziert wird, und wo allen ohne nachzufragen ein vorübergehendes Zuhause geboten wird, die gerade nicht wissen wohin. Eine große Kommune von Gestrandeten gibt es da, und von allen drei Mädchen ist bekannt, dass sie sich dort aufgehalten haben.

Die toughe und durchaus nicht zimperliche Eden bietet an, sich dort undercover einzuschleusen - ein wahrlich gefährliches Unterfangen. Die Arbeit auf der Farm ist hart, der Umgang miteinander rau und respektlos, Frauen gelten als Freiwild, und auch Eden muss jederzeit damit rechnen, attackiert zu werden. Detective Frank Bennett und ein junger Kollege überwachen die Aktion über verborgene Kameras rund um die Uhr, doch Frank ist nicht immer bei der Sache.

Ausgerechnet Edens Ziehvater Hades, Heinrich Archer, benötigt nämlich ebenfalls dringend Franks Hilfe. Als Herr der Unterwelt von Sydney hat Hades kaum Angriffe zu befürchten, doch nun macht ihm ein Stalker auf seiner gut gesicherten Müllkippe das Leben zur Hölle. Hades wird beobachet und mittels einer Videokamera überwacht, und will wissen weshalb und von wem. Dieser Fall führt tief in Hades Vergangenheit, in einen düsteren Abgrund voller Gewalt und Blut.

Der gefährliche Undercover-Einsatz von Eden stellt den einen Handlungsstrang dieses Thrillers dar, der Fall um Hades den zweiten, wobei hier lange Zeit die Rückblenden in Heinrichs Kindheit und Jugend in den 60er und 70er Jahren dominieren und deutlich machen, dass er keine Chance hatte, jemals einen Ausweg aus dem Strudel der Gewalt zu finden. Beide Handlungsstränge überbieten sich gegenseitig an Düsternis und Bedrohung, wobei sich mir bei der lange Zeit nur unterschwelligen aber stets präsenten Gefahr auf der Farm stellenweise die Haare aufstellten, auch wenn es im Mittelteil des Thrillers für mich einige Längen gab.

In diesem zweiten Band erhalten die Charaktere allmählich mehr Tiefe und Profil, wobei ich vieles mit einer morbiden Faszination las, ohne mich (glücklicherweise) empathisch zu fühlen. Für keine einzige Figur habe ich wirkliche Sympathie entwickelt, aber bei allen Hauptcharakteren wird deutlich, was für Auswirkungen eine verkorkste und traumatische Kindheit auf die Persönlichkeitsentwicklung hat.

Das Ende gestaltete sich erwartungsgemäß als wenig zimperlicher Showdown und bot noch einmal an Feuerwerk an Gewalt, Blut und Unmenschlichkeit, wobei Eden stellenweise zu einer Art Lara Croft mutierte und definitiv Übermenschliches leistete. Und gerade als beim Lesen das Adrenalin nachließ, der Epilog noch einige Aspekte beleuchtete und offene Fragen beantwortete, ausgerechnet da sorgte der allerletzte Satz wieder für Herzklopfen. Eines ist gewiss: der finale Band wird mehr als spannend!

Düster, vielschichtig, brutal, voller Abgründe und Geheimnisse - nichts für Zartbesaitete, aber für alle anderen Thrillerfans zu empfehlen!


© Parden

 

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