Rezension Rezension (3/5*) zu Nikotin von Nell Zink.

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Nikotin von Nell Zink
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Haus von Rauch

Etwas seltsam sind die Verhältnisse in der Familie Baker. Doch Auskunft darüber geben kann der alte Norman Baker am Ende seines Lebens nicht mehr. Seine 23jährige Tochter Penny, die nach der Ausbildung noch keine Arbeitsstelle hat, pflegt ihn an seinem Sterbebett. Der Tot des alten Mannes hat allerdings zur Folge, dass Penny ihr Apartment verliert, das ihr Vater gemietet hatte. Nun ist sie nicht nur arbeitslos und auch obdachlos. Eher durch Zufall erfährt sie, dass sich das Elternhaus von Norman Baker noch im Besitz der Familie befindet. Dieses ist jedoch von einer Kommune besetzt und heißt jetzt Nikotin.

Ein uriges Haus, das von den Besetzern einigermaßen instand gesetzt wurde. Durch diese Instandbesetzung und die Benennung des Mottos (Schutz der letzten noch verbliebenen Raucher), haben die Besetzer ein Aufenthaltsrecht erlangt. Eigentlich soll Penny im Auftrag der Familie für die Räumung des Hauses sorgen. Sie ist aber von der Idee und einem der Bewohner so begeistert, dass sie lieber in der Kommune mitmischen möchte. Im Haus Nikotin ist im Moment kein Zimmer frei, doch es gibt Auswahl genug an Kommunen in der Umgebung. Ihrer Familie wird Penny schon eine Geschichte auftischen, weshalb es mit der Räumung nicht vorangeht.

Mit Penny, deren Mutter aus den Slums von Cartagena stammt, und Rob, der sich als asexuell bezeichnet, hat die Autorin ein interessantes Paar geschaffen. Ein Paar allerdings, dem man sich nicht so leicht nahe fühlt. Vielleicht ist die Fülle dieses Romans zu groß. Liebesgeschichte, Familiengeschichte, Gesellschaftssatire. Pennys familiären Verhältnisse sind doch sehr eigenartig. Und um die Belange, die sich auf die Hausbesetzerszene, den Schamanismus und Normans Lebensgeschichte beziehen, sind möglicherweise für die Leser nicht so gut nachvollziehbar, die sich mit den Verhältnissen in Amerika nicht so gut auskennen. Der Roman ist damit zwar etwas schwergängig, aber durchaus humorvoll, bissig und ironisch.



von: Lutz Seiler
von: Britt Reissmann
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