Rezension Rezension (4/5*) zu Liebe ist die beste Therapie von John Jay Osborn.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Buchinformationen und Rezensionen zu Liebe ist die beste Therapie von John Jay Osborn
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Ist die Ehe noch zu retten?

Alles spielt sich in einem Raum mit vier Stühlen ab. Auf denen sitzen: eine Frau und ein Mann Mitte 30 sowie eine Paartherapeutin mit unorthodoxen Methoden. Der vierte Stuhl bleibt leer, er steht für die Ehe, die die beiden aufgebaut haben. Und von der die Therapeutin zu Anfang sagt, die Chance, sie zu retten, sei höchstens 1:1000.

Charlotte hat die Nase voll davon, dass Steve nur seine Arbeit im Kopf hat und sie allein für die Kinder und den Haushalt zuständig ist, obwohl sie ebenfalls arbeiten geht. Zu allem Überfluss belügt er sie auch noch ständig und hat sie mehrfach betrogen. Das Vertrauen ist weg, die Liebe verschüttet - Charlotte hat sich von ihrem Mann getrennt.

Um herauszufinden, ob es für ihre Ehe noch eine Rettung gibt, beginnen die beiden eine Paartherapie bei Sandy, einer erfahrenen Therapeutin. In 31 wöchentlichen Situngen kommen hier die ganze angestaute Wut, der Schmerz, die Verletzungen, die Verstörung ans Licht. Und was der Klappentext kaum glauben macht: dieser Roman ist durchaus spannend!


"Sie waren so vertraut zusammen, wie ein Paar nur wirken kann. Abgesehen von den kaputten Uhrwerken in ihrem Herzen."


Erzählt wird das ausschließlich auf die Sitzungen beschränkte Geschehen aus der Sicht der Therapeutin, was m.E. ein kluger Schachzug des Autors war. So bleibt der Leser wie Sandy selbst eher neutral, auch wenn eigenes Erleben in der Vergangenheit (oder Gegenwart) die ein oder andere Szene vielleicht emotional färben mag. Zudem erhält der Leser auf diese Art nicht nur einen Einblick in das konkrete Geschehen in dem Raum, sondern auch in die Gedanken der Therapeutin. Gerde im Hinblick darauf, was mit etwas Gesagtem eigentlich tatsächlich gemeint ist, waren diese Gedanken für mich durchaus erhellend. Somit fungiert Sandy in ihrer Rolle auch als 'Dolmetscherin' für die Verhaltensweisen und Gespräche der beiden Eheleute.

Durch das Setting ist klar, dass es hier einen hohen Anteil an wörtlicher Rede gibt. Dies, verbunden mit einem flüssigen Schreibstil und durchsetzt von Stellen plötzlichen Humors, lässt den Leser durch die Seiten fliegen. Immer gespannt darauf, ob Charlotte und Steve letztlich wieder zueinander finden - oder ob sie, jeder für sich gestärkt, ein eigenes Leben führen werden, verbunden allerdings durch ihre gemeinsamen Kinder.

Ein überraschend kurzweiliger Roman, der zeigt, dass es sich immer lohnt, an sich selbst zu arbeiten. So oder so...



© Parden

 

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