Rezension Rezension (4/5*) zu Hades: Thriller (suhrkamp taschenbuch) von Candice Fox.

parden

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13. April 2014
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7.736
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Diese Ermittler sind definitiv - ungewöhnlich...


Hades ist der ›Herr der Unterwelt‹ von Sydney. Er weiß alles über das Verbrechen in seiner Stadt, denn auf seiner gigantischen Müllhalde entsorgt er gegen Honorar Menschen, die gewaltsam zu Tod gekommen sind. Dieses Schicksal hätten auch beinahe die Kleinkinder Eden und Eric geteilt, die man bei Hades deponiert hat. Aber die beiden leben noch. Sie wachsen bei Hades auf und werden Top-Cops bei der Mordkommission von Sydney. Das ist jedoch nur ihr eines Gesicht, ihr eines Konzept von »Gerechtigkeit«. Denn schließlich hat Hades Eden und Eric erzogen.

Hui, das nenne ich mal einen anderen Thriller. Langweilig ist hier gar nichts, dafür gibt es viele Überraschungen und Spannung satt - vor allem gegen Ende. Da wäre zum einen der aktuelle Fall, an dem Eden und ihr neuer Partner Frank arbeiten - zig Leichen sind aufgetaucht, denen jeweils ein Organ fehlt. Das ganze Team arbeitet auf Hochtouren, und was sie dabei entdecken, ist wahrlich kein Pappenstiel. Zum anderen gibt es immer wieder Rückblenden in die Kindheit und Jugend von Eric und Eden und zeigt, was für Folgen ein schwertraumatisches Erlebnis haben kann. Bis in die Gegenwart hinein reichen diese Folgen - und die Geschwister verbergen mehr Geheimnisse, als irgendjemand ahnt.

Mehr möchte ich zu Inhalt nicht vreraten, da es für etwaige Leser zu viel vorwegnehmen würde - aber sicher ist eines: diese Ermittler sind definitiv - ungewöhnlich. Überhaupt tauchen hier kaum Personen auf, die jemand als 'normal' bezeichnen würde. Eden und Eric sind zwei Kandidaten für sich - und die Polizeimarke macht dies nicht weniger unheimlich. Aber auch ihrem Ziehvater 'Hades', dem Herrn über die Müllhalden, dem Künstler, der aus Müll riesige, dunkle Kunswerke erstellt, ein Kerl wie ein Rottweiler, jemand ohne Skrupel, dem aber bislang niemand etwas nachweisen konnte, möchte man im echten Leben lieber nicht begegnen. Und selbst Frank, der zu Edens Partner im Team wurde, nachdem sein Vorgänger im Dienst zu Tode kam, hat durchaus seine dunklen Seiten, versucht aber, dem Geheimnis von Eden und Eric auf die Spur zu kommen. Ein gefährliches Spiel...

Tief in menschliche Abgründe taucht der Leser hier, wobei die Seelenschau im Verhältnis zur Handlung aber nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Leider bleibt auch die Charakterzeichnung noch realtiv an der Oberfläche - etwas Dunkles, Animalisches, Getriebenes reicht mir persönlich nicht aus, um ein rundes Bild von einer Person zu entwerfen. Dabei bleiben die Figuren auch bis zum Schluss auf Distanz zum Leser, was vermutlich so gewollt war, mich aber etwas vermissen ließ.

Das Ende fand ich - überraschend. Zumindest einige Aspekte davon. Bei diesen Szenen konnte ich mir nicht ausmalen, wie auch nur eine Person heile aus der Situation herauskommen könnte. Und ganz am Schluss zweifelte ich schließlich an allem. Ich muss unbedingt bald den zweiten Band lesen, wo ich dann auf Antworten zu stoßen hoffe, die meine immer noch offenen Fragen beantworten können.

Für nicht zimperliche Thrillerfans sei hiermit jedenfalls eine Empfehlung ausgesprochen. Überraschend anders, düster und unterhaltsam. Ein rasanter Auflug in dunkle Abgründe...


© Parden