Ich schließe mich euren Einschätzungen an. Mir gefällt auch die schlichte Sprache und die langsame Entwicklung der Geschichte mitsamt den Hintergründen auch aus der ferneren Vergangenheit. Alles ist sehr anschaulich erzählt und liest sich - trotz der ausländischen Namen - sehr gut.
In diesem ersten Abschnitt wird viel über die Rolle der Frau berichtet. Es hat mich erschreckt, dass es offenbar an der Tagesordnung war, dass Frauen, die vergewaltigt oder außerehelich schwanger wurden, sich das Leben nehmen. Die „Verfehlungen“ der Männer werden dagegen nicht geahndet. Dass Männer Geliebte haben scheint kein Problem zu sein. Auch für Hansu ist das ja völlig normal.
Warum sich Sunja mit Hansu eingelassen hat, habe ich nicht ganz verstehen können. Die beiden stammen aus völlig verschiedenen Welten und zumindest zu Anfang hat er sie missbraucht. Dass sie sich trotzdem in ihn verliebt haben soll, konnte ich nicht ganz glauben. Stockholmsyndrom?
Isaks Beweggründe, Sunja zu heiraten, habe ich dagegen besser nachvollziehen können. Die Ehe wird nicht aus Liebe, sondern aus Zweckmäßigkeitsgründen mit der Hoffnung auf Liebe geschlossen. Damit kann ich (im Buch) leben.
Überrascht war ich davon, dass Isak Christ ist, was mich zu der Frage führte, wann und wie das Christentum nach Korea gekommen ist - das muss ich noch nachlesen.
Ja, mich hat es auch gestört, dass Sunja so alleine mit dieser Verantwortung als eine geschwängerte Frau dastand. Aber wenn man sich die Zeit betrachtet, wann dies passiert ist, dann ist es bei uns auch noch nicht solange her, wo wir Frauen die alleinge Verantwortung hat übernehmen müssen. Bis in den 1970er Jahren wohnte die Ehefrau bei ihrem Ehemann und wenn sie arbeiten hat gehen wollen, so musste sie sich die Erlaubnis ihres Mannes holen. Und wenn eine Frau von ihrem Mann vergewaltigrt wurde, dann war sie rechtlich auf sich allein gestellt. Der Mann durfte sie vergewaltigen, weil er der Ehemann war.