Lesenswert und kurzweilig
Als mehr oder weniger regelmäßiger Biografieleser mit Schwerpunkt auf Musikern und Schriftstellern hatte ich mich im letzten Jahr sehr gefreut, als ich die Biografie über Henry James der Autorin Hazel Hutchison entdeckte – war ich doch von „Das Durchdrehen der Schraube“ vor einiger Zeit recht begeistert gewesen.
Um mich nun etwas auf eine Leserunde zu „Washington Square“ vorzubereiten, dachte ich „Okay, lese ich jetzt mal die Biografie“, zumal sie mit etwas mehr als 200 Seiten ein sehr kompaktes Maß hat und sich wirklich gut und schnell lesen lässt.
Trotz der Kürze lernt man einiges über den Autoren kennen. Man begleitet ihn bei seinen (häufigen) Reisen als Kind ins europäische Ausland (ein Umstand, den er seinem rastlosen Vater zu verdanken hat, der eher auf die europäische Bildung denn die amerikanische setzte) und wird so schnell Zeuge von Henry James´ Gedanken, dass er sich in Europa immer wohler gefühlt hat als in Amerika.
Auch lernt der geneigte Leser etwas über die teils schwierigen Familienverhältnisse der James´ kennen. So erinnert mich das Verhältnis Vater/ Sohn ein wenig an das von Franz Kafka. Weitere Parallelen zu Kafka finden sich in der Haltung von Henry James in Bezug auf seine Korrespondenz, von der er auch einen Teil vernichtet hat. Allerdings hat er testamentarisch nicht verfügen lassen, dass seine Werke nach seinem Tod verbrannt werden sollen *g*.
Der schriftstellerischen Seite von Henry James wird natürlich ein großer Raum gelassen. Ich fand es äußerst spannend zu lesen, wie sich seine Romane, Kurzgeschichten, Essays und Reisereportagen entwickelt haben, wie er erste Erfolge feiern konnte, aber auch seine kritisch aufgenommene Reise ins Metier des Theaters, dem er sich dann wieder abwand, um 1895 in sein Tagebuch zu notieren:
„Ich nehme meine eigene alte Feder wieder auf – die Feder meiner eigenen unvergesslichen Anstrengungen und Kämpfe. Mir muss ich – heute – nichts weiter erklären. Weit, reich und hoch liegt die Zukunft noch vor mir. Es ist nun gewiss, dass ich das Werk meines Lebens noch schaffen kann. Und das werde ich tun.“ (S. 127)
Interessant fand ich auch die Information, dass er in späteren Jahren angefangen hat, seine früheren Werke zu überarbeiten, um sie der Zeit anzupassen – ein bei Kritikern und „Fans“ nicht unumstrittenes Handeln.
Trotz seiner Erfolge war Henry James immer ein streitbarer Literat, da er mit einigen der damals üblichen Konventionen bzgl. der Erzählweise brach, auch wenn er damit der nachfolgenden Schriftstellergeneration wie Virginia Woolf den Weg ebnete.
Fazit: Lesenswert und macht Lust, sich weiter mit Henry James und seinem Werk zu beschäftigen.
Als mehr oder weniger regelmäßiger Biografieleser mit Schwerpunkt auf Musikern und Schriftstellern hatte ich mich im letzten Jahr sehr gefreut, als ich die Biografie über Henry James der Autorin Hazel Hutchison entdeckte – war ich doch von „Das Durchdrehen der Schraube“ vor einiger Zeit recht begeistert gewesen.
Um mich nun etwas auf eine Leserunde zu „Washington Square“ vorzubereiten, dachte ich „Okay, lese ich jetzt mal die Biografie“, zumal sie mit etwas mehr als 200 Seiten ein sehr kompaktes Maß hat und sich wirklich gut und schnell lesen lässt.
Trotz der Kürze lernt man einiges über den Autoren kennen. Man begleitet ihn bei seinen (häufigen) Reisen als Kind ins europäische Ausland (ein Umstand, den er seinem rastlosen Vater zu verdanken hat, der eher auf die europäische Bildung denn die amerikanische setzte) und wird so schnell Zeuge von Henry James´ Gedanken, dass er sich in Europa immer wohler gefühlt hat als in Amerika.
Auch lernt der geneigte Leser etwas über die teils schwierigen Familienverhältnisse der James´ kennen. So erinnert mich das Verhältnis Vater/ Sohn ein wenig an das von Franz Kafka. Weitere Parallelen zu Kafka finden sich in der Haltung von Henry James in Bezug auf seine Korrespondenz, von der er auch einen Teil vernichtet hat. Allerdings hat er testamentarisch nicht verfügen lassen, dass seine Werke nach seinem Tod verbrannt werden sollen *g*.
Der schriftstellerischen Seite von Henry James wird natürlich ein großer Raum gelassen. Ich fand es äußerst spannend zu lesen, wie sich seine Romane, Kurzgeschichten, Essays und Reisereportagen entwickelt haben, wie er erste Erfolge feiern konnte, aber auch seine kritisch aufgenommene Reise ins Metier des Theaters, dem er sich dann wieder abwand, um 1895 in sein Tagebuch zu notieren:
„Ich nehme meine eigene alte Feder wieder auf – die Feder meiner eigenen unvergesslichen Anstrengungen und Kämpfe. Mir muss ich – heute – nichts weiter erklären. Weit, reich und hoch liegt die Zukunft noch vor mir. Es ist nun gewiss, dass ich das Werk meines Lebens noch schaffen kann. Und das werde ich tun.“ (S. 127)
Interessant fand ich auch die Information, dass er in späteren Jahren angefangen hat, seine früheren Werke zu überarbeiten, um sie der Zeit anzupassen – ein bei Kritikern und „Fans“ nicht unumstrittenes Handeln.
Trotz seiner Erfolge war Henry James immer ein streitbarer Literat, da er mit einigen der damals üblichen Konventionen bzgl. der Erzählweise brach, auch wenn er damit der nachfolgenden Schriftstellergeneration wie Virginia Woolf den Weg ebnete.
Fazit: Lesenswert und macht Lust, sich weiter mit Henry James und seinem Werk zu beschäftigen.
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