Rezension Rezension (4/5*) zu Blutzeuge von Tess Gerritsen.

S

Sylli

Gast
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Geheimnisvolle Ritualmorde garantieren atemlose Spannung

Worum es geht
Eine junge Filmemacherin wird tot aufgefunden, ihre Augäpfel liegen in den offenen Handflächen. Die eigentliche Todesursache bleibt vorerst aber unklar. Erst ein weiterer Mordfall deutet auf einen Täter, der einem grausigen Ritual folgt, und führt Jane Rizzoli auf die Spur einer ehemaligen Kinderbetreuungsstätte.
Ist das, was dort vor 20 Jahren geschah, der Auslöser für die aktuellen Verbrechen?

Wie es mir gefallen hat
Der Roman war von Anfang an so spannend, dass ich mich kaum eine Minute von meiner Lektüre losreißen konnte. Die Morde, die auf den Märtyrertod katholischer Heiliger hinweisen, ein Kinderhort in dem Schreckliches passiert sein soll, allein diese Konstellation hat meine Neugier geweckt.
In der Ich-Form erzählt eine geheimnisvolle Person namens Holly aus ihrer Perspektive, und lässt den Hörer erstmals eigene Vermutungen anstellen. Tess Gerritsen hat sich mit der Charakterisierung ihrer Protagonisten viel Mühe gegeben. Besonders treffend stellt sie drei junge Filmproduzenten dar, die in ihrem Arbeitseifer auf grundlegende hygienische Maßnahmen vergessen, die Ermittler aber gerne mit den Grundregeln der Horrorfilmproduktion vertraut machen.
Die Beschreibung trister Wohnverhältnisse und freudloser Stadtviertel unterstreicht die düstere Atmosphäre des Buches, die allein von den privaten Turbulenzen der beiden sympathischen Ermittlerinnen aufgelockert wird.
Geschickt legt Tess Gerritsen falsche Fährten aus, steigert gekonnt die Spannung und verzichtet erfreulicherweise auf allzu ausführlich geschilderte Gewaltszenen. Dafür beschäftigt sie sich recht ausführlich mit der Verlässlichkeit von Zeugenaussagen, und den Streichen, die das Gehirn nicht nur Erwachsenen spielt. In der kindlichen Entwicklung erschwert das magische Denken zusätzlich die Trennung von Fantasie und Wirklichkeit.
Das Ende des ansonst fesselnd erzählten Romans fand ich hingegen leider ziemlich enttäuschend. Fehlte mir schon für die Mordmotive das Verständnis, konnte ich das Entkommen eines Protagonisten aus einer völlig ausweglosen Situation logisch überhaupt nicht nachvollziehen.
Derartige "Kunstgriffe" trüben meine Stimmung, den angenehmen Stimmen der beiden Sprecherinnen habe ich dennoch gerne zugehört. Tanja Geke (Synchronstimme von Jane Rizzoli) und Britta Steffenhagen tragen die jeweiligen Rollen sehr nuancenreich vor, wobei mir Hollys Part, in dem leichter, wenngleich unüberhörbarer Zynismus mitschwingt, besonders gut gefallen hat.
Trotz des inhaltlich schwachen Schlussteils lohnt sich die Lektüre meiner Meinung nach auf jeden Fall.

von: T. C. Boyle
von: Andreas Föhr
von: J.D. Barker
 

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