Rezension Rezension (4/5*) zu Mexikoring: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) von Simone Buchholz.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Mexikoring: Kriminalroman von Simone Buchholz
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Großstadtkrimi

In Hamburg brennt ein Auto. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, es brennen landauf landab die Autos – so machen sich meist perspektivlos-rebellische Jugendliche Luft. Dass es nicht immer Luxuskarossen sind, ist auch nicht verdächtig. Aber dieses Mal sitzt ein Mensch im Wagen, die Tür ist verschlossen und die Frage, warum er sich nicht befreit hat ist ein Fall für die Pathologie. Staatsanwältin Riley ist gleich am Tatort. Eine Frau, die psychisch und auch physisch angeschlagen wirkt. Zu viel Alkohol, zu viel Stress, zu wenig Anerkennung haben sie zynisch werden lassen.
Interessant wird der Fall, als der Tote als verstoßener Sohn des türkisch-libanesischen Familienclans der Saroukhan aus Bremen identifiziert wird. Ein Clan, der sich wie ein Krake in Norddeutschland ausgebreitet hat. Ihr Geld wird mit allem gemacht, was illegal ist und Gesetze oder Vorschriften des Landes, das sie einst aufgenommen hat, werden verlacht.
Die Bremer Polizei, die den Hamburger Ermittlern hilft, hat längst resigniert. Aber was führte zur Ermordung von Nouri Saroukhan? Eine Abrechnung unter Gangstern oder eine Familienfehde?
Sabine Buchholz schreibt ihre Großstadtkrimis hart und desillusioniert. Die Sprache ist ihr Stilmittel diese Atmosphäre zu transportieren. Ich finde, das gelingt ihr ausgezeichnet. Die Innenansicht der libanesischen Familienclans beschreibt sie mit beklemmender Realität. Etwas, was erst mit viel Verspätung von der bundesdeutschen Wirklichkeit wahrgenommen wird. Insofern erschien mir der Hintergrund des Kriminalromans wie ein gesellschaftspolitisches Psychogramm.
Mit den Ermittlern Riley und Stepanovic musste ich erst warm werden. Kurz angebunden, schnoddrig und doch mit Empathie gehen sie an ihre Ermittlungen. Ich fand den Krimi richtig spannend zu lesen, es war Unterhaltung mit Anspruch. Das hat mir gut gefallen.
Für mich ist es das erste Buch von Sabine Buchholz gewesen, aber sicher nicht das letzte.


 

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