Rezension Rezension (5/5*) zu Lütt Matten und die weiße Muschel: Erzählung von Benno Pludra.

Tiram

Bekanntes Mitglied
4. November 2014
3.569
4.589
49
DDR-Buch


Lütt Matten lebt mit seinen Eltern am Bodden. Dort leben die Leute hauptsächlich vom Fischfang. Jeden Morgen geht es hinaus zu den Reusen.
Und die Männer kommen immer mit einem Fang zurück. Nur Lütt Mattens Reuse bleibt leer. Tag für Tag. Auch die Freundin Mariken kann ihn nicht mehr trösten.
Bis eines Tages, Lütt Matten kann es kaum fassen, Mariken ihm eine Plötze zeigt, die in der Reuse war. Stolz wie Oskar trägt Lütt Matten sie durchs Dorf nach Hause. Und wartet ganz gespannt auf den Vater.
Doch der kann es gar nicht glauben, dass diese Plötze in Lütt Mattens Reuse gewesen sein soll.
So macht sich Lütt Matten des Nachts mit Vaters Boot auf den Bodden und sucht die weiße Muschel, von der es in einer Legende heißt:

"Alle sieben Meere singen in der weißen Muschel. Eure Not hat jetzt ein Ende: Denn die Muschel singt euch den Frühling herbei, den Frühling, den Fisch und das Glück."

Ob Lütt Matten die weiße Muschel findet und ob seine Reuse noch Fisch fängt – lest selbst.

Gespickt mit einigen plattdeutschen Sätzen, ein Platt, wie man es an der Ostsee spricht, habe ich mich in die Heimat versetzt gefühlt.

Eine schöne Kindergeschichte, die ich gar nicht mehr so richtig in Erinnerung hatte. Geschrieben schon 1963, aber man merkt ihr ihr Alter gar nicht an. Meine Ausgabe ist neu aufgelegt vom BELTZ Kinderbuch-Verlag. Im gleichen Jahr wurde die Geschichte als 34 Minuten langes Radiohörspiel vom Rundfunk der DDR produziert. Das Funkmanuskript wurde erstellt von Dorothea Bretzel, Regie führte Ingeborg Milster, Erzähler war Werner Röwekamp.
Unter demselben Titel wurde die Geschichte 1964 bei der DEFA verfilmt. Regie führte Herrmann Zschoche, es spielte unter anderen Erik S. Klein. Das Drehbuch schrieb Benno Pludra mit Herrmann Zschoche. Die Dreharbeiten fanden auf Hiddensee statt. Premiere war am 26. Januar 1964 im Berliner Kosmos. Am 26. Februar 1975 lief der Film auf DFF 1 das erste Mal im Fernsehen und wurde am 21. August 1983 zudem erstmals in der BRD im Fernsehen gezeigt.

Die zeitgenössische Kritik der DDR sah den Film differenziert. Er sei ein „poesievoller, aber auch recht anspruchsvoller Kinderfilm, dessen Feinheiten sich vielen Kindern verschließen, weil sie psychologisch zu sehr von Wissen des Erwachsenen geprägt sind“, meint Herrmann Schirrmeister (Test mit Lütt Matten. In: Tribüne, 25. Januar 1964).

Andere Kritiker empfanden den Film als „poetisch, liebenswert und kindgemäß“, „beispielhaft [sei] die Einbeziehung der Landschaft in das Geschehen, lobenswert die schauspielerischen Leistungen“ (Charlotte Czygan in: Filmspiegel, Nr. 11, 1964). Zwar gäbe es „stimmungsvolle Landschaft, Meereswellen und Vogelflug statt einer fesselnden Handlung“ (her: Kinder- oder Erwachsenenfilm? In: BZ am Abend, 31. Januar 1964), doch „kann dieses stille Abenteuer [Sechs- bis Achtjährige] ebenso in seinen Bann ziehen wie Erwachsene, die der turbulenten Welt […] für 80 Minuten entschlüpfen möchten“ (Lütt Matten und die weiße Muschel. In: Ingelore König, Dieter Wiedemann, Lothar Wolf (Hrsg.): Zwischen Marx und Muck. DEFA-Filme für Kinder. Henschel, Berlin 1996, S. 145).

Für den film-dienst war Lütt Matten und die weiße Muschel ein „abenteuerlicher Kinderfilm mit pädagogischer Note“ (Lütt Matten und die weiße Muschel. In: Lexikon des internationalen Films. Zweitausendeins, 29. Juni 2018).