Rezension Rezension (4/5*) zu bleiben: Roman von Judith W. Taschler.

Anjuta

Bekanntes Mitglied
8. Januar 2016
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bleiben? gehen? wiederkommen?

4 Personen – treffen sich in einer frühen Phase ihres Lebens, an dem noch alles möglich scheint, die Lebenswege noch nicht beschritten und entschieden sind, für eine kurze aber intensive Zeit in einem Nachtzug auf dem Weg nach Rom. Danach trennen sich ihre Wege zum großen Teil und nicht alles, was in den Köpfen der Vier herumgeisterte, kann oder will verwirklicht werden. Andere, neue Wege tun sich auf und verdrängen alte Wünsche und Pläne.
Nach zwanzig Jahren treibt es dann diese Vier durch eine Reihe von Ereignissen und Zufällen, in denen u.a. ein Cello, ein Bild und eine Wohnung eine Rolle spielen, wieder zusammen. Alle Vier erinnern sich in dieser Situation wieder an ihr erstes Treffen im Zug, an die Pläne dieser Vergangenheit und an die tatsächlich eingeschlagenen Wege und Begegnungen. Jeder Einzelne der Vier erzählt diese persönlichen Erinnerungen und Schicksale jeweils einer anderen Person. Diese Gegenüber treten aber im Roman nicht in Erscheinung, so dass wir es eher mit einer Reihe von Monologen als mit Dialogen im Austausch zu tun haben. Dabei wechselt mit jedem Kapitel die Erzählperspektive zwischen den vier Personen – Juliane, Max, Paul, Felix. Eine ständige Rotation, in die ich mich erstmal eine ganze Zeit einlesen musste.
Der Roman von Judith W. Taschler stellt mit diesen vier Lebensentwürfen, -wirklichkeiten und den Andeutungen dessen, was auch hätte werden können, wesentliche Fragen des Lebens. Das „Was wäre wenn“ und die vielen Punkte im Leben, in denen die ein oder andere Richtung eingeschlagen werden kann, stehen dabei im Mittelpunkt und beleuchten das Suchen nach dem wirklich Wichtigen und nach der Möglichkeit der Selbstbestimmung.
Fazit:
Die Fragen, die der Roman aufwirft, haben mich sehr interessiert und bewegt. Nicht immer aber hat mich die Form der Vermittlung im Roman überzeugen können. Die Erzählweise in Rotationsstruktur hat mich häufig aus dem Fluss der Geschichte herausgerissen und so auch auf der Antwortsuche nach dem wirklich Wichtigen. Deshalb kann ich das Buch zwar sehr guten Herzens zur Lektüre empfehlen, vergebe aber nur 4 von 5 Sternen.