Wie versprochen hier noch meine Eindrücke aus der bisherigen Lektüre von
Die Geschichte spielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England und ist ein bissiges Porträt der englischen Upperclass. Im Mittelpunkt stehen zwei junge Damen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Amelia Sedley habe ich für mich als „die Gute“ getauft. Sie stammt aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie und Glück und Erfolg im Leben, einschließlich einer vorteilhaften Heirat, scheinen ihr gesichert zu sein. Amelias Gegenspielerin ist Rebecca Sharp, die vordergründig vorgibt, Amelias Freundin zu sein. Rebecca stammt aus ärmlichen Verhältnissen, hat aber die gleiche Ausbildung wie Amelia genossen. Sie ist fest entschlossen, ihr Schicksal zum Guten zu wenden und bereit hierfür so ziemlich jeden Preis zu zahlen.
Thackeray erzählt die Geschichte aus der Sicht des allwissenden Erzählers, der den Leser häufig direkt anspricht. Die Geschichte wird dadurch präsentiert wie ein Theaterstück auf dem Jahrmarkt mit dem Theaterdirektor als Erzähler, der sich hin und wieder an die Zuschauer wendet. In dieses Setting passt auch der Tonfall, den Thackeray dem Erzähler/Theaterdirektor in den Mund legt. Die Darstellung strotzt vor Ironie und Bissigkeit. Ein Beispiel zur Beschreibung einer reichen Erbtante: „Die großartige Eigenschaft dieser alten Dame ist bereits erwähnt worden. Sie besaß siebzigtausend Pfund.“ Es werden aber auch viele, kluge Lebensweisheiten eingestreut: „Die Welt ist ein Spiegel, aus dem jedem sein eigenes Bild entgegenblickt. Wirf einen mürrischen Blick hinein, und sie wird dir ein saures Gesicht zeigen, lach sie an und lach mit ihr, und sie ist dir ein lustiger, freundlicher Gefährte.“
Insgesamt erweist sich dieser Klassiker als überraschend leicht lesbar und unterhaltsam. Ich bin jetzt gerade kurz über der Hälfte des Werks und werde auf jeden Fall dran bleiben.