Rezension Rezension (3/5*) zu In Schönheit sterben: Ein Italien-Krimi von Stefan Ulrich.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu In Schönheit sterben: Ein Italien-Krimi von Stefan Ulrich
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Gefährliche Schönheit

Seit Robert Lichtenwald von seiner Frau verlassen wurde, hat er sein Leben umgekrempelt. Er hat seine Münchner Kanzlei verkauft und ist ganz in sein toskanisches Landhaus gezogen. Aber irgendwann ist eben alles renoviert, der Garten gestaltet und Lichtenwald beginnt sich wohl zu langweilen.
Da trifft es sich gut, dass seine Bekannte Giada Bianchi, eine Reporterin, fast Augenzeugin eines Raubüberfalls wurde. Während sie eine Demonstration der ganz offensichtlich rechtsextremen neuen „Partei der Schönheit“ beobachtet, fällt ihr ein Polizeieinsatz auf. Der exzentrische Kunstsammler Colasanti wurde getötet, aber nur ein einziges Kunstwerk aus seiner überreichen Sammlung gestohlen. Eine antike Statue, die noch niemand gesehen hat und die er offensichtlich bei Raubgräbern erworben hat.
Gemeinsam suchen sie in Rom und in der toskanischen Maremma nach Spuren.
Der Prolog dieses Krimis beginnt mit einer brutalen Vergewaltigung, das Opfer war eine junge und schöne Gastwirtstochter, der Vater wollte kein Schutzgeld bezahlen und dieser brutale Überfall sollte ihn endgültig überzeugen. Das ließ in mir die Erwartung steigen, einen richtigen spannenden Krimi zu lesen. Aber die Spannung wollte nicht so recht aufkommen. Der Autor, der wohl Rom und die Toskana sehr gut kennt, beschreibt die Umgebung detail-und kenntnisreich. Das habe ich mit Genuss gelesen, ich konnte mich so richtig in die Landschaft denken, mit allen Gerüchen und Farben.
Aber der Plot hat mich nicht wirklich mitreißen können. Vielleicht lag es daran, dass ich schon sehr früh eine mehr als begründete Ahnung zum Täter hatte. Manche der geheimnisvollen Andeutungen sind einfach zu offensichtlich.
Es gibt einige kleine Nebenhandlungen, die mir Spaß gemacht haben. Das Zitateraten mit Roberts Nachbarn, der als Philosoph statt in einer Tonne in einem alten Taubenschlag lebt oder das zugelaufene Haustier, ein junger Dachs, der Alfredo genannt wird und Lichtenberg bald wie ein Hund begleitet.
Weniger angetan war ich von der ständigen Beziehungsproblematik. Plötzlich taucht Lichtenbergs Ex wieder auf und nach fast zwei Jahren aggressiven Schweigens gibt sie nun die verständnisvolle Freundin, die gern bei den Ermittlungen hilft. Auch zahlreiche Wiederholungen sind unnötig. Nach der ersten Erwähnung kann ich mir schon merken, dass Lichtenbergs Tochter Meeresbiologie studiert, das muss ich nicht ständig neu lesen. Giadas Hexenohrringe müssten auch nicht in jedem Kapitel auftauchen und beschrieben werden. Ein bisschen mehr Krimi und Spannung hätten dem Roman gutgetan.
Aber davon abgesehen, ist das Buch eine nette Unterhaltung und mit dem italienischen Hintergrund als Urlaubslektüre prädestiniert.