Ihr habt schon so viel zusammen getragen! Ich kann mich da nur anschließen und werde mal schauen, was ich noch beisteuern kann.
Die religiösen Konflikte und Stereotype durchziehen den gesamten Text. Das ist mir zuviel "wir" und "die"... Wie schon gesagt, haben wir das doch (hoffentlich) überwunden. Wobei natürlich JEDE extrem gelebte Religion ihre Mitglieder beschränkt und zuweilen geißelt. In diesen Gegenden mögen Vorurteile noch präsenter sein?
Es bestehen "ewiges Misstrauen und ewige Feindschaften", wir erfahren alle möglichen Schimpfworte. Selbst zwischen den Juden Strulovitch und Shylock gibt es Konflikte um die Glaubenstreue. Dabei ist mir erst in diesem Abschnitt klar geworden, dass Shylock eher ein Geist ist. Da hatten manche schon früher den 7. Sinn
Toll fand ich auch die von Sassenach zitierte Textstelle über das Verhältnis der christlich/jüdischen Religion zum Islam. Da muss man drüber nachdenken. Schließlich könnte was Wahres dran sein: die zunehmende Religionsverdrossenheit bei uns könnte das Rückgrat der christlichen Kultur schwächen und religiösen Demagogen ein leichteres Spiel machen.
Dass Strulovitch sich Gedanken um seine Tochter macht, kann man mehr als verstehen. Für heutige Verhältnisse erscheint sie frühreif, erwirbt keine "ordentliche" Ausbildung und hängt mit den falschen Freunden ab. Die Wahl seiner Mittel sind jedoch höchst zweifelhaft. Als allein erziehender, viel beschäftigter Vater fühlt er sich der Sache nicht gewachsen und überlässt seinem Kontrollwahn und seinem patriarchalen Anspruch das Feld - ein Schuss, der nach hinten loszugehen scheint...
Überall jetzt Anspielungen auf das Original: Namen, Schauplätze, Zitate,....
Man müsste das Original bestimmt genau kennen, um daraus etwas ziehen zu können. Ebenso gut kann man es gewiss auch anschließend (bei Bedarf) lesen.
Eine offene Frage habe ich: Welche Bedeutung haben die Affen im Original? Sie und ihr Geruch tauchen immer wieder auf- hier für mich fast ohne Zusammenhang. Warum sollte ein junges Mädchen z.B. einen Affen kaufen ?!?
Der Zugang zum Buch ist nun auch bei mir hergestellt. Dennoch befremdet es mich. Es ist mir zuviel der Religion und der Vorurteile für die heutige Zeit.
Den ersten Teil musste ich ein zweites Mal quer lesen, um alle Fäden wieder in der Hand zu halten. Das hätte ich ohne diese Leserunde nicht getan, sondern es weg gelegt.
Aber das Hogarth Projekt ist ein interessantes Experiment, das ich gerne kennenlernen wollte. Insofern freue ich mich, diese kritische Phase überwunden zu haben und lese den letzten Teil.