Rezension Rezension (5/5*) zu Tante Poldi und die sizilianischen Löwen von Mario Giordano.

parden

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13. April 2014
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7.737
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
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Alles Mafia - oder was?

Meerblick. Sonne. Ruhe. Mehr will Poldi nicht, als sie kurz nach ihrem sechzigsten Geburtstag von München nach Sizilien zieht. Dabei hat sie aber nicht mit der Familie ihres verstorbenen Exmannes gerechnet. Denn die, Sizilianer durch und durch, wollen Poldi natürlich das Dolce Vita nahebringen. Das war's dann mit der Ruhe. Als wäre es damit nicht genug: Eines Tages verschwindet Valentino, der Poldi in Haus und Garten ausgeholfen hat, spurlos. Ist er etwa in die Fänge der Mafia geraten? Poldi macht sich auf die Suche - und kreuzt dabei schon bald den Weg des attraktiven Commissario Montana.


"Namaste, Sicilia! Und leckt's mi olle am Oasch!"


Tante Poldi, mit bürgerlichem Namen Isolde Oberreiter, hat es von München nach Sizilien verschlagen. So wirklich hat das Leben mit über sechzig nichts mehr zu bieten, meint sie, da kann sie genauso gut in herrlicher Umgebung ihrer Schwermut frönen, sich täglich zulaufen lassen und auf ihr Ende warten. Sie hat allerdings nicht damit gerechnet, dass ihre Schwägerinnen, allesamt in Sizilien ansässig, eine Kampagne ins Leben rufen, die verhindern soll, dass Poldi sich ins Jenseits säuft. Dazu wird auch ein Neffe eingespannt, der seine Tante regelmäßig besuchen und dort nach dem Rechten schauen soll. Doch bei seinen Besuchen erfährt der wenig erfolgreiche Schriftsteller von einem undurchsichtigen Vermisstenfall. Valentino, ein junger Sizilianer, hat gelegentlich bei Poldi ausgeholfen und ist nun verschwunden. Wer oder was steckt dahinter - die Mafia? In bester Ermittlermanier macht sich Tante Poldi auf die Suche nach Antworten und fördert dabei immer wieder Überrsachendes zutage.

Der Krimi selbst entwickelt sich recht gemächlich, im Vordergrund steht hier eindeutig die urige Atmosphäre mit einem gelungenen Mix aus bayrischem und sizilianischem Flair. Und natürlich Tante Poldi selbst, die ein wahres Original ist - temperamentvoll, wechselhaft schwermütig und lebenslustig, den Alkohol als zuverlässigen Freund immer im Arm, fluchend wie ein Bierkutscher und stets nur mit schwarzer, hochgetuffter Perücke anzutreffen - ansonsten auch gerne einmal nackert im Haus herumlaufend. Als Poldi im Rahmen der Ermittlungen dem attraktiven Commissario Montana begegnet, kommt auch noch amore ins Spiel, doch natürlich gibt es auch hier ein Auf und Ab und viele Fragezeichen. Immerhin ergänzen die beiden einander in ihren Ermittlungen...

Unweigerlich wächst einem Poldi beim Hören zusehends ans Herz - authentisch, bodenständig, lebenserfahren, liebenswert. Dabei spielt die Erzählung herrlich mit bayrischen und sizilianischen Klischees, und vor allem die Dialoge sind einfach göttlich. Stellenweise habe ich schon arg lachen müssen. Philipp Moog trägt als Sprecher der ungekürzten Hörbuchfassung (9 Stunden und 12 Minuten) dazu natülich gewaltig bei. Gerade die original bayrisch vorgetragenen Flüche machen so einfach nur Spaß.

Alles in allem ein gelungener Krimi-Unterhaltungs-Mix mit spannender Handlung, warmherziger Atmosphäre und einem überzeugenden Hauptcharakter. Schön, dass Tante Poldi nicht nur diesen Fall zu lösen hat!


© Parden