Rezension Rezension (3/5*) zu Mein wunderbares Bücherboot von Sarah Henshaw.

orfe1975

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24. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Mein wunderbares Bücherboot von Sarah Henshaw
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Mit dem Bücherboot quer durch England

Cover:
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Das Titelbild wirkt wie ein Buch aus den 50er Jahren auf mich. Bei diesem Stil wird einem warm ums Herz, es wirkt liebevoll und harmonisch. Die Gestaltung lässt jedoch eher einen Roman als einen Reisebericht vermuten und führt so anfangs den Leser in die Irre. Ein großer Pluspunkt ist das Lesebändchen, das das Hardcover perfekt ergänzt. Im Buchladen hätte ich sofort zugegriffen.

Inhalt:
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Die große Leidenschaft der Engländerin Sarah Henshaw sind Bücher und ihr Traum eine eigene Buchhandlung. Kurzerhand erfüllt sie sich ihren Traum, indem sie ein altes Boot kauft, mit Hilfe ihres Freundes zur Buchhandlung umbaut und nach Trennung desselben Freundes auf Selbstfindungstrip mit ihrem "wunderbaren Bücherboot" geht. Ihr Weg führt sie durch halb England, durch viele Schleusen und an skurrilen sowie interessanten Menschen vorbei. Dabei versucht sie, dem Untergang der konventionellen Buchhandlungen mit kreativen Ideen entgegenzuwirken.

Mein Eindruck:
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"Diese Geschichte handelt von einer Reise, auf der ich Bücher gegen Essen, gegen Badbenutzung oder gegen ein Bett tausche. Insofern handelt es sich um eine Reihe äußerst kurzer, ziemlich intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen mit Leuten, die ich danach nie wiedersehe.Quasi eine Art überlanges Taylor-Swift-Album." (S. 37)

Der Einstieg gefiel mir sehr gut. Die Kapitel sind so kurz gehalten, dass man immer weiter lesen möchte. Die Autorin ist sehr belesen und streut ihre Literaturkenntnisse in ihren Erzählungen mal auf humorvolle, mal auf nachdenkliche Weise ein. Sie selbst agiert oft noch kindlich naiv, manchmal auch trotzig und selbst mitleidig. Man merkt an vielen Stellen, dass sie mit sich selbst nicht ganz im Reinen ist. Anfangs war sie mir sehr sympathisch, ihr Humor gefiel mir und vor allem nahm sie sich selbst nicht so ganz ernst, im späteren Verlauf der Handlung nervten mich einige wiederkehrende Verhaltensweisen von ihr.

"Als ich Joseph erstmals erblickte, hatte ich das Gefühl, dass er einen Traum in sich trug. Räuberhöhlen funktionieren nach demselben Prinzip. Sie sind im engeren Sinne keine Behausungen - sind nicht funktional, sauber und stabil -, sondern Orte, die wir wegen dem bewohnen, wozu sie imstande sind. Sie transportieren uns in eine andere Welt. Sie sind Orte, die uns davontragen." (S. 137)"

Das Buch wirkt wie eine Aneinanderreihung vieler kleiner Anekdoten, ähnlich wie Tagebucheinträge. In diesen erfährt man viel über ihr erstes Date mit ihrem Boot Joseph, skurrile Buchhandelskunden, Hintergrundwissen zu Literatur sowie Erinnerungen aus ihrer Kindheit und ihrem Leben mit ihrem (Ex)Partner. Leider springt sie zuweilen gedanklich oft hin und her, so dass man ihr nicht immer folgen kann bzw. Erzählungslücken zeitweise auftreten. Die Erzählung ihrer Reise ist zwar die Stationen betreffend chronologisch aufgebaut, jedoch fehlen Zeitangaben, so dass man schwer einordnen kann, wie lange sich Sarah an einigen Orten aufgehalten hat.

Oft habe ich mich gut amüsiert und Neues entdeckt, teilweise habe ich mich aber auch gefragt, warum sie bestimmte Dinge so detailgetreu erzählt bzw. was ich mit dieser Geschichte überhaupt anfangen soll. So wechselten sich gute mit weniger guten Passagen ab. Gegen Ende hatte ich das Gefühl, dass die Autorin das Buch schnell beenden wollte, so dass viele Fragezeichen zurückblieben und die Leselust gegen Ende stark nachließ. Zudem hatte ich leider nicht das Gefühl, dass Sarah Konsequenzen aus ihrer Reise gezogen hat und eine persönliche Entwicklung hatte offenbar kaum bei ihr stattgefunden.
Entgegen vieler anderen Reiseberichte gibt es hier keine Fotos, die ich jedoch aufgrund der Erzählweise auch gar nicht vermisst habe, denn es ist eher eine Geschichte als ein Reisebericht.

Fazit:
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Mal humorvoll, mal nachdenklich, mal nichtssagend - Trotzdem eine gut zu lesende Hommage an den klassischen Buchhandel!

 

Tiram

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Nach 100 Seiten habe ich das Buch abgebrochen. Ich hatte mich ja auf Gespräche mit ihren Kunden gefreut. Schließlich war sie hauptsächlich unterwegs, um die Leute über die Schwierigkeiten des stationären Buchhandels aufmerksam zu machen.
Wenn ich mehr über die Ortschaften erfahren hätte, die sie durchfahren hat, hätte man es ja noch als Reisebuch durchgehen lassen können. Aber auch da Fehlanzeige.
Eine Rezi habe ich mir erspart.