Rezension Rezension (5/5*) zu Ans Meer: Roman von René Freund.

orfe1975

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24. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Ans Meer: Roman von René Freund
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Ein Busfahrer springt über seinen Schatten

Cover:
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Das Cover erinnert an eine leichte Urlaubslektüre mit seinen hellen, freundlichen Farben. Der Bus vor dem Strandhintergrund hat sofort meine Neugier geweckt. Im Laden hätte ich das Buch auf jeden Fall bemerkt. Als Hardcover mit Schutzumschlag fehlt nur noch ein Lesebändchen, um den Gesamteindruck zu perfektionieren.

Inhalt:
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Anton hat sich seinen Jugendtraum erfüllt und ist Busfahrer geworden. Tag für Tag befördert er die gleichen Menschen und fragt sich langsam, ob sein Traum noch sein Traum ist und das Leben nicht doch mehr für ihn bereit hält. Doch erst als ihm die Kündigung droht und die schwerkranke Carla nochmal einen Tag am Meer ihrer Heimatstadt verbringen will, wagt er den Schritt über seine (Bus)Grenzen hinweg und ändert spontan die Route.

Mein Eindruck:
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„»Manchmal muss man vielleicht ein bisschen von der Linie abweichen, um das Glück zu finden«, sagte Carla bestimmt.“ (S. 29)

Dieses Zitat zeigt alleine schon, wie tiefsinnig und warmherzig der Roman ist. Der poetische Schreibstil gefiel mir sehr und Anton habe ich direkt in mein Herz geschlossen. Obwohl er "nur" Busfahrer ist, interessiert er sich für seine Umgebung, die Leute darin und Literatur. Ihm ist es wichtig, dass alles geordnet zugeht und Gerechtigkeit herrscht. Leider ist er auch schüchtern und kommt schwer aus sich heraus, bis seine Nachbarin Doris ihn endlich bei einem ersten Kaffee aus der Reserve lockt. Doch die angehende Beziehung der beiden gestaltet sich schwierig und das ist ein Grund, der das Buch so spannend und amüsant macht. Neben Carla gibt es auf diesem Roadtrip noch andere Passagiere: ihre kleine Tochter, drei Schüler und eine senile alte Frau. Diese und die um sie besorgten Angehörigen sorgen noch für viele skurrile, aber auch nachdenklich machende Momente.

Der Roman liest sich flüssig und ist durch seine kurzen Kapitel kaum aus der Hand zu legen. Überall verstecken sich poetische Aussagen, die ich mir als Zitate notieren musste. Mein Lieblingszitat fasst die Rolle von Anton m. E. gut zusammen:

"»Was ist denn ein Held?«,fragte er, in den Bus hinein. [..] »Ein Held ist jemand, der etwas tut, obwohl er weiß, dass es ihm schadet.«, sagte Helene. »Jemand, der etwas tut, obwohl er weiß dass es ihm schadet, ist ein Trottel.«, gab Anton zurück. »Die Übergänge sind manchmal fließend«, meinte Helene lakonisch." (S. 80)

Die Story geht einem ans Herz und René Freund versteht es, die Handlung spannend, lustig, aber auch authentisch aufzubauen. Auch wenn der Trip zeitweise verrückt klingt, konnte ich mir die Szenen alle gut vorstellen und es könnte tatsächlich so passiert sein.

Das Ende kam leider viel zu schnell, fühlte sich aber gut und rund an.

Fazit:
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Roadtrip mit einem Busfahrer, den man sofort ins Herz schließt: warmherzig, humorvoll und poetisch geschrieben

von: Camille Laurens
von: Josef H. Reichholf
von: Andreas Eschbach
 
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