Rezension Rezension (3/5*) zu Franziska zu Reventlow: Eine Biografie von Kerstin Decker.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Franziska zu Reventlow: Eine Biografie von Kerstin Decker
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Die Schwabinger Gräfin

Fanny zu Rewentlow ist eine Frau, die auch heute noch polarisiert. Geboren als 5. Kind einer norddeutschen Adelsfamilie war sie von Kind an eine Unangepasste. Die Erziehungsmethoden prallten an ihr ab, Auflehnung und Rebellion waren ihr schon als junges Mädchen eigen und sie sollte sich nie an Konventionen halten. Um der Entmündigung zu entgehen, lebt sie einige Zeit in einer Pastorenfamilie, bereitet sich auf ein Lehrerinnenexamen vor. Die Heirat mit Walter Lübke scheint ihr ein Ausweg. Walter finanziert ihren Aufenthalt in München, wo sie Malerei studieren möchte. Aber, wie so oft, kommt ihr die Liebe – oder besser der Eros dazwischen. Bald gilt sie als der Stern der Schwabinger Boheme.
Kerstin Decker findet dafür die Bezeichnung „ die Vielliebende“, tatsächlich ist Fanny eine Frau, die die Liebe und Leidenschaft liebt. Da mündet in viele, oft auch rein kommerzielle sexuelle Begegnungen. Ihr Leben verläuft in unruhigen Bahnen, allgegenwärtig ist die materielle Not und ist immer wieder auf Zuwendungen angewiesen. Schon lange hat sich Mann und Familie von ihr abgewendet.
Ich hatte schon einiges von und über Franziska zu Rewentlow gelesen und war sehr gespannt auf diese Biografie. Es ist mir mit diesem Buch nicht leicht geworden. Ich empfand den Schreibstil als überbordend und sich in vielen Nebensächlichkeiten verzettelnd. Die weitschweifigen Einlassungen zu den philosophischen Gedanken der zeitweiligen Gefährten, wie Ludwig Klages waren eine echte Herausforderung an mein Durchhaltevermögen. Dazu kam, dass mir Franziska immer uninteressanter wurde, je mehr ich über sie las. Vielleicht lag es auch daran, dass die Autorin den Schwerpunkt auf das Liebesleben und die sexuelle Selbstverwirklichung Franziskas legte, aber andererseits war das auch der Schwerpunkt ihres Leben.
Die Biografie ist detailverliebt und punktet mit vielen Zitaten aus den Briefen und Notizen Franziskas und ihrer Zeitgenossen. Die Autorin hat wirklich jeden Aspekt dieses Lebens erfasst und trotzdem konnte mich die Biografie nicht gänzlich überzeugen.