Ich gehöre zu den Menschen, die sich schwer dabei tun, Verbrechen mit der "Täter = Opfer"-Theorie zu "entschuldigen". Will heißen: Eine schreckliche Kindheit ist für mich kein Grund, einem Straftäter Absolution zu erteilen.
Daher wundere ich mich gerade ein wenig über mich selbst, da es in dem Buch "Ich wollte Liebe und lernte hassen!" genau darum geht - also nicht um die Absolution sondern um die Lebensgeschichte eines jungen Mörders. Was hat einen 20-Jährigen dazu gebracht, zwei Menschen zu töten?
Das vorliegende Buch von Fritz Mertens ist entstanden, als dieser nach dem Mord an zwei Menschen, im Zuge der Gerichtsverhandlung, seinen Lebenslauf niederschreiben sollte. Er nahm dies kurz darauf zum Anlass, sich die Geschichte seiner Kindheit von der Seele zu schreiben. Diese Geschichte hat er dem sachverständigen Jugendpsychologen der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt. Trotzdem der Psychologe von der Anklage war, hat Mertens in ihm jemanden gesehen, dem er sich anvertrauen konnte.
Die ersten Seiten haben mir bewiesen, dass ich dieses Buch nicht einfach herunterlesen kann. Der Verlag hat lediglich kleine Korrekturen (hauptsächlich in der Rechtschreibung) vorgenommen. Dadurch gibt es keinen Filter zwischen dem Leser und dem Erzähler. Das Grauen und die Ängste eines Kindes treffen mich mit voller Wucht. Daher ist dieser Thread mein Ventil, um das Gelesene zu verarbeiten.
Fritz Mertens ist übrigens das Pseudonym eines deutschen Autors. Mal sehen, ob ich herausfinde, wer dahintersteckt.
Bleibt noch die Antwort auf die Frage, warum ich dieses Buch lese.