Rezension Rezension (4/5*) zu Das Mädchen, das in der Metro las: Roman von Christine Féret-Fleury.

wal.li

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1. Mai 2014
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Glücksbuch

Jeden Tag fährt Juliette mit der Metro zur ihrer Arbeit in einem Maklerbüro, um der Eintönigkeit zu entgehen, hat sie immer ein Buch dabei. Und sie beobachtet ihre Mitfahrer, am liebsten die mit Büchern. Was lesen die anderen? Wo mögen sie hinwollen? Was sind ihre Geschichten? Manches denkt sich Juliette aus, manches bekommt sie am Rande mit. Doch wirklichen Kontakt wagt sie nicht aufzunehmen. Eines Tages steigt sie einfach mal eine Station früher aus und so trifft sie das Mädchen Zaīde und ihren Vater Soliman, der in seinem Heiligtum zwischen Unmengen von Büchern sitzt. Sein größter Wunsch ist es, die richtigen Bücher zu den richtigen Lesern zu bringen.

Juliettes Leben fließt wie ein ruhiger Fluss, ohne besondere Höhen und Tiefen so scheint es. Ihre Existenz ist gesichert, ihr alltägliches Dasein getaktet. Im Prinzip könnte sie sagen, sie wird auch in drei Monaten noch jeden Tag zur Arbeit gegen, Abends vor dem Fernseher essen und am Samstag ins Kino gehen. Ein nettes Dahingleiten, aber ist nett nicht die kleine Schwester von Sch****? Seit sie in Solimans Welt der Bücher eingetaucht ist, entwickeln sich Juliettes Gedanken. Allerdings bringt die Erkenntnis, dass nett vielleicht nicht alles ist, zunächst mehr Trübsal als alles andere. Denn wenn nett nicht mehr reicht, könnte es wohl erst zu einer gewissen Leere kommen, die mit einem Ziel erfüllt werden sollte, das alles andere als nett und dafür umso erfüllender ist. Doch woher soll man wissen, welche Wünsche man hat, wenn man in seiner Nettigkeit zufrieden war.

Eine etwas melancholische Grundstimmung strahlt dieser Roman aus. Allerdings ein Roman über das Lesen und die Gabe der Bücher, Leben und Lieben zu verändern und zu beeinflussen. Wer ein Faible für Bücher hat, in denen Bücher eine große Rolle spielen, wird an diesem Buch viel Gefallen finden. Auch wenn die Bücher nicht alles und jeden retten können, so verheißen sie doch einen Zufluchtsort vor dem rauen Alltag. Und wenn sie auch nicht alles können, so können sie doch viele Ansätze zu positiven Veränderungen bringen. Letztlich mag man aus Büchern immer Hoffnung schöpfen, von ihnen unterhalten werden, in ihnen lehrreiche und informative Inhalte finden.

Bei dem vorliegenden Roman verdient das liebevoll und ideenreich gestaltete Cover besondere Erwähnung, auf dem sich bei genauerer oder wiederholter Betrachtung immer neue wunderbare Details entdecken lassen.


 

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