Ja, das ist eigenartig. Andere scheinen für ihn überhaupt nicht zu existieren. Ich meine mal irgendwo gelesen zu haben, dass Mersaults Verhalten auch auf Autismus oder Asperger hindeuten könnte.Ähnlich gleichgültig fällt seine Reaktion auf Maries Wunsch zu heiraten aus. Es ist ihm egal und für ihn ohne Belang. Die Ehe hat keine Bedeutung. Ohne Rücksicht auf ihre Gefühle sagt er, was er denkt.
Raymond ist ein völlig unsozialer Typ. ich frage mich auch was mwersault an dem findet, außer er ist vielleicht ähnlich gestrickt.Die "Freundschaft" mit Raymond ist mir suspekt.
Die Szene kommt völlig unvermutet und unmotiviert. Ich bin aus allen Wolken gefallen.Die Szene am Strand besiegelt sein Schicksal...
das sehe ich ganz genauso @Leseglück . Dem Unsympathischsten von allen hilft er. Deshalb tue ich mich auch schwer bei dem Mord "nur" an einen Unfall zu glauben. Wie seht ihr das?Was mir nicht gefällt ist aber folgendes: M. findet Raymond interessant. Er setzt sich ja aktiv für ihn ein, für einen Zuhälter und Schläger!...er schreibt den Brief für ihn, er lügt für ihn bei der Polizei, nimmt seine Einladung an und nimmt ihm die Pistole ab, damit R. den Araber nicht erschießt. Ich finde das widerspricht seiner "Egalhaltung"
Gleichzeitig fordern die Existenzialisten wie Sartre oder Camus Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und ihm einen Sinn zu geben. Genau das also, was Mersault nicht macht. Er lässt sich mehr oder weniger von den Umständen dahintreiben und kommt unter die Räder.Dies zu erkennen und trotzdem zu leben, das ist das "Absurde" das es auszuhalten gilt.
Das hätte ich fast nach dem ersten Abschnitt geschrieben - dass mich Meursault an einen Asperger-Autisten erinnert... Aber das wäre wohl zu einfach gewesen - Camus hat mit seiner Figur sicher anderes im Sinn gehabt...Ja, das ist eigenartig. Andere scheinen für ihn überhaupt nicht zu existieren. Ich meine mal irgendwo gelesen zu haben, dass Mersaults Verhalten auch auf Autismus oder Asperger hindeuten könnte.
Diese Erläuterung macht den 'Existentialismus' für mich verständlicher. Die Figur des Meursault ist in der Tat sehr konsequent angelegt, was allerdings auch verstörend wirken kann.Man kann den Protagonisten Meursault natürlich als Mensch ohne Empathie beschreiben, also jemand mit Asbergersyndrom. Aber ich lese es anders. Camus ist ja Philosoph, genauer Existenzialist. Der Roman lässt das Lebensgefühl eines Existenzialisten (das ich übrigend gut nachvollziehen kann) lebendig werden.
Wir suchen Sinn und Orientierung in unserem Leben - aber wenn man ganz nüchtern auf unser Leben schaut gibt es weder Gerechtigkeit noch Sinn. Eigentlich ist nichts wirklich von Bedeutung. Dies zu erkennen und trotzdem zu leben, das ist das "Absurde" das es auszuhalten gilt.
Diese Grundhaltung wird immer wieder von Meursault geäußert: Er wird von Raymond gefragt ob er sein Kumpel sein will - es ist M. egal. Er wird von seinem Chef gefragt ob er nach Paris gehen möchte, ob ihn eine Änderung im Leben nicht reizen würde. M. antwortet: "Ich habe geantwortet, dass man sein Leben nie änderte, dass eins so gut wie das andere wäre..." Als er sein Studium aufgeben musste sei ihm klar geworden, dass "alles ohne wirklichen Belang ist." Auch ob er Marie heiratet oder nicht hat keine Bedeutung usw.
Was mir nicht gefällt ist aber folgendes: M. findet Raymond interessant. Er setzt sich ja aktiv für ihn ein, für einen Zuhälter und Schläger!...er schreibt den Brief für ihn, er lügt für ihn bei der Polizei, nimmt seine Einladung an und nimmt ihm die Pistole ab, damit R. den Araber nicht erschießt. Ich finde das widerspricht seiner "Egalhaltung"
Anderseits gefällt mir die Art wie Camus eine starke Distanz zu dem Protagonisten herstellt. @Querleserin schreibt, dass im Perfekt erzählt wird. Das ist mir gar nicht so aufgefallen. Aber stimmt. Ich denke dass dadurch auch Distanz geschaffen wird. Es entsteht so der Eindruck, dass M. nicht handelt, sondern dass alles nur geschieht, ohne willentlichen Entschluss.
Die Szene am Stand vor dem Mord ist gut beschrieben fand ich: "Bei jedem Lichtschwert, das aus dem Sand emporgeschossen kam, aus einer gebleichten Muschel oder einer Glasscherbe, verkrampften sich meine Kiefer. Ich bin lange gegangen." Ein schöner Satz um Lebensschmerz auszudrücken.
Dann schießt er auf den Araber - ohne eigentlich eine entsprechende Entscheidung getroffen zu haben. Dann schießt er noch viermal auf den leblosen Körper. "in den die Kugeln eindrangen, ohne dass man es ihm ansah."
Selbst das Töten, das Sterben usw. sind ohne Belang! Eine radikale Haltung. Man darf ja nicht vergessen, dass das noch während des zweiten Weltkrieges geschrieben wurde. Da kann ich die Haltung gut verstehen wenn alles Absurd erscheint.
Sehr gut beschrieben, trotz der distanzierten Sichtweise, die gleißende Sonne, die alles wabern, kleben, verschwimmen lässt, unterträgliche Hitze, aus der es kein Entkommen gibt, dazu der Wein, der die Sinne zusätzlich vernebelt - it
Gleichzeitig fordern die Existenzialisten wie Sartre oder Camus Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und ihm einen Sinn zu geben. Genau das also, was Mersault nicht macht. Er lässt sich mehr oder weniger von den Umständen dahintreiben und kommt unter die Räder.
Du bist gut! Das passt! Alles einförmig, trostlos.Ich lese das als ein Sinnbild für das Leben. Zumindest für ein unglückliches Leben, das Leben als Qual aus dem es kein Entkommen gibt.