Ich lese die Dritte Etage und habe natürlich mehr Freude an Dvorah als an den vorhergehenden Charakteren. Und dennoch: ich bin weiter auf der Suche nach dem Schlüssel zu dem Buch als Roman.
S. 237 gab mir dazu Hoffnung. Drei Etagen werden von Dvorah in den Kontext der Ideenlehre von Siegmund Freud gestellt.
" dass nach Freuds Theorie in der ersten Etage alle unsere Bedürfnisse und Triebe angesiedelt sind, das Es. In der mittleren Etage wohnt das Ich, das versucht zwischen unseren Begehrlichkeiten und der REalität zu vermitteln. Und in der obersten Etage, der dritten, wohnt seine Majestät, das Über-Ich, das uns immer mit finsterer Miene zur Ordnung ruft und von uns verlangt, auch den Einfluss unserer Taten auf das Gemeinwohl der Gesellschaft zu berücksichtigen."
Ist das der Schlüssel zum Zusammenfinden der Drei Teile? Nun ist Freud nicht gerade meine Kernkompetenz. Also habe ich zu Etagen bei Freud und ähnlichem gegoogelt. Und konnte nichts finden; die drei Strukturen der Psyche Es, Ich, Über-Ich hat vielleicht erst Nevo als Etagen/Schichten interpretiert und so ein Haus zusammengebaut. Aber reicht mir das als tragende Idee eines Romans??? Ich habe die Erste und Zweite Etage daraufhin nochmal durchdacht und konnte dadurch kein Mehr in dem Text für mich finden. Freud und eine eventuelle Reise durch seine Psychenstrukturen hilft mir da leider nicht weiter.
Die Geschichte um Dvorah hat ihre guten Momente und interessanten Aspekte, ohne Frage. UNd ich freue mich, dass sie sich von ihrem Mann befreien kann, indem sie ihm per Anrufbeantworter ins Jenseits die Leviten liest. (Das ist schon wirklich ein Einfall des Autors, der meinen Applaus erhält.) Aber es wird für mich immer noch kein Schuh draus. Und viel über die israelische Gesellschaft habe ich dann doch leider auch nicht erfahren. Es bleiben für mich vor allem jede Menge lose Enden.
Bis zu meinem Fazit und der Rezitation lasse ich noch ein paar Tage verstreichen.