Rezension Rezension (5/5*) zu Die Geschichte des verlorenen Kindes von Elena Ferrante.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Geschichte des verlorenen Kindes von Elena Ferrante
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Vielschichtiger Abschluss einer Tetralogie

Elena, die es mit viel Fleiß und Ehrgeiz aus dem Rione geschafft hat, wirtschaftlich gut situiert verheiratet, kehrt ihrem errungenen Leben den Rücken und der Liebe wegen wieder zurück nach Neapel. Ihre gesicherte Existenz gibt sie für Nino Sarratore auf, doch als sich nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Imma noch immer nicht zu ihrer Beziehung bekennt, verlässt sie ihn ebenso. Mit einem geschickten Schachzug erhält sie wieder einen Buchvertrag und kann so mit ihren drei Töchtern ein selbstbestimmtes Leben führen. Lila hingegen, die zeitgleich mit Elena ein Kind erwartete, erlebt einen schweren Verlust.
Der Abschluss der vierteiligen Neapolitanischen Saga zeigt erneut, wie vielschichtig und facettenreich menschliche Beziehungen sein können. Die lebenslange Freundschaft zwischen Elena und Lila erfährt immer wieder Höhen und Tiefen, sie abwechselnd gezeichnet durch Liebe, Hass, Neid, Fürsorge. So unterschiedlich sich ihrer beider Leben entwickelte, es führt sie nach jedem Auseinandergehen immer wieder zusammen. Sie können wohl beide nicht mit, aber auch nicht ohne einander.
Elena Ferrante beschreibt ihre beiden Protagonistinnen so vielfältig, ihre Stärken und Schwächen, ihre Träume und Hoffnungen, geradlinig, sensibel aber niemals süßlich. Elena und Lena stehen stellvertretend für eine Fülle von Frauen, aus engen, konservativen und ärmlichen Verhältnissen stammend, für die Bildung und Ausbildung nicht selbstverständlich ist, genauso wenig wie ein selbstbestimmtes Leben.
Auf den letzten Seiten dieses Bandes schließt sich wunderbar der Bogen zum Beginn aus Meine geniale Freundin. Verlorenes erscheint wieder und bleibt als hoffnungsvolles Zeichen stehen.