Rezension Rezension (4/5*) zu Der Tote in der Kapelle: Kriminalroman von Elizabeth Edmondson.

wal.li

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1. Mai 2014
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Schreibtischjob

So klasse findet Hugo Hawksworth es nicht, in den Innendienst versetzt zu werden. Im Außendienst, mit geheimen Aufträgen, die ihn in ferne Länder führten, war sein Leben doch viel spannender. Doch eine Verwundung am Unterschenkel hat seine Zeit in dieser Position für immer beendet. Schweren Herzens macht er sich gemeinsam mit seiner kleinen Schwester auf den Weg nach Selchester Castle weit weg von London und allem. Im Jahr 1953 sind die Nachwirkungen des Krieges noch deutlich zu spüren. So ist der Schlossherr bereits kurz nach dem Krieg spurlos verschwunden. Eine Tatsache, die Hugo wesentlich neugieriger macht als sein neuer Job, der im Wälzen alter Akten besteht.

Ein im Einsatz versehrter junger Mann und seine 13jährige Schwester machen sich auf zu neuen Ufern. Natürlich geht es auch um den neuen Job. Wichtig ist aber, dass Georgina den Tod der Eltern noch nicht überwunden hat und sie sich in der Obhut ihres Bruders wohler fühlen wird. Die Schlossbewohner sind zunächst wenig begeistert von ihrer Einquartierung. Nur die Haushälterin, die Georgina sofort in ihr Herz geschlossen hat, umsorgt sowohl sie als auch Hugo mit ordentlichen Mahlzeiten und viel Wärme. Die Nichte des verschwundenen Hausherrn möchte die Gäste am liebsten nur von weitem sehen. Ein Wunsch, der unerfüllt bleiben muss, denn schon bald wird in der Kapelle ein Skelett gefunden. Bei den nun folgenden Nachforschungen wird Hugos Hilfe und seine Erfahrung im Nachrichtendienst gerne in Anspruch genommen.

Hugo Hawksworth hat mit „Der Tote in der Kapelle“ seinen ersten Auftritt in einer Reihe von drei Büchern. Leider ist die Autorin bereits verstorben und das letzte Buch in der Reihe wurde von ihrem Sohn nach ihren Notizen verfasst. Mit den Beschreibungen des ländlichen Lebens in England fühlt man sich sofort an die Englandbesuche erinnert. Auch wenn die nicht in den 1950ern stattfanden, ist die englische Landschaft und die Architektur doch irgendwie urtümlich geblieben. Glücklicherweise hat es der Verursacher des zweiten Weltkrieges nicht geschafft, den Engländern ihr England zu nehmen. Dennoch waren die Menschen durch den Krieg belastet und traumatisiert. Das ist noch deutlich zu spüren und auch der beginnenden kalte Krieg wirft seine Schatten voraus. Viel mehr Beziehungen gibt es zum Geheimdienst als man in so einem heimeligen Örtchen vermuten möchte. Schließlich ist doch das Leben dort alles andere als geheim. Da weiß die Haushälterin und damit auch der ganze Ort am Abend schon, was am Morgen in der Zeitung stehen wird. Und dennoch hinterlassen die warmherzigen Menschen in Selchester einen sympathischen Eindruck. Sogar beim Lesen fühlt man sich heimisch und beginnt mitzurätseln, welches Schicksal den Herrn des Hauses wohl ereilt hat.

Ein liebenswerter Schreibtisch-Ermittler, der durchaus nicht nur am Schreibtisch bleibt, mit einer naseweisen Schwester in einem heimeligen Setting in der englischen Provinz, was will man mehr auf der Suche nach dem, was der Tat zugrunde liegt.


 

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