Rezension Rezension (5/5*) zu Die Sprache des Schmerzes: Psychothriller (Liz Günther 2) von Leonie Haubrich.

Xanaka

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12. Juli 2015
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Berlin
Buchinformationen und Rezensionen zu Die Sprache des Schmerzes von Leonie Haubrich
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Ausdrucksstarker Psychothriller von Leonie Haubrich

Ist Thomas Juchmann wirklich unschuldig? Er weiß, dass er die junge Frau nicht vergewaltigt und ermordet hat. Seine Argumente und Erklärungen, die er sich selbst und dem Leser darlegt, lassen einen das auch wirklich glauben.

Der psychologische Gutachter im Prozess Christopher Günther sieht das aber ganz anders. Für ihn gibt es ein eindeutiges Ergebnis auf Grund verschiedener psychologischer Tests, die er durchführte, dass Thomas Juchmann in jedem Fall schuldig ist. Vorausschauend gibt er sogar noch die Prognose, dass von Juchmann auch in Zukunft wahrscheinlich ähnliche Taten zu erwarten sind. Sein Ergebnis stützt er u.a. auf den Rohrschachtest, einem über hundert Jahre alten Verfahren, welcher für ihn ein unverzichtbares Hilfsmittel ist.

Während des Lesens schwankte ich bereits von Thomas, der durchaus glaubhaft schilderte, dass er auf keinen Fall der Täter sein kann, dann doch wieder zu Christopher dem Gutachter. Dieser belegt nicht nur an Hand des Testes eine mögliche Täterschaft von Thomas. Doch wem soll ich nun glauben?

Thomas Juchmann wiederum nimmt den Verlauf der Handlung selbst in die Hand. Er flieht aus der Haft und will sich nun rächen.

Es ist aber auch die Geschichte von Liz und Jan. Jan, ein kleiner Junge, der zu Hause und auch in der Schule durch Gewaltphantasien auffällt. Liz ist seine Therapeutin. Ihr gelingt es in ersten Ansätzen zu ihm durchzudringen und ist der Meinung, sie kann ihm auf jeden Fall helfen.

Obwohl alle diese Personen bis auf wenige Ausnahmen eigentlich keine Gemeinsamkeiten haben, gelingt es der Autorin ungemein gut, diese zusammen zu führen. Am Anfang ahnte ich noch nicht worauf es hinausläuft.
Leonie Haubrich gelingt es auch in diesem Buch erneut, sich in die Psyche des Menschen so extrem hinein zu versetzen. Ob es nun die Gewaltphantasien von Jan sind, die nur zu Tage treten, wenn er mit Jakob seinem imaginären Freund spricht, oder aber auch das Sinnieren von Liz über ihre Ehe mit Christopher.

Schon entsteht beim Lesen die Ahnung, ja so könnte es auf jeden Fall gewesen sein, und die eigenen Gedanken wandern weiter. Auch das Fortschreiten der Handlung wird geschickt durch die Gedanken der agierenden Personen gesteuert.

Die Dramatik entsteht während des Lesens. Anfänglich, wie oben beschrieben, ahnt man das Ausmaß des Ganzen noch gar nicht. Aber dann verselbstständigen sich die Gedanken und die Spannung erhält einen neuen Schub.

Dieser erneute Psychothriller von Leonie Haubrich spielt wieder mit den Gedanken der Protagonisten und lässt uns an ihnen teilhaben. Hilflos steht man als Leser und Zuschauer in der ersten Reihe und kann das Geschehen dann letztlich doch nicht verhindern. Für mich war auch dieses Buch von Leonie Haubrich wieder ein absolut gelungener Ausflug in die Psyche und die Abgründe der Menschen. Ich kann es allen nur empfehlen und vergebe verdiente fünf Lesesterne.


 

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