Siebtes Kapitel

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Diskussionen zum siebten Kapitel unserer Leserunde Weltliteratur zu "Der Zauberberg" von #thomas mann
 

Helmut Pöll

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Den Auftritt von Mynheer Peeperkorn finde ich klasse. Der wirbelt den Haufen so richtig durcheinander. Thomas Mann beschreibt ihn als trink- und feierlustiges Ungetüm, das dabei auch etwas Königliches hat.

Settembrini findet Peeperkorn lächerlich und bezeichnet ihn als "dummen, alten Mann".

Interessant, wie subtil boshaft Thomas Mann hinter der Fassade des Großliteraten sein konnte. Denn mit dem angeblich fiktiven Mynheer Peeperkorn, dem "dummen, alten Mann" porträtierte der damals 37jährige Thomas Mann tatsächlich seinen Autorenkollegen Gerhart Hauptmann, der 1912 den Nobelpreis bekommen hatte.

Ob und wie Thomas Mann es darauf anlegte, dass Hauptmann sich wiedererkannte, das wissen wir nicht. Jedenfalls merkte der Nobelpreisträger sofort, dass er gemeint war und beschwerte sich beim Verleger des Fischer Verlages - aber scheinbar vergeblich.

Auch viele anderen Figuren scheinen eine reale Vorlage gehabt zu haben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Zauberberg#Mynheer_Peeperkorn
 

Helmut Pöll

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Hier noch ein kurzer Nachtrag zur Peeperkorn-Affäre
Hauptmann schreibt an Verleger Fischer:
[zitat]einem Holländer, einem Säufer, einem Giftmischer, einem Selbstmörder, einer intellektuellen Ruine, von einem Luderleben zerstört, behaftet mit Goldsäcken und Quartanfieber [Malaria], zieht Thomas Mann meine Kleider an.
[/zitat]

Drei Monate nach dieser Beschwerde entschuldigt sich Thomas Mann bei Hauptmann in einem langen Brief... und Hauptmann nimmt die Entschuldigung an.
https://de.wikiversity.org/wiki/Thomas_Mann_und_Gerhart_Hauptmann._Die_Peeperkorn-Affäre.
 
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Interessant, wie subtil boshaft Thomas Mann hinter der Fassade des Großliteraten sein konnte. Denn mit dem angeblich fiktiven Mynheer Peeperkorn, dem "dummen, alten Mann" porträtierte der damals 37jährige Thomas Mann tatsächlich seinen Autorenkollegen Gerhart Hauptmann, der 1912 den Nobelpreis bekommen hatte.

Das ist ja interessant, Maynheer Peeperkorn, eine Gerhart Hauptmann Parodie. Ich weiß von Gerhart Hauptmann zu wenig um das nachvollziehen zu können. Aber für die beiden Schriftsteller scheint es wohl eindeutig gewesen zu sein. Wohl nicht subtil genug.
Ich habe schon von anderen Fällen gehört, in denen ein Schriftsteller die Gefühle von Bekannten oder Freunden verletzt hat, indem er sie zum Vorbild für Figuren im Roman genommen hat. War das nicht bei Ingeborg Bachmann der Fall?

Das letzte Kapitel beginnt wieder mit Betrachtungen über die Zeit. Er vergleicht das Zeiterleben mit Spaziergang an einem langen Sandstrand. Man geht und geht aber die Umgebung verändert sich nicht. "In der Monotonie des Raumes ertrinkt die Zeit"

Frau Chauchat kommt wieder aber leider in Begleitung eines neuen Liebhabers, diesem Peeperkorn. Was für eine Enttäuschung! Hans hat doch extra so lange auf die Rückkehr von Madame Chauchat gewartet.
Bei den Mahlzeiten ignoriert sie ihn sogar. Prompt wird er auch nicht mehr von Wehsal (passender Name!) bewundert und muss sein Paletot nun selbst tragen :)
Das Gespräch zwischen Hans und Chauchat fand ich wieder sehr intensiv. Interessant, dass sie sich nicht dabei anschauen, sie steht hinter ihm. Das hat was Verschwörerisches.
 

Literaturhexle

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Interessant, dass sie sich nicht dabei anschauen, sie steht hinter ihm. Das hat was Verschwörerisches.
Bereits in dem Namen der Russin steckt "Claw" - die Kralle und "chaud" und "chat" bedeutet heiß. In Kombination haben wir es also mit einer heißen Katze, einer Femme Fatale zu tun. Da passt dein Attribut "verschwörerisch" ganz gut dazu, meine ich.
Ich habe schon von anderen Fällen gehört, in denen ein Schriftsteller die Gefühle von Bekannten oder Freunden verletzt hat, indem er sie zum Vorbild für Figuren im Roman genommen hat.
Ich erinnere mich dabei an dieses Werk
Buchinformationen und Rezensionen zu Tod eines Kritikers von Martin Walser
Kaufen >
Das angeblich Bezug auf Marcel Reich-Ranicki nehmen soll. Letzterer ließ an Martin Walser kaum ein gutes Haar, da hst er Rache genommen :D
 

Helmut Pöll

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Letzterer ließ an Martin Walser kaum ein gutes Haar, da hst er Rache genommen
das scheint es ja öfter zu geben. Der französische Autor Boris Vian etwa lässt in seinem Roman "Schaum der Tage" einen eitlen, dandyhaften und größenwahnsinnigen Autor Jean-Sol Partre auftreten, der dann auch im Buch ermordet wird. Nobelpreisträger Jean-Paul Sartre nahm es mit Humor und förderte den jungen Vian.

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Schaum_der_Tage_(Roman)
 

Literaturhexle

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Peeperkorn scheint ein wahrer Lebemann zu sein, allerdings einer von Format. Er lässt die Puppen tanzen, organisiert einen Spieleabend und geizt in keiner Weise. Putzig natürlich die Marotte, keinen Satz wirklich zu Ende zu bringen, so dass das Gesagte keinen Sinn ergibt. Trotzdem folgt man seinem Willen.

Ab und an streut Mann kleine Wortspielchen ein, die mich zum Lachen bringen, wie die Perlenkette zum Beispiel, "die kaum als Zeugnis transkaukasischer Gattengalanterie verstanden werden dürfte" oder "Peeperkorn, das Bacchanal mit lanzenspitzen Kulturgebärden leitend" und vieles mehr.

Markant, dass Clawdia unseren Helden als "philosophischen Taugenichts" und Peeperkorn ihn als "Schwätzerchen" abtut. Er scheint wirklich kein Rückgrat zu haben, unser Hans...
 
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Ab und an streut Mann kleine Wortspielchen ein, die mich zum Lachen bringen, wie die Perlenkette zum Beispiel, "die kaum als Zeugnis transkaukasischer Gattengalanterie verstanden werden dürfte" oder "Peeperkorn, das Bacchanal mit lanzenspitzen Kulturgebärden leitend" und vieles mehr...

und vieles mehr, genau! Die Sprache der Protagonisten ist für heutige Verhältnisse so herrlich indirekt. Mit tausend Anspielungen. Das macht schon großen Spaß das zu lesen.

Die erste der zwei Unterredungen zwischen Hans und Frau Chauchat fand ich sehr schön. Wir erfahren, dass Frau Chauchat doch WEGEN Hans nach Davos zurück gekommen ist. Sie braucht ihn für ihren seelischen Beistand bei der Betreuung von Mynheer Peeperkorn.
Bei diesem Dialog zwischen Hans und Frau Clowdia kommt es ja richtiggehend zum Austausch von Zärtlichkeiten. Wie schön für Hans!

. Mynheer Peeperkorn hat Angst vor dem Verlust der Gefühle...an anderer Stelle wird das deutlicher ausgedrückt: Es ist die Rede von Manneskraft. Modern ausgedrückt: er hat Angst vor dem Verlust seiner Potenz.
Hans besucht Mynheer Peeperkorn häufig in seinem Zimmer. Bei einer Gelegenheit fragt ihn dieser direkt nach seiner Beziehung zu Frau Chauchat. Auf einmal kann Mynheer Peeperkorn seine Sätze zu Ende bringen! Geht es wieder nur mir so oder ist diese Dreiecksgeschichte (die beiden Liebhaber von Frau Chauchat verbrüdern sich) im Sinne von Homoerotik zu deuten? Sicher nicht nur, aber ein Aspekt könnte es sein. Hans bewundert Mynherr Peeperkorn und er will sich auch ein Stück rächen an Frau Chauchat.


Nachgegoogelt habe ich "Vielliebchen". Mynheer Peeperkorn meint Hans und seine Reisebegleiterin (schöne Umschreibung) würden sich verhalten als ob sie Vielliebchen gegessen hätten.
Vielliechen ist ein Brauch. Wenn man eine Doppelfrucht mit einem Anderen teilt (z.B. Zusammengewachsenes Obst oder zwei Mandeln in einer Schale o.ä.) dann muss man den Anderen am nächsten Morgen begrüßen mit den Worten: Guten Morgen Vielliebchen.

Hans erzählt bei gleicher Gelegenheit von einem Theaterstück. Da ist sicher die Oper "Carmen" gemeint. Er sagt, er verstehe selbst nicht, warum er die Geschichte erzählt. Aber es muss natürlich doch eine Verbindung mit "unserer" Geschichte geben. Bei der Erwähnung "Messer" zuckt Mynheer Peeperkorn zusammen....

Schön finde ich immer die Stellen, in denen der Erzähler in Erscheinung tritt und uns z.B. mitteilt, dass wir eine bestimmte Szene nicht weiter verfolgen werden u.Ä.
 

Helmut Pöll

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Settembrini und Naphta halten nicht viel von Peeperkorn. Dazu ist der zu sehr Genussmensch. Aber ich glaube es gibt noch etwas anderes, was da mit herein spielt.

Hans sagt einmal sinngemäß: würde man Naphta und Peeperkorn in einen Raum stellen und Naphta würde den gelehrtesten Vortrag halten, während Peeperkorn nur da stünde und halbe Sätze von sich gäbe, dann würden die Leute sich dennoch sofort um Peeperkorn scharen.

Settembrini ist beleidigt, vermulich weil er ahnt, dass das in gewisser Weise auch für ihn gilt.
 
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Mit tausend Anspielungen. Das macht schon großen Spaß das zu lesen.
Ja. Absolut!
Bei diesem Dialog zwischen Hans und Frau Clowdia kommt es ja richtiggehend zum Austausch von Zärtlichkeiten. Wie schön für Hans!
Sie schließen ja auch Freundshaft miteinander und sei es nur zum Wohle von Pepperkorn. Interessant wieder die leicht abschätzigen Bemerkungen der Großen Frau: ".... deutsches Hänschen". Die nimmt ihn nicht für voll, die Beziehung ist klar nicht auf Augenhöhe ;)
im Sinne von Homoerotik zu deuten?
Die Homoerotik habe ich auch auf S. 805 entdeckt. Dort wird angedeutet, dass Settembrinis Verhältnis zum Männlichen durchaus nicht nur gesellschaftlich-hahnenmäßiger Natur sei und er deshalb ein gestörtes Verhältnis zur Eifersucht seines Schülers habe...
dann würden die Leute sich dennoch sofort um Peeperkorn scharen.
Das ginge sogar mir so! Ich fand die Gespräche von Pepperkorn und Hans weit spannender als die Ergüsse von Settembrini und Naphta, bei denen ja auch keine Blitze mehr zucken.
Pepperkorn ist dazu auch ein großzügiger Gastgeber, der die Menschen um sich schart. Da haben es Asketen schwerer.

Auch das gemixte du und sie am Ende des Abschnittes fand ich glaubwürdig und originell.
 

Helmut Pöll

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Das ginge sogar mir so! Ich fand die Gespräche von Pepperkorn und Hans weit spannender als die Ergüsse von Settembrini und Naphta, bei denen ja auch keine Blitze mehr zucken.
Da bin ich ganz bei Dir. Settembrini finde ich ja sympathisch und originelle, aber Naphta ist ein blitzgescheiter Unsympath und Fanatiker, bei dem man seines Lebens nicht sicher wäre, wenn er an der Macht wäre. Ich habe ihn mir manchmal vorgestellt als Mitglied in der Runde der Inquisitoren bei "Der Name der Rose".
Auch das gemixte du und sie am Ende des Abschnittes fand ich glaubwürdig und originell.
Thomas Mann ist ein unglaublich guter Beobachter. Mich würde schon interessieren, ob der eine oder andere Dialog so ähnlich irgendwo mal stattgefunden hat.
 

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Zum Abschnitt: Der große Stumpfsinn

Nach der Abreise von Frau Chauchat und dem Tod von Mynheer Peeperkorn ist für Hans alles grau und sinnlos geworden. Das Leben auf dem Zauberberg hat seinen Zauber zunächst mal verloren. Die Art und Weise, wie sich die Patienten ihre Zeit vertreiben, erscheinen nun langweilig und lächerlich.

Zum Abschnitt Fülle des Wohllauts:
Sehr interessant zu lesen. Ein Grammophon hält Einzug in den Berghof.
Hans entdeckt seine Liebe zur Musik und hat einige Lieblingsstücke.
Z.B. die Opern Aida und Carmen. Bei Aida liebt er die Szene, in der die zwei Liebenden im Tode vereint sind. Außerdem die Szene, bei der der Held vor Gericht steht und sich für sein Vergehen rechtfertigen soll, dies aber nicht tut. Bei Carmen liebt er die Szene, in der der Held zwischen der Liebe zu Carmen und der Vernunft, bzw. seinem Beruf entscheiden muss und sich unvernünftigerweise für die Liebe entscheidet.
Dann mag er noch ein Lied in dem ein Soldat Gott bittet, seine Schwester zu schützen falls er im Krieg stirbt. Außerdem liebt er das Volkslied "Am Brunnen vor dem Tore".
Für mich was dieses Lied immer der Inbegriff von Kitsch. Aber wenn man den Text liest, ist es eher romantisch und könnte auch wieder den Tod zum Thema haben, je nach Interpretation. Die letzte Strophe lautet: Nun bin ich manche Stunde entfernt von diesem Ort und immer hör ichs rauschen: du fändest Ruhe dort.

Natürlich hab ich mich gefragt warum Hans gerade diese Musikstücke liebt, bzw. warum Thomas Mann diese Werke ausgesucht hat.
Ich denke alle Stücke verbinden die Themen Liebe und Tod miteinander. Ich bin kein Musikliebhaber und kenne die Stücke nicht. Vielleicht schaue ich sie mir mal auf you tube an.

Gerade bin ich im Abschnitt: die große Gereiztheit.
 

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Ich habe nun den Zauberberg zu Ende gelesen.

Zum Abschnitt: die große Gereiztheit:
Jetzt werden normale zwischenmenschliche Konflikte, die man ansonsten mit Humor oder Toleranz gelöst hatte, plötzlich sehr verbissen und kompromisslos ausgetragen. Vor allem nicht mehr nur verbal, sondern handgreiflich. Der Erzähler weist zurecht darauf hin, dass das alles auch etwas Lächerliches hat aber allen Zauberbergbewohnern ist wohl der Sinn für Humor abhanden gekommen. Man hat keinen inneren Abstand mehr zu den Ärgernissen.
Die beiden Philosophen streiten sich meiner Meinung nach wie immer, aber plötzlich fordert Naphta ein Duell. Verrückt.
Es soll hier ja die Atmosphäre vor dem ersten Weltkrieg dargestellt werden. Wie Hans noch bis zum Schluss mit "Diplomatie" versucht, das Duell zu verhindern - das ist gut dargestellt. Man sieht: wenn beide Parteien Krieg wollen, dann nützt die beste Diplomatie nichts.

Zum Abschnitt : Der Donnerschlag
Mit dem Ende des Romans hadere ich noch. Gestern Abend habe ich das Ende gelesen und heute morgen muss ich immer noch darüber nachdenken...Es wurmt mich irgendwie.
Jetzt endlich ist der Siebenschläfer aufgewacht um dann in einer Schlacht zu sterben? Das kommt mir so sinnlos vor.
Thomas Mann schreibt, es sei unwahrscheinlich, dass Hans überlebt. Aber ganz ausgeschlossen ist es nicht.
Hans ist mir doch so ans Herz gewachsen, dass ich mir für ihn wünsche, er hätte überlebt und hätte nach dem Krieg als Ingenieur im Flachland gearbeitet...
In der Schlacht singt er das Lied: Am Brunnen vor dem Tore...

Wie geht es euch mit dem Ende des Romans?
 

Literaturhexle

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Ich hänge noch bei Pepperkorn (Schluss) im 7. Kapitel fest. Ich konnte einfach nicht mehr als 50 Seiten am Tag lesen, dann brauchte ich -trotz Urlaub - etwas Leichteres. Aber das Ende ist ja in Sicht!
Ich freue mich schon auf deine obigen Berichte dazu :)
 

Helmut Pöll

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Nach der Abreise von Frau Chauchat und dem Tod von Mynheer Peeperkorn ist für Hans alles grau und sinnlos geworden. Das Leben auf dem Zauberberg hat seinen Zauber zunächst mal verloren.
Der Abgang von Mynheer Peeperkorn kommt ja wie ein Paukenschlag. das hätte ich nicht gedacht, nachdem sie davor noch den Ausflug zum Wasserfall unternommen haben. Kurzschlusshandlung sieht es angesichts des ausgetüftelten Giftschlangengerätes auch nicht eben aus.

War er selber auch so krank?

Frau Chauchat scheint unegachtet ihrer Krankheit zu kommen und zu gehen. Interessant fand ich auch, dass sie überhaupt keine Anstalten macht irgendeinen Hinweis darauf zu geben, wie Hans sie eventuell erreichen könnte.
 
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War er selber auch so krank?

Frau Chauchat scheint unegachtet ihrer Krankheit zu kommen und zu gehen. Interessant fand ich auch, dass sie überhaupt keine Anstalten macht irgendeinen Hinweis darauf zu geben, wie Hans sie eventuell erreichen könnte.

Ich fand es schade, dass Frau Chauchat nach dem Tod von Mynheer Peeperkorn abgereist ist. Sie hätte ja jetzt die Affäre mit Hans fortsetzen oder vielmehr richtig beginnen können. Es gibt auch kein Abschiedsgespräch. Ob Hans sie gebeten hat nicht abzureisen? Das erfahren wir nicht.
Irgendwie scheint Thomas Mann der Meinung zu sein, dass zu dem Thema Liebesaffäre auf dem Zauberberg nun alles gesagt wurde und eine Fortsetzung nichts Neues mehr bringt.

Zum Selbstmord von Peeperkorn habe ich mir auch Gedanken gemacht. Wollte er den Weg für Hans freimachen? Ich glaube nicht. Seine Fieberanfälle hatten sich ja zuletzt gehäuft. Ich denke er hatte Angst vor einem Leben als hilfloser und schwacher Mann.
 

Helmut Pöll

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Irgendwie scheint Thomas Mann der Meinung zu sein, dass zu dem Thema Liebesaffäre auf dem Zauberberg nun alles gesagt wurde und eine Fortsetzung nichts Neues mehr bringt.
Ja, so kam es mir auch vor @Leseglück
Zum Selbstmord von Peeperkorn habe ich mir auch Gedanken gemacht. Wollte er den Weg für Hans freimachen?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Eher könnte an Deiner zweiten Vermutung etwas dran sein, dass er nicht als bettlägeriger alter Mann in einem Sanatorium enden will. Über seinen tatsächlichen Gesundheitszustand wissen wir ja relativ wenig. Er scheint aber auch beim Ausflug zum Wasserfall schon den Plan gehabt zu haben. Das war sozusagen seine Abschiedsfahrt in dieser Welt.
Thomas Mann schildert einmal, wie Peeperkorn am Wasserfall zu sprechen beginnt, was durch das Tosen des Wassers nicht hörbar ist. Er spricht also zu sich selbst, man könnte auch sagen er betet vor großartiger Kulisse.
 
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Helmut Pöll

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Mir ist jetzt, auf den letzten Seiten, noch etwas aufgefallen.

Die Sitzungen mit Elly, dem Mädchen mit übersinnlichen Fähigkeiten, kamen für mich völlig überraschend. tatsächlich gelingt es dem Medium Holger den verstorbenen Joachim erscheinen zu lassen, gekleidet als Soldat, aber mit einer Art Kochtopf auf dem Kopf.
Hans ist das alles zu viel. Er verschwindet.

Aber mir fiel ein, dass ich genau dieses Motiv aus Thomas Manns Büchern schon kenne. 30 Jahre später nämlich wird er in "Dr Faustus" ähnlich den Teufel beschreiben, der plötzlich in der Stube sitzt und dem Komponisten Leverkühn einen Pakt anbietet.