Rezension (5/5*) zu Mit Sari auf Safari: Wie Indien mein Leben auf den Kopf stellte von Tabitha Bü.

orfe1975

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24. September 2015
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Tabithas Indien

Cover und Gestaltung:
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Das Coverbild strahlt dem Leser entgegen. Passend ist die Zusammenstellung von Tabitha samt Koffern vor typischer indischer Kulisse auf der Frontseite: Tuk Tuks mit Kuh und Affe im reinsten Verkehrschaos. Teile des Bildes wirken künstlich zusammengestellt mit einem Fotobearbeitungsprogramm. Das gilt auch für den Affen auf der Rückseite. Trotzdem gefiel mir das Cover sehr gut, vor allem die schönen, roten Zeichnungen am Rand. Sie erinnern an indische Hennabemalungen. Sie finden sich als Elemente (allerdings in Grau) passenderweise im Innenteil wieder und verströmen indisches Flair.
Als Klappenbroschur mit Seiten von etwas dickerer Qualität zählt das Buch zu den hochwertigeren Taschenbüchern.

Beim ersten Aufschlagen fällt sogleich das ausführliche Inhaltsverzeichnis positiv auf. So hat man direkt einen Überblick über den Inhalt. Die Struktur ist m. E. sehr gelungen: Viele kleinere Unterkapitel fügen sich zu einem größeren Kapitel zusammen. Durch diese kleinen Einheiten kann man das Buch immer wieder zwischendurch zur Hand zu nehmen und Stück für Stück lesen. Das absolute Highlight sind zwei ausführliche Foto-Teile, die das Geschehen wunderbar veranschaulichen. Optisch ist das Buch sehr ansprechend, im Laden hätte ich definitiv zugegriffen.

Inhalt:
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Tabitha ist Mitte dreißig, sportlich und ruheliebend und an einem Punkt angelangt, an dem sie nicht weiß, wie es weitergehen soll. Von Männern ist sie nur enttäuscht worden und auch ihre Beziehung zu Gott läuft nicht so, wie gewünscht. Zu diesem Zeitpunkt bringt eine kleine Facebook-Nachricht an den Indienkorrespondenten und Buchautor Markus Spieker plötzlich eine unglaubliche Wende in ihr Leben. Wenige Monate später heiratet sie ihn und folgt ihm nach Indien. Der erste Eindruck ist Chaos, Schmutz, Smog, Lärm, Armut und daneben unglaublicher Reichtum. Sie stellt sich der Herausforderung, reist kreuz und quer durch Indien und lernt das Land von all seinen Facetten kennen: den schönen und den weniger schönen. Und sie entdeckt neue Seiten an ihrer Beziehung zu Gott und vertieft ihren Glauben. In diesem Buch lässt sie den Leser an ihren Erfahrungen teilhaben.

Mein Eindruck:
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"Gott hat Humor. Er hat alles geplant, und er kennt mich. Ich wollte nie ein normales Leben, ich wollte ein Abenteuer. Das habe ich nun davon!" (S.16)

Ich habe von Beginn an gut in die Handlung hineingefunden, denn Tabitha schreibt sehr mitreißend und lebendig. Sie holt erst ein wenig aus und berichtet über ihre Kindheit im Sauerland und wie ihr Leben verlaufen ist, bis sie Markus kennenlernte. So bekam ich eine gute Vorstellung ihres Charakters und in vielen Teilen habe ich Parallelen zu meinem Leben entdeckt, wodurch mir die Autorin noch sympathischer wurde. Besonders beeindruckt hat mich immer wieder im Buch ihre unvoreingenommene Einstellung gegenüber unbekannten Dingen und ihre vertrauensvolle Offenheit dem Leser gegenüber. Sie schreibt ehrlich über ihre Bedenken, ihre Ängste, aber auch über ihre positiven Erfahrungen, was sie alles lernt und wie sie ihren Ängsten entgegen tritt. Jedes Wort wirkt authentisch, ich hatte das Gefühl: hier ist ein offener, emotionaler, aber auch starker Mensch, der den Leser wie einen Freund an der Hand nimmt, um ihm Indien mit all seinen Facetten nahe zu bringen.

Ihre Geschichte erzählt sie lückenlos von Beginn an. Sie schildert ihre Hochzeit, die Kündigung ihres Jobs, die Abschiede von Freunden und Familie und auch ihre Ankunft mitten im indischen Chaos. Mir gefiel dabei die chronologische Reihenfolge. Ich konnte ihre Reisen und auch ihre Entwicklungsschritte gut mitverfolgen. Ich hatte zuvor schon einige Dokumentationen über Indien gesehen und wusste, dass das Land sehr unterschiedliche Gesichter hat. Durch Tabithas Buch ist mir erst klar geworden, wie groß die Unterschiede innerhalb der Regionen und verschiedenen Bevölkerungsgruppen sind. Die Autorin nimmt den Leser u. a. mit in die Teeregion Darjeelings, erlebt eine indische Hochzeit, wird sich ihrer Beziehung zu Jesus bei einer Woche im Yoga-Ashram wieder bewusst.

Es gibt Einiges, an das sich Tabitha gewöhnen muss: Nachts nicht alleine raus gehen, die rechtliche Herabstufung der Frau gegenüber dem Mann, eine "Maid", die tagsüber die Wohnung in Ordnung hält und ständig präsent ist, Hocktoiletten, verrückte Feste, fettiges Essen, Aberglaube mit erschreckenden Auswirkungen und indische Traditionen und Bräuche, die für Europäer nicht konsequent und logisch erscheinen. Aber sie erlebt auch viel Gastfreundschaft, Zufriedenheit trotz Armut, findet neue, tolle Freunde, sieht wundervolle Landschaften und empfindet am Ende eine unglaubliche Dankbarkeit für ihr Leben und für ihren Glauben, den sie durch diese Erfahrungen festigen kann.

Nun wird sie noch ein Jahr in Indien bleiben, dann geht es zurück nach Deutschland. Ich bin gespannt, ob es noch einen Bericht geben wird über ihre "Wiedereingliederung". Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ihre Schilderungen haben mich permanent in ihren Bann gezogen. Ich hatte das Gefühl, alles wie eine Freundin mitzuerleben mit allen ihren authentischen Gedanken, Gefühlen, Zweifeln. Es macht Spaß, Indien an ihrer Seite zu entdecken.

Fazit:
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Tabitha ist eine beeindruckende Frau, die mitreißend und lebendig ihre Reise durch Indien beschreibt und viel über sich und ihren Glauben lernt-Es macht Spaß, sie dabei zu begleiten.