3. Abschnitt: Seidenweiß bis Schaumstoffgelb (S. 157 - 224)

Momo

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Wow, die Autorin behandelt ein Tabuthema, oder mehrere, aber eines ist mir richtig nahegegangen. Karl befühlt die Asche seiner Eltern. Der Vater wurde wieder aus dem Grab gehoben, welches gruselige Bild entsteht vor den Augen des lesenden Betrachters ??! und wird zusammen mit der Mutter eingeäschert ... Dass Karl die Asche schließlich in den See verstreut finde ich gut.
 
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Momo

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Ich finde, dass Karl in die Fussstapfen seiner Eltern getreten ist, ohne dass er etwas von ihnen hatte, seelisch-emotional betrachtet. Geerbt hat er die künstlerische Begabung. Er setzt nun in der Kunst und symbolisch gesehen das Leben seiner Eltern fort.

Mit der Freundin hat er Schluss gemacht. Finde ich gut. Wer so destruktiv und aggressiv mit Kindern umgeht, diese Person hat aus meiner Sicht menschlich total versagt. So jemanden wollte ich nicht zur Partnerin haben.

Ob Tanja wieder kommt? Das Mädchen mit dem großen Herzen.
Karl hat sich mächtig ins Zeug gelegt, ihr ein Bootshaus zu bauen. Er bereut, dass er das Kind vor Maras Wutausbruch nicht verteidigt hat. Das ist ja schon einmal der erste Schritt zur Besserung. Ich hoffe, er bekommt eine neue Chance.
 

Momo

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Bis Seite 249
Nun ist es raus, weshalb Karl sich von Mara getrennt hat. Hohe Anforderungen an Karl, die auch hier für mich sehr unmenschlich erscheinen lassen. Jede Menge egonzentrische Versprechungen musste er ihr abnehmen, und ich bin richtig erleichtert, dass Karl sich davon hat lösen können. Das hat allerdings sechs Jahre seines Lebens gedauert ...
 

Mikka Liest

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Karls Eltern haben es sich für mich zu einfach gemacht... Kinder kann man loslassen, wenn sie bereit sind, auf eigenen Füßen zu stehen, aber doch nicht, wenn sie nicht mal in der Pubertät sind!

Mara war mir nie wirklich sympathisch, aber dass sie ausgerechnet Tanja so angeht – dass sie sich von Alexandra bedroht fühlt, kann ich ja noch halbwegs verstehen, auch wenn ich ihre Art, damit umzugehen, auch nicht gut finde. Aber ihre Wut an einem kleinen Kind auszulassen?!

Adas Tod hat mich überrascht. Ich dachte, das würde erst später im Buch passieren und dass Karl vorher gezwungen wäre, die Täuschung zu beenden. Karl tut mir unheimlich leid, ihm war nicht mehr vergönnt, eine echte Mutter-Kind-Bindung zu erleben.

Statt zu der Mutter zu werden, die Karl gebraucht hätte, wird sie in der Zeit vor ihrem Tod stattdessen selber sehr kindlich.

Anjuta bringt es sehr gut auf den Punkt, hier geht es sehr viel um Nachholen und Rückkehr – beziehungsweise das Scheitern daran.

Anjuta, ich kann Mara zwar ein Stück weit verstehen, aber dass sie ausgerechnet Tanja so aggressiv angeht, die doch nichts dafür kann, das sagt für mich viel über sie aus. Ich habe das so empfunden wie Literaturhexle!

Momo, bei der Sache mit der Asche musste ich an eine Frau denken, über die ich mal was gelesen habe, die hat die Asche ihres Mannes auch erst oft befühlt, und irgendwann hat sie angefangen, sie nach und nach zu essen... Ich bin froh, dass Karl es beim Befühlen belassen hat!
 

parden

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Im Interview, das seine Eltern vor langer Zeit gemeinsam gegeben haben, weigern sich Karls Eltern über ihn zu sprechen. Es ist das einzige Mal, das er überhaupt in einem Interview erwähnt wird.
Kinder soll man loslassen, sagt Ada. Aber vorher sollte man ihnen Flügel geben, lautet ein Sprichwort und das haben die beiden offensichtlich versäumt.
Genau das ging mir auch durch den Kopf - die Flügel fehlen...
 
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parden

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Interessant aus meiner Sicht ist die Kirschenernte und -verarbeitung: Alles hat sehr kindliche Züge. Diese Arbeiten gipfeln dann im Gartenfest, dass mir in seiner Gestaltung sehr nach einem Kindergeburtstag aussieht. Alles wirkt auf mich zwar einerseits irreal, andererseits habe ich allen Teilnehmern diesen Frieden gegönnt. Auch Tanja hat die Geschenke sehr liebevoll ausgesucht, die Freude der Beschenkten wirkt echt.
Genauso habe ich es auch empfunden. Eigentlich erwachsene Menschen spielen das Spiel mit, Karl feiert einen Kindergeburtstag, wie er ihn wohl nie hat feiern können - er holt hier überhaupt vieles nach, was er in seinem Leben bisher vermisst hat. Und Tanja ist der Katalsysator - zwischen den Menschen, zwischen Kindheit und Erwachsensein, zwischen Entwicklung und Starre. Und nun ist Tanja verschwunden...
 
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parden

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Die ganze Beziehung zu Mara ist seltsam, sie scheint immer versucht zu haben, Karl zu dominieren und auch seinen künstlerischen Weg zu bestimmen.
Für mich scheint Mara nicht nur die Rolle der deutlich älteren Freundin innezuhaben, sondern auch die eines Managers. Eben so wie Buddy Holly für Karls Eltern...
 
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Trotzdem Tanja eine zentrale Rolle in diesem Roman spielt, kann ich sie überhaupt nicht greifen. Man erfährt nichts über sie, außer wie sie sich in dem Zusammenspiel mit Karl verhält. Das ist merkwürdig. Wie seht Ihr das?
Zwischendurch kam mir schon ein paarmal der Gedanke, ob Tanja wirklich echt ist. Es gibt bei Kindern ja eine Entwicklungsphase, in der sie imaginäre Spielgefährten 'erfinden', die für sie z.T. sehr real sind. Ein wenig kommt mir Tanja auch manchmal so vor. Und Mara hat mit ihrer brüsken Art und Karl mit seiner Feigheit diesen magischen Zauber vertrieben. Aber vielleicht ist es auch ganz anders...
 
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parden

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Etwas unfair finde ich aber Eure Bewertung von Mara. Sie will Karl einfach nur wieder auf die Füße stellen und ihn nicht in diesem Kindheitstraum lassen. Ist das wirklich so schwer nachzuvollziehen? Sie hat eine Beziehung zu verteidigen und ein gemeinsames Leben, das hier so vor sich hinbröckelt. Dass sie nicht begeistert ist von diesem "Karl in der Warteschleife", kann ich bei aller Distanz doch durchaus nachvollziehen.
Stimmt. Als Leser lebt man nur so in Karls Welt, dass Mara einfach stört... Aber aus ihrer Sicht ist die Reaktion sehr verständlich - sie will den erwachsenen Karl zurück. Trotzdem schießt sie durch ihre Art in meinen Augen über das Ziel hinaus. Wenn sonst nichts hilft, vergrault sie eben das Kind. Gefallen muss mir das nicht...
 
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Renie

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Zwischendurch kam mir schon ein paarmal der Gedanke, ob Tanja wirklich echt ist. Es gibt bei Kindern ja eine Entwicklungsphase, in der sie imaginäre Spielgefähr
Den Gedanken hatte ich auch. Da Karl häufig in sich gekehrt wirkt, hätte es mich nicht gewundert, wenn er sich eine Fantasiefigur geschaffen hätte.
 
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