Rezension Rezension (5/5*) zu Die Tuchvilla: Roman von Anne Jacobs.

Leserina

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17. März 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Tuchvilla: Roman von Anne Jacobs
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Leichte Lektüre für gemütliche Schmökerstunden

Dreh und Angelpunkt der Geschichte ist die 18jährige Vollwaise Marie, die im Jahre 1913 in der Augsburger Tuchvilla, dem Wohnhaus der Industriellenfamilie Melzer, eine Anstellung als Küchenmagd beginnt. Auf seltsame Weise scheint ihr Schicksal mit dem der Familie und deren Spinnereifabrik verwoben zu sein. Ich möchte nicht zu viel spoilern, nur soviel sei verraten: Maries Vergangenheit hat unmittelbare Auswirkungen auf die Zukunft der Fabrik und sie wird am Ende des Romans nicht mehr als Magd in der Küche stehen.

"Die Tuchvilla" ist der Auftaktband einer insgesamt dreiteiligen Reihe aus der Feder von Anne Jacobs.
Beim Lesen ihrer Zeilen fühlte ich mich mehr als nur einmal an die TV-Serie "Downton Abbey" erinnert und das in keinerlei negativer Weise. Ganz im Gegenteil! Wer Storys liebt, in denen es um eine Familiendynastie längst vergangener Zeiten geht und in der auch ein großes Augenmerk auf die Belange und Geschehnisse in den Reihen der Hausangestellten gelegt wird, der wird mit der Tuchvilla einige wundervolle Schmökerstunden verbringen können.

Dieser Roman ist eine kleine belletristische Perle im Meer des seichten Genre und besticht durch den wundervoll flüssigen Schreibstil der Autorin. Niemals wurde mir beim Lesen der 700 Seiten langweilig, stehts fühlte ich mich durch die wechselvollen Geschehnisse getragen und fand auch die Protagonisten durch die Bank weg gut skizziert.

Anne Jacobs ist es hervorragend gelungen, mich gut zu unterhalten. Und genau das macht für mich den Unterschied im Genre der Belletristik aus: Seichte Literatur, die unterhaltsam und spannend ist, von mehr oder weniger hoher Qualität, die aber absoluten Spaß bereitet und bei der man sich im Nachhinein nicht ärgert, Zeit vergeudet zu haben.