5. Schnitt: Flaggenblau bis Ende (S. 287 - Ende)

Literaturhexle

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Gerade habe ich das Buch mit einem Lächeln zugeklappt. Es hat mich überrascht und lässt mich mit einem schönen Gefühl zurück. Was will man mehr?

Mit der Schneekugel flammt das Verhältnis zwischen den beiden wieder auf. Tanja versucht Karl mit verschiedenen Jungs zu provozieren, die sie mit ins Bootshaus nimmt. Nun steigt auch die sexuelle Spannung zwischen den beiden. Mit einem reizvollen Auftritt im Bikini, den er mit dem Abwurf seines Bademantels beantwortet, scheinen sich die beiden symbolisch zu verständigen...

2,5 Jahre danach gibt es den ersten Kuss und die beiden beginnen eine leidenschaftlich-innige Beziehung. Tanja bekommt ein Zimmer in der Villa.
Auffallend Ist, dass die Beziehung auf Tanjas Wunsch hin im Verborgenen bleibt. Das heißt, die beiden zeigen sich nicht in der Öffentlichkeit und Tanja taucht auch ab, wenn Raiken zu Besuch kommt. Karl will Tanja vor der Öffentlichkeit schützen, zu präsent sind ihm die Paparazzi und ihre Stories. Insofern besteht weitgehendes Einvernehmen in diesem Punkt.

Die Liebesgeschichte wird ansonsten wunderschön geschildert in ihrer besonderen Alltäglichkeit. Dennoch wird auf S. 317 bereits erwähnt, dass der Countdown laufe, was Karl zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar ist. Ihm ist zwar deutlich, dass Tanja nach dem Abitur fortgehen wird, doch hofft er, sie begleiten zu dürfen.

Eines Tages nimmt Tanja ihm das Versprechen ab, sie nicht festzuhalten, wenn sie losgelassen werden möchte. Hier weiß der Leser bereits, dass Karl sich felsenfest an dieses Versprechen gebunden fühlen würde.

Schließlich machen beide einen Ausflug, zu dem sich Karl verkleiden muss. Ich habe den Eindruck, dass Tanja ihn mit der Kleidung lediglich verjüngen will. Seht ihr das auch so?

Es kommt so, wie es die Hinweise schon deutlich gezeigt haben: Die Wege der beiden trennen sich mit Tanjas Abitur...
Karl leidet entsetzlich.
Dann das Wiedersehen in Berlin mit der symbolischen, nun lebenden, Taube...
Schön! :rolleyes:
 

Bibliomarie

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Es ist erstaunlich, wie Tanja Zeitpunkt und Tempo bestimmt. Nicht nur jetzt, als Teenager und junge Frau, sondern eigentlich schon die ganzen Jahre.

Die Kommunikation war dabei meistens nonverbal, Tanja gab Zeichen und reagierte auf Karls Zeichen.
Genau so signalisiert sie jetzt ihr sexuelles Erwachen. Sie bringt immer häufiger Jungs ins Bootshaus, schäkert und knutscht und ist sich dabei sehr bewusst, dass Karl sie sieht. Nur deshalb trifft sie die Jungs dort.
Dann der Auftritt im goldfarbenen Bikini, auch ein nonverbales Signal, auf das Karl mit seiner Nacktheit antwortet. Offensichtlich war es auch das, was Tanja wollte.

Die Liebesgeschichte ist fein erzählt, sie vermittelt viel von der Liebe, die die beiden für einander hegen, obwohl Tanja keinen Zweifel daran lässt, dass sie auch das Ende bestimmen wird.
Sie sind sich in ihren Charakteren wirklich seelenverwandt.
Tanja geht, doch irgendwann wird sie wieder kommen. Und so geschieht es, das Ende bleibt eigentlich offen. Die Taube im Käfig ist auch so ein Symbol, eine Brieftaube kehrt zurück und fliegt wieder aus.
So sehe ich auch die Beziehung Tanja und Karl - sie kommen zusammen und werden wieder auseinander gehen.
 

Bibliomarie

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Nun steigt auch die sexuelle Spannung zwischen den beiden. Mit einem reizvollen Auftritt im Bikini, den er mit dem Abwurf seines Bademantels beantwortet, scheinen sich die beiden symbolisch zu verständigen...

2,5 Jahre danach gibt es den ersten Kuss und die beiden beginnen eine leidenschaftlich-innige Beziehung.

Wobei es immer Tanja ist, die den ersten Schritt macht. Das finde ich sehr erstaunlich, auch die Kommunikation, die weiterhin viel über kleine Zeichen und Gesten abläuft.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Ich habe den Roman auch gestern Abend mit einem Lächeln zugeklappt. Für die letzten zwei Seiten war ich sehr dankbar ;)

Schließlich machen beide einen Ausflug, zu dem sich Karl verkleiden muss. Ich habe den Eindruck, dass Tanja ihn mit der Kleidung lediglich verjüngen will. Seht ihr das auch so?

Meinst du, ich dachte, sie wollte ihm die Anonymität ermöglichen. Es ist auch ein Spiel, wenn sie sich fremde Namen geben und behaupten, sie seien auf Hochzeitsreise.
 

Bibliomarie

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Auffallend Ist, dass die Beziehung auf Tanjas Wunsch hin im Verborgenen bleibt. Das heißt, die beiden zeigen sich nicht in der Öffentlichkeit und Tanja taucht auch ab, wenn Raiken zu Besuch kommt.


Stimmt, es kommt Karl entgegen, aber Tanja will das unbedingt. Es ist ihr sogar unangenehm, dass er sie einmal mit der Familie sieht. Diesen Teil ihres Lebens will sie für sich behalten.
Warum? Ob sie Gerede fürchtet, Karl ist ja nun auch bedeutend älter.
 
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Stimmt, es kommt Karl entgegen, aber Tanja will das unbedingt. Es ist ihr sogar unangenehm, dass er sie einmal mit der Familie sieht. Diesen Teil ihres Lebens will sie für sich behalten.
Warum? Ob sie Gerede fürchtet, Karl ist ja nun auch bedeutend älter.
Und ich glaube, sie will ihren eigenen Weg gehen, ihr Leben selbst bestimmen. Deshalb hält sie Karl da raus.
Andererseits unterstreicht es die exklusive Beziehung der beiden.
 

Literaturhexle

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Wobei es immer Tanja ist, die den ersten Schritt macht. Das finde ich sehr erstaunlich, auch die Kommunikation, die weiterhin viel über kleine Zeichen und Gesten abläuft.
Das liegt vielleicht auch an dem großen Altersabstand und dass sie sich kennenlernten, als Tanja noch ein Kind war. Die Beziehung war ja nicht ohne Spannung- von Anfang an nicht. Der deutlich Ältere kann da doch keine Avancen machen...das könnte schnell falsch verstanden werden. Irgendwann waren die Rollen dann verteilt.
 
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Anjuta

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Ja, Tanja, die Geheimnisvolle, die auf einmal in "Metallic-golden" als Bond-Girl daherkommt und die Stimmung erotisch zum knistern bringt. Das Verhältnis, das dann nach noch einmal 2,5 Jahren zwischen Karl und Tanja beginnt, bleibt weitgehend im Verborgenen und seine Endlichkeit steht in jedem Augenblick im Raum. Ein Countdown läuft, den allerdings wohl nur Tanja, nicht aber Karl bemerkt. Die Endlichkeit vollendet sich dann mit Tanjas Abitur, nach dem für Tanja und speziell für ihren Freiheitsdrang kein Platz mehr für Karl in ihrem Leben ist.
Bei Karl bleibt nach der Trennung nur noch Leere und Sinnlosigkeit:
"Denn dass es besser würde, müsste bedeuten, weniger an Tanja zu denken. und weniger an Tanja zu denken, konnte unmöglich besser sein, denn die Gedanken an Tanja waren ja das Beste, was er noch hatte." Wunderschön beschriebenes Liebesleid!
Und das gefühlte Prickeln im Nacken - einfach wunderschön beschriebenes Sehnen und blindes Verständnis! Ja, das Buch lässt auch mich mit einem tiefen befriedigten Lächeln zurück.
 

Momo

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Fertig. Ein toller Roman, auch wenn das Ende sehr geheimnisvoll ist, vor allem was Tanja betrifft. Ich finde, sie ist eine taffe junge und emanzipierte Frau, die genau weiß, was sie will. Das gefällt mir.

Ich weiß noch immer nicht, was ich von Karl halten soll. Sein Leben wirkt eigendlich recht instabil. Ist Tanja eine Symbolfigur, in der er sich sicher und geborgen gefühlt hat? Aber auch Tanja konnte ihm diese seelische Sicherheit nicht bieten und so quält sich Karl nun mit Liebeskummer.

Ich muss das Buch und gerade den Schluss allerdings noch etwas sacken lassen.
 
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Literaturhexle

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Ich weiß noch immer nicht, was ich von Karl halten soll. Sein Leben wirkt eigendlich recht instabil.
Ich bin kein Psycholge , aber Karl hat keine Wurzeln in der Kindheit gehabt. Ich halte die Liebe der Eltern gerade in den ersten Jahren für extrem wichtig. Vielleicht führt diese fehlende Elternbindung zu Bindungsschwierigkeiten. Er wirkte ja durchaus ruhelos- mit Hang zum Alkohol...

Tanja hat irgendetwas in ihm berührt. Vielleicht war sie auch auf der Suche? Über ihre Beziehung zum Elternhaus erfahren wir ja wenig. Beide waren sich ähnlich, das war ein Verstehen ohne Worte. Tanja hat ihn glücklich und als Muse sogar erfolgreich gemacht.
 
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Momo

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Ja, Literaturhexle, das stimmt, wurzellos durch Eltern, die ihm keine seelische Sicherheit haben bieten können. Deshalb finde ich es umso schade, dass Karl nichts hat mit den Eltern klären können. Er hätte rebellieren sollen oder die Eltern um eine Aussprache bitten.

Was Tanja betrifft, mich hätte es auch interessiert, aus welcher Familie sie stammt. Bis auf die eine Szene auf dem Flohmarkt wissen wir nichts.

Ich muss jetzt eine Weile in mich gehen, und nachdenken. Tanja hat sich schließlich auch zu Karl hingezogen gefühlt.
 

Mikka Liest

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Ich muss zugeben, dass ich im ersten Moment enttäuscht davon war, dass die Beziehung zwischen Tanja und Karl jetzt doch eine sexuelle wird... Tanja ist in meinen Augen zu jung, um sich so fest mit einem so viel älteren Mann zu binden.

Was mich wieder versöhnt hat, war das Versprechen: Karl ist bereit, Tanja diese Entscheidung zu überlassen, und gibt ihr damit den Freiraum, den man in dem Alter braucht. Hier sind wird mal wieder beim Loslassen – und im Gegensatz zu Karls Eltern macht Karl es richtig.
 

parden

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13. April 2014
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Auch ich habe das Buch nun beendet und es ebenfalls mit einem Lächeln geschlossen. Was mich gewundert hat, war, dass Buddy Holly gar nicht mehr auftauchte - einfach aufgegeben? Aber Karl (Carlie...^^) scheint nun deutlich geerdeter, trotz Liebeskummer zwischendurch.

"Denn dass es besser würde, müsste bedeuten, weniger an Tanja zu denken. und weniger an Tanja zu denken, konnte unmöglich besser sein, denn die Gedanken an Tanja waren ja das Beste, was er noch hatte." Wunderschön beschriebenes Liebesleid!
Das hat mir auch sehr gut gefallen!