Helmut Pöll

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Interessant ist eindeutig, dass beim WDR nach Buch Nr. 44 "Herz der Finsternis" gleich Buch Nr. 47 gelistet wird. Vielleicht sind die Bücher 45 und 46 ja Geheimtipps, die man nicht jedem mitteilen möchte. Aber immerhin geht es weiter ;).

Buch Nr. 47 ist "Der menschliche Makel" von #philip roth .
Buchinformationen und Rezensionen zu Der menschliche Makel von Philip Roth
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Das ist eines dieser Bücher, wo man gewissermaßen auf Zehenspitzen ins Zimmer schleicht, wenn darüber gesprochen wird, so einhellig ist landauf, landab, das euphorische Lob darüber.

»Philip Roth ist schlicht und einfach der größte Romancier, der heute in
englischer Sprache schreibt.« LOUIS BEGLEY IN DER FAZ
(Nö, das ist Ian McEwan :D )

»Wahnsinnig und ergreifend wie Dostojewski oder Dickens. Besser
geht’s nicht!« SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

Die Geschichte hat es tatsächlich in sich: Coleman Silk, ein alter Professor, wird fälschlicherweise des Rassismus bezichtigt, seine Existenz zerstört. In Zeiten der politischen Überkorrektheit und radikalen Empfindsamkeit ein Thema aktueller denn je. Aber kann es sein, dass es Bücher gibt, die alleine aufgrund ihrer Themenwahl schon in den Himmel gehoben werden bzw. wo man selber ein schlechtes Gewissen hat, wenn sie einem nicht gefallen?

Asche auf mein Haupt, aber mir hat "Der menschliche Makel" überhaupt nicht gefallen. Ich finde das Thema wichtig und interessant, aber ich kann mit Roths Schreibstil einfach nicht. Das Problem habe ich übrigens mit einigen anderen US-Autoren auch, eine gewisse amerikanische Geschwätzigkeit, die meint dass alles, was einem durch den Kopf geht, auch zwingend mitteilungswürdig ist. Schnell ertappe ich mich dann dabei, wie ich in der Geschichte vorblättere. Ich fand es langatmig, ausufernd bei Belanglosigkeiten, es hat mich ermüdet und das sollte ein Buch nicht, von dem ich sage, dass es mir gefallen hat.
 
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eine gewisse amerikanische Geschwätzigkeit, die meint dass alles, was einem durch den Kopf geht, auch zwingend mitteilungswürdig ist.
Zu gut, Helmut! Ich lache laut auf:D
Diese Art der Geschwätzigkeit findet man in anderen Landen aber auch... ;)

Speziell dieses Buch ( Der menschliche Makel) hatte ich letztes Jahr im Urlaub begonnen. Mir gefiel es recht gut, aber es ist nichts für eben zwischendurch.

Ich freue mich, dass @Querleserin und @Xirxe dieses Buch auch lesen wollen, so dass bestimmt eine kleine Runde daraus wird. Es ist ein Buch, über das ich sprechen möchte, das einen neuen Anlauf verdient.

Was die Themen sog. "wichtiger" Bücher betrifft, stimme ich dir vollends zu: es gibt Themen, die würden ernsthaft behandelt kaum zu einem Verriss kommen. Da gehört der Rassismus in den USA unbedingt dazu.
 

Helmut Pöll

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Buch Nr. 49 - Friedrich Nietzsche - "Also sprach Zarathustra", auf der Webseite des WDR allerdings angekündigt mit "Also sprach Zarathust", ohne die letzte Silbe.

Allein seine Zitate sind es wert Nietzsche zu lesen. Er wirkt ein wenig ballaballa, störrisch, kompromisslos, und bringt doch Vieles immer auf den Punkt. An unserer heutigen weichgespülten Schwafelkultur würde er vermutlich verzweifeln. Was würde Nietzsche, der das Seichte so hasste, wohl über den "Gefällt mir"-Button denken? Wahrscheinlich würde er einen Tobsuchtsanfall bekommen und anschließend ein boshaftes Essay darüber schreiben.

Wollte ich schon lange mal lesen. Das werde ich mit unserem heutigen Lesemontag beginnen...
Buchinformationen und Rezensionen zu Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra von Friedrich Nietzsche
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https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/neugier-genuegt-schecks-buecher/index.html
 

Helmut Pöll

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Buch Nr. 50 ist gewählt: "Malina" von Ingeborg Bachmann.

Der einzige Roman der Lyrikerin Ingeborg Bachmann polarisierte nach seinem Erscheinen 1971 im Suhrkamp Verlag.
Buchinformationen und Rezensionen zu Malina (Edition 4): Prosa aus den Jahren 1968-1971 von Ingeborg Bachmann
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Im Zentrum des Romans steht die (namenlose) Ich-Erzählerin, welche ihre existentielle Situation als Frau und Schriftstellerin bis in die Extremzonen erforscht, und zwar sowohl durch persönliche Reflexion als auch in Dialogform. Sie ist eine Intellektuelle und wohnt in der Ungargasse in Wien; Zeitpunkt der Erzählung ist die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Puh. Da spricht mich so gar nichts an. Wenn man mich als Leser verjagen will, dann muss die Zusammenfassung eines Buches etwa so daher kommen wie oben. Fühlt sich nach verkopfter Unlesbarkeit an. Einem Teil des Feuilletons gefiel das natürlich. Der Germanist Hans Mayer etwa beschrieb "Malina" als ein Kunstwerk, das kein schönes werden konnte "im unschönen Dasein". Spätestens nach so einem Satz wüsste ich, was die Stunde geschlagen hat.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht und recherchiert, ob und was Marcel Reich-Ranicki dazu zu sagen hatte, der nie so herumgeschwurbelt hat wie sein Kollege. Reich-Ranicki bezeichnete "Malina" als "trübes Gewässer" mit "pseudophilosophischem Anspruch". Das ist sicher nicht sehr diplomatisch, aber ehrlich. Und die Lesezeit ist nun mal begrenzt und es gibt so viele fantastische Bücher, die es zu entdecken gilt.

http://www.deutschlandfunkkultur.de/das-leid-der-liebenden.950.de.html?dram:article_id=265364
https://de.wikipedia.org/wiki/Malina_(Roman)
 
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Und die Lesezeit ist nun mal begrenzt und es gibt so viele fantastische Bücher, die es zu entdecken gilt.
Da bin ich völlig bei dir!
Manche Bücher sind einfach dermaßen verkopft, dass man sie ohne Studium der Literaturwissenschaften nicht verstehen kann - und will. Dieses gehört wahrscheinlich dazu.
 
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Helmut Pöll

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Buch Nr. 52 ist gewählt:
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Der Simplicissimus, einerseits ein mittelalterlicher Schelmenroman, gleichzeitig eine brutale Schulderung des 30jährigen Krieges.
"Was als vermeintlicher ›Schelmenroman‹ daherkommt, ist viel mehr: Eine brutal-bittere Schilderung des Dreißigjährigen Krieges in heiterem Gewande, ein historisches Lehrstück"
Das könnte das deutsche mittelalterliche gegenstück zu Voltaires "Candide" sein. Das klingt interessant, würde ich gerne mal lesen.
 
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Hatten nicht @Atalante und Du, Helmut, ganz zu Beginn dieser Liste darüber philosophiert, dass der Simplizissimus unbedingt hier hinein müsste? Vielleicht im Zusammenhang mit "Walden"?

Auf jeden Fall habe ich hier im Forum zum ersten Mal von Simplizissimus gehört, seitdem begegnet er mir laufend...
Lesen werde ich ihn wohl nicht.
 

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