Rezension Rezension (5/5*) zu Die Vergessenen: Roman von Ellen Sandberg.

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Vergessenen: Roman von Ellen Sandberg
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Justizia

Manolis Lefteris könnte schon als einsamer Wolf bezeichnet werden. Lange vor seiner Geburt ist ein großer Teil seiner Familie durch Nazi-Verbrechen umgekommen und der Vater hat dies nie verwunden. Geprägt durch diese Vergangenheit drohte Manolis als Jugendlicher auf die schiefe Bahn zu geraten. Doch er wählte einen anderen Weg, er wurde eine Art Problemlöser, der im Jahr 2013 den Auftrag bekommt, ein Dossier zu beschaffen.

Im Jahr 1944 ist die junge Krankenschwester Kathrin gerade mit der Ausbildung fertig und sie beginnt mit ihrer Tätigkeit in einem Pflegeheim, in dem auch behinderte oder traumatisierte Kinder und Erwachsene untergebracht sind. Kathrin ist bestrebt den Menschen zu helfen und sie meint zunächst der Arzt Karl Landmann könne ein Vorbild für sie sein. Bald schon merkt sie jedoch, dass Patienten, die zur Spezialbehandlung kommen, schwer erkranken und sterben.

Auf zwei Zeitebenen wird von den Geschehnissen berichtet. Einmal aus der Sicht Kathrins, die sehr nahe an den Ereignissen ist. Schutzlos ist sie dem ausgeliefert, was ihre Vorgesetzten für großartig und im Krieg für gerechtfertigt halten. Mit nur kleinen Gesten kann sie den Patienten helfen, mal ein nettes Wort oder auch eine Kleinigkeit zu essen. Doch aufhalten kann sie das Unheil nicht. In der Gegenwart dann Manolis, der durch seinen Auftrag, von diesen Verbrechen erfährt. Er will Justizia eine Chance geben, doch kann die Justiz die Chance nutzen. Zunächst gilt es jedoch dieses Dossier zu finden und zu erfahren, wovon es berichtet.

Puh, welch ein Buch, welch eine Thematik. Man mag sich nicht vorstellen, welche Nazi-Verbrechen noch ungesühnt blieben. Die vielen Mitläufer, die ja nur getan haben, was von ihnen verlangt wurde. Am Beispiel des Anstaltsarztes Karl Landmann wird die ganze Grausamkeit und Unmenschlichkeit dieser Verbrechen deutlich gemacht. Mit welchen hohlen Phrasen sie ihre Taten schöngeredet haben und jede Möglichkeit genutzt haben einer gerechten Strafe zu entgehen. Kann es dann so lange Zeit nach dem Kriegsende noch gelingen, einen solchen Verbrecher zu bestrafen? Schließlich verjährt Mord nicht. Manolis sieht da schwarz, doch er will wie gesagt Justizia eine Chance geben.

Beim Lesen des Romans versteht man sehr gut, dass es der Autorin, die als Inge Löhnig vielen Krimilesern bekannt sein dürfte, eine Herzensangelegenheit war, von den schlimmen Taten zu berichten, die Unschuldigen und Wehrlosen angetan wurden. Mit ihrer Schilderung reißt sie mit und regt zum Nachdenken an. Mord verjährt nicht und Mörder sollten bestraft werden, egal wie viel Zeit seit der Tat vergangen ist. Mit seiner ruhigen Vortragsweise unterstreicht der Sprecher dieses Hörbuchs Thomas M. Meinhardt die Wichtigkeit und Brisanz des Themas.



 

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