Rezension Rezension (5/5*) zu Olga von Bernhard Schlink.

nicigirl85

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6. Februar 2018
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nicigirl85.blogspot.de
Ein lauter Schlag am Ende eines stillen Lebens...

Vor vielen Jahren habe ich mit Begeisterung "Der Vorleser" gelesen und nun sollte es mal ein neues Buch von Bernhard Schlink sein.

In der Geschichte geht es um Olga und Herbert, deren Liebe eine einzige Prüfung ist. Herberts Eltern wollen die Verbindung nicht, Olga sei nicht gut genug. Lassen sich die beiden ihre Zukunft vorschreiben? Wird ihre Liebe am Ende siegen?

Der Roman besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil berichtet ein beobachtender Erzähler von Olgas Werdegang. Im zweiten Teil agiert Ferdinand als Ich- Erzähler und berichtet wie er Olga Rinke, die für seine Familie Näharbeiten erledigt hat, erlebt und wahrgenommen hat. Der dritte Teil sind Briefe von Olga an Herbert.

Olga war für mich als Figur ein kleines Mysterium, denn ihr Leben ist voll von leisen Tönen. Nie beschwert sie sich, muckt nie auf, sondern ist eher immer eine Bereicherung für die Gesellschaft. Anfänglich habe ich sie eher bemitleidet, aber mit der Zeit spürte ich, dass hinter ihrer Genügsamkeit weit mehr steckt.

Ich habe bis jetzt noch kein Buch erlebt, in dem die Perspektiven so gewechselt werden wie hier. Mir hat gut gefallen, dass Olga ihr Leben aus unterschiedlichen Sichtweisen dem Leser nahe gebracht werden. Am intensivsten habe ich Olga über ihre Briefe an Herbert erlebt, denn hier ist sie die starke Frau, die schreibt was sie denkt und kein Blatt vor den Mund nimmt, was sie ihm wahren Leben ja nicht getan hat.

Besonders aufwühlend empfand ich ihr Ende. Nie hatte ich die Auflösung erwartet, wer für ihre Verletzungen und letztendlich für ihren Tod verantwortlich ist.

Beeindruckend empfand ich Olgas Sicht über die Liebe, der so wahr ist, aber in unserer heutigen Gesellschaft keinen Platz hat. Heute will man Liebe mit all ihren Facetten, immer und zu jeder Zeit, dabei sollte man auch die wenigen Momente der Liebe genießen, denn das Glück kann nicht 24 Stunden, 7 Tage die Woche zugegen sein.

Fazit: Bernhard Schlink hat auch hier wieder verstanden den Leser zu fesseln. Mich hat der Roman zum Nachdenken gebracht und er wird noch lange in mir nachklingen. So schnell werde ich Olga gewiss nicht vergessen. Gelungen!