Rezension Rezension (4/5*) zu Eine Leiche für Perrot von C'rysta Winter.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Ähnlichkeiten mit berühmten Figuren sind nicht 'rein zufällig'!

Achille Perrot, der Enkel des großen Hercule Perrot weilt in Deutschland. Pour les vacances. Eine gute Gelegenheit, seinem Freund Inspektor Jeff einen Besuch in Lower Saxony abzustatten. Doch schon am zweiten Tag seines Aufenthaltes ist es vorbei mit der Soltinger Heidekraut- und Heidschnucken Idylle. Die hinreißend schöne Braut Lady Lucy Atterberry liegt tot am Ufer des Weidenhofsees. Keiner der noblen britischen Hochzeitsgäste will den Mord bemerkt haben. Achille Perrot und Inspektor Jeff fischen buchstäblich im Trüben. Zu allem Überfluss taucht während der Ermittlungen eine Spielkarte auf. Die Karte des Todes. Bald danach verschwinden drei ältere Damen. Wie überaus trefflich, dass Achille Perrot nicht nur das Faible für einen Schnurrbart, sondern auch das exzellente Schnüffelgen seines Vorfahren geerbt hat.

Wer jetzt beim Lesen des Klappentextes schon mehrfach gestutzt hat, ja, der hat recht. Achillle hieß nicht nur der Bruder des berühmten Hercule Poirot, nein, der belgische Detektiv arbeitete seinerzeit auch mit dem britischen Chefinspektor James Japp vom Scotland-Yard zusammen. Die Namensähnlichkeiten drängen sich hier also förmlich auf, und nein, zufällig sind sie ganz sicher nicht... In der Leserunde zu diesem Buch verriet die Autorin, weshalb nur ähnliche Namen gewählt wurden:


"Das Copyright Problem Hercule Poirot vor dem Hintergrund der gewaltigen Agatha Christie Ltd., ihres Zeichens ein feuerspeiender Drache mit riesigen Zähnen, der alles niedermäht was auch nur den Hauch einer Rechteverletzung in sich birgt..."


Ah, ja, alles klar! Aber Ähnlichkeiten hin, Unterschiede her, aus jeder einzelnen Zeile des Buches trieft die Liebe der Autorin zu dieser berühmten Figur aus der Feder von Agatha Christie. Dabei zeigt der Enkel des berühmten Hercule Perrot durchaus Parallelen zu seinem großartigen Vorfahren - er ist stark von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt, nutzt zur Lösung eines Falles vor allem seine grauen Zellen, naturellement, ist stolz auf seinen Schnurrbart und kleidet sich stets makellos. Und wie sein Großvater verrät auch Achille erst ganz am Schluss im Kreise aller Verdächtigen, welche Schlussfolgerungen er aus all den Befragungen und Beobachtungen gezogen und welche Schwindeleien er durchschaut hat. Denn sonst würde ihm ja sein großer Auftritt fehlen, n'est-ce pas?

Aber bis zur Auflösung gibt es für Achille Perrot und Inspektor Jeff viel zu tun, denn bei über 100 geladenen Hochzeitsgästen gibt es eine unüberschaubare Menge an Verdächtigen. War es der Ehemann? Die Mutter der Braut? Die Freundin? Oder aber die kleine Gruppe reizender alter Damen, die - ebenfalls nicht zufällig - an 'Arsen und Spitzenhäubchen' erinnern? Und wie überhaupt ist Lady Atterberry ums Leben gekommen? Dumm nur, dass immer wieder Zeugen verschwinden und alles in einem Sumpf aus Lügen und Halbwahrheiten versinkt, was die Sicht auf den Fall einfach nicht klarer werden lässt.

Vielleicht werden hier ein paar Ermittlungsschleifen zu viel gedreht, im Sinne der Verwirrung ein wenig zu viel Schlamm aufgewirbelt, ein paar Handlungsstränge zu viel gewebt, die teilweise am Schluss als lose Enden hinterherflattern, aber für Fans der Poirot-Krimis ist dieser Cosy-Krimi fast schon ein Muss! Unbedingt attestieren muss man der Autorin C'rysta Winter neben der offensichtlichen Liebe für den berühmten Detektiv auch die Freude am Fabulieren, den Spaß an ihren liebevoll ausgestalteten Figuren, den untergründigen Humor und das Vergnügen an den tausenderlei Anspielungen auf andere lebende und erfundene bekannte Personen. Hier gibt es viel zu entdecken, und ich gestehe, dass ich ohne die Leserunde und die hilfreichen Hinweise der Autorin manches überlesen oder nicht erkannt hätte.

Alles in allem entpuppte sich dieser Krimi jedenfalls als ein augenzwinkernder und durchaus spannender Lesespaß, nicht nur für Fans von Agatha Christie!


© Parden

 

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