Rezension Rezension (5/5*) zu Tyll von Daniel Kehlmann.

Literaturhexle

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2. April 2017
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Buchinformationen und Rezensionen zu Tyll von Daniel Kehlmann
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Herausragender Episodenroman im 30-jährigen Krieg

Wie der Name schon sagt, spielt Tyll Ulenspiegel die Hauptrolle. Es handelt sich um einen Episodenroman, der im 30-jährigen Krieg spielt.

Tyll taucht immer wieder auf: mal als wissbegieriger Junge, mal auf der Flucht , mal als berühmter Gaukler, mal als Hofnarr oder als Mineur im Kriegsgeschehen. Die Episoden sind nicht chronologisch geordnet, sie verdeutlichen aber die Greuel des Krieges, legen Zeugnis ab über das Leben im Post-Mittelalter, das von Aberglauben, Feudalismus und Glaubenskonflikten geprägt und für die einfachen Leute alles andere als leicht war. Kehlmann verwebt dabei Fiktion mit realen Figuren.

Man wird immer wieder angeregt, manches nachzuschlagen und zu vertiefen. Fantastisch formulierte Dialoge, mal nachdenklich, mal lustig (schließlich hält der Narr dem Hofstaat den Spiegel vor), machen dieses Buch zum Genuss. Perfekt durchkomponiert fügen sich die Episoden am Ende zu einem großen Ganzen zusammen, die Geschichte der einzelnen Personen wird gekonnt und glaubwürdig zu Ende gebracht.

Ein tolles Lese- und Hörerlebnis, letzteres wird von Ulrich Noethen perfekt vorgetragen. Ich hatte nicht viel von diesem Buch erwartet, zumal es ein historischer Roman ist.

Brutalität/Grausamkeit wird nicht ausgelassen, jedoch verliert sich der Autor nie in blutige Details, sondern deutet literararisch gekonnt an, ohne zu verharmlosen. Krieg ist eben grausam.

Meiner Meinung nach ist Kehlmann hier ein Meisterstück gelungen. Klare Empfehlung von mir: 5+/5 Sternen.
Lesen!!!