Das hatte ich mich auch gefragt. Ich habe es mir so erklärt, dass er als jüngstes Kind von mehreren vielleicht nicht mehr die Aufmerksamkeit bekommen hat, die er brauchte. Außerdem hat es zwischen Olga und ihm einfach "gepasst."Aber warum hat sie dieses innige Verhältnis zu Ferdinand?
Ich zweifele daran, dass unser heutiges Streben nach Lebensglück in der damaligen Zeit auf irgendein Verständnis gestoßen wäre. Zu sehr drückten die täglichen Nöte, man war stärker mit dem Bewältigen des Alltags beschäftigt.Ob Olga jemals glücklich war?
Das ist immer auch ein wenig eine philosophische Frage und wie man Glück definiert. Konnte man im Mittelalter glücklich sein? Ohne Heizung, bei einer Lebenserwartung von 35, ohne medizinische Versorgung, in einer Welt voller Aberglauben, unter der Knute der Kirche und willkürlicher Despoten? Aus heutiger Sicht fällt das schwer zu glauben. Aber aus damaliger Sicht ging das sicher genauso wie heute. @RenieOb Olga jemals glücklich war?
Ja genau. In vielen Fällen gerät unser heutiges Streben nach Lebensglück nach meiner Beobachtung zu einem bis zum Exzess gelebten Individualismus, der die Leute manchmal eher neurotischer, als glücklich macht. @LiteraturhexleIch zweifele daran, dass unser heutiges Streben nach Lebensglück in der damaligen Zeit auf irgendein Verständnis gestoßen wäre.
Ich zweifele daran, dass unser heutiges Streben nach Lebensglück in der damaligen Zeit auf irgendein Verständnis gestoßen wäre. Zu sehr drückten die täglichen Nöte, man war stärker mit dem Bewältigen des Alltags beschäftigt.
Ich frage mich immer wieder, wie es Olga gelungen ist, diesen hohen Stellenwert bei Ferdinand einzunehmen. Bei Eick ist es mittlerweile klar. Aber warum hat sie dieses innige Verhältnis zu Ferdinand? Sie schien die Oma-Position bei ihm inne zu haben. Wenn man bedenkt, dass sie für die Familie (nur) Näh-Jobs übernommen hat, wundert mich, dass sie quasi zum Familienmitglied geworden ist.
Die Briefe, für die Ferdinand eine große Summe hingeblättert hat, berühren mich sehr. Ob Olga jemals glücklich war? Sie hat die Dinge im Leben immer genommen, wie sie kamen, sich damit arrangiert und war zufrieden. Aber Zufriedenheit lässt sich nicht mit Glück gleichsetzen.
Ich bin so gespannt, welches Geheimnis um Olga noch zutage treten wird. Und ich frage mich, ob Viktoria noch eine Rolle spielen wird.
Noch ein vollkommen andersgearteter Teil des Romans. Alle drei erzählen über Olga. Alle drei ganz anders und aus anderer Perspektive und doch sind sie miteinander und im Verbund stimmig. Das hat Schlink wirklich großartig komponiert! Olga ist ein vielschichtiger Mensch. Wir denken schon nach Teil 1, dass wir sie sehr gut kennen lernen konnten. Aber: nichts dergleichen! Die Teile 2 und 3 geben neue Informationen, neue Nuancen, neue Sichtweisen und erst am Ende entsteht ein so ausgefeiltes Bild von Olga......
Du hast wunderbare Formulierungen gefunden, um das Besondere an dem Buch und das Besondere an Olgas Person und Geschichte hervorzuheben!Noch ein vollkommen andersgearteter Teil des Romans. Alle drei erzählen über Olga. Alle drei ganz anders und aus anderer Perspektive und doch sind sie miteinander und im Verbund stimmig. Das hat Schlink wirklich großartig komponiert! Olga ist ein vielschichtiger Mensch. Wir denken schon nach Teil 1, dass wir sie sehr gut kennen lernen konnten. Aber: nichts dergleichen! Die Teile 2 und 3 geben neue Informationen, neue Nuancen, neue Sichtweisen und erst am Ende entsteht ein so ausgefeiltes Bild von Olga, dass uns der Autor zurücklassen möchte zum Nachdenken über eine andere Zeit als unsere und was sie den Menschen abverlangt hat im Vergleich zu unserer. Olga ist für ihre Zeit eine selbständige und auch politisch aktive Frau, aber sie akzeptiert Grenzen und Einschränkungen ohne Klage, gegen die unsere Vorgenerationen gekämpft und mit denen wir nun wie selbstverständlich leben und sie genießen und als Teil unseres Glücks hinnehmen. Aber es war hart in Zeiten, die gar nicht mal sooo weit vor unserer liegen.
Sie steht ziemlich hilflos vor der Welt der Männer, in der Weite und Größe eine verheerende Rolle spielen.
Ein Geheimnis ist gelüftet: Eik ist wirklich ihr Sohn. Jetzt bin ich noch gespannt, @Querleserin, ob deine Vermutung, dass sie die Attentäterin ist (das hatte ich in dem entsprechenden Kapitel auch gleich gedacht und mich gewundert, dass die Polizei gar nicht in diese Richtung ermittelte), auch noch stimmt...
Anjuta
Das ging mir hanz genauso, @Anjuta . Mir ist auch ein Ausspruch des Archivars in seinem Brief an Ferdinand aufgefallen.Olga ist ein vielschichtiger Mensch. Wir denken schon nach Teil 1, dass wir sie sehr gut kennen lernen konnten. Aber: nichts dergleichen!
Ja, das fand ich auch schade @wal.li . Was ich ebenfalls nie verstanden habe warum sie später, nach dem Krieg, Eik nicht gesagt hat, dass sie seine Mutter ist.Allem Anschein nach haben Herberts Eltern nie von ihrem Enkel erfahren, das ist doch irgendwie schade. Sie mussten sich mit Herberts Ausbleiben abfinden und hatten nichtmal diesen kleinen Trost.
Allerdings hat Olga sich auch nicht erlaubt mit ganzer Seele Mutter zu sein.