Teil I - Kapitel 1 -12

Momo

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10. November 2014
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Mir ist Olga sehr sympathisch, lässt sich nicht unterkriegen. Erst verliert sie auf einen Schlag ihre Eltern, dann kommt sie zu ihrer kalten Großmutter nach Pommern, die ihrer Enkelin wenig Wärme zu schenken in der Lage ist. Der Großmutter passte es nicht, dass Olga einen slawischen Namen erhalten hatte...

Olga sollte arbeiten, statt weiter die Schule zu besuchen, auch weil sie ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen ist...

Sie findet in dem Dorf ihrer Großmutter keine Freunde, und fühlt sich recht einsam, weil sie als Zugezogen nicht dazugehört. Sie sehnt sich nach einem Freund, der auch nicht dazugehört. Und sie findet ihn auch, Herbert ...

Aber Olga ist begabt und widersetzt sich den den Erwartungen ihrer Großmutter, Lehrer und des Pfarrers. Sie möchte die höhere Mädchenschule besuchen, um später Lehrerin zu werden. Sie muss eine Aufnahmeprüfung bestehen. Sie hat Glück, sie macht sich selbst auf, sich die Mädchenschule aus der Nähe zu betrachten und findet dort eine Lehrerin, die ihr dabei hilft, an den Stoff dranzukommen. Olga bringt sich mit viel Ehrgeiz im Selbsstudium den Stoff bei und besteht mit Bravour die Aufnahmeprüfung ... Das ist nun für sie die Chance, von der Großmutter wieder wegzukommen...
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Und sie findet einen weiteren Außenseiter. Während Olga wegen ihrer Herkunft und ihrer Weigerung die Spiele der Dorfkinder mitzuspielen, ausgegrenzt wird, ist Herbert reich. Die beiden nähern sich an, ihre unterschiedliche Einstellung lässt jedoch vermuten, dass es Konflikte geben wird. Die Ablehnung Victorias ist vielleicht ein erster Schritt. Gegensatz ist auch Herberts Bewegungsdrang und Olgas Beobachtung, die in Ruhe erfolgt. Ihr Wunsch alles verstehen zu wollen.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Olga gefällt mir auch sehr gut. Wenn man bedenkt, dass die Handlung im späten 19. Jahrhundert einsetzt, ist sie für ihre Zeit sehr fortschrittlich. Obwohl sie es alles andere als leicht hat, mit Eltern, die wegen ihrer Armut beide arbeiten müssen und dann auch noch früh versterben und dann mit einer Großmutter, mit der sie sich nicht versteht. Der frühe Umzug von Schlesien nach Pommern, wie es der Autor beschreibt von einem eher lebenslustigen Menschenschlag zum eher trägen. Da muss Olga ganz schön viel verarbeiten. Sie gehört nicht richtig dazu, sie will lernen. Herbert und Veronika, die auch Außenseiter sind, werden ihr zu Gefährten. Wobei Herbert mit den Jahren auch mehr wird. Aber Olga ist sich immer dessen bewusst, dass sie aus verschiedenen Schichten stammen. Mit einer Heirat wird es nichts werden. Olga beendet also ihre Ausbildung zur Lehrerin und wird an ihrer alten Dorfschule eingesetzt.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Was erzähltechnisch sehr interessant ist, dass es gar keine wörtliche Rede gibt. Bisher liest es sich als eine Art Lebensbericht. Trotzdem ist es nicht trocken oder langweilig. Mit wenigen Sätzen und sehr reduzierter Sprache vermag Schlink das Wesentliche auszudrücken.
Z.B. um zu zeigen, dass sich Olgas und Herberts politische Einstellung auseinander entwickelt:
"Herberts Briefe waren immer wieder journalistischer, großmäuliger, als sie sich gewünscht hätte, aber darum waren sie doch ein Geschenk, das sie glücklich machte. Er war eben so." (S.56)

In diesem letzten kleinen Satz offenbart sich, dass Olga noch bereit ist, dies hinzunehmen, es entschuldigt. Er ist eben so ein Typ, aber ich lese darin schon eine beginnende Entfremdung. Vielleicht zu viel interpretiert :oops:
Auch Gefühlsregungen werden in dezenten Bildern vermittelt, wie ihre Begegnung nach seiner Abwesenheit, als sie endlich miteinander schlafen:
"Olga erlebte die Wochen wie einen Tanz, in dem sie umeinander wirbelten, und dann wieder still ineinanderruhten." (S.51).

Mehr Worte bedarf es nicht, um die Freude und die Ruhe, die sie miteinander empfinden, auszudrücken.
Wunderbar!
 

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Wie kann man ernsthaft bei solch schwierigen Bedingungen solch ein Selbstbewusstsein entwickeln? Olga weiß jedenfalls sehr genau, was sie will und setzt dies auch gegen alle Widerstände durch. Es ist, als wolle sie der Welt beweisen, dass sie nichts und niemanden braucht, ist dabei aber auch nicht so blauäuig, die herrschenden Sitten und Gebräuche zu unterschätzen. Dass sie und Herbert jemals Mann und Frau werden, hält Olga für nichts, dass sich realisieren ließe. Ein Paar der Gegensätze sind sie dennoch: arm und reich, wissbergierig und philosophisch, eine Lernende und ein Suchender...

Mit wenigen Pinselstrichen setzt Schlink hier nicht nur die Charaktere in Szene, sondern auch die Umstände der damaligen Zeit - ich habe jedenfalls deutliche Bilder vor Augen. Die Beispiele, die @Querleserin aufgezählt hat, passen zu Schlinks Fähigkeit, wie nebenher Bilder zu zaubern. Mir gefällt der Schreibstil jedenfalls sehr.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Ich bin inhaltlich und sprachlich und auch strukturell von dem Buch bisher sehr begeistert. Zur Struktur nach meiner Interpretation hier das Folgende:
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten. Und sie unterscheiden sich voneinander vor allem immer sehr deutlich durch die Personenkonstellationen innerhalb der Kapitel. Es gibt viele Kapitel, die geprägt sind durch Einzelpersonen. Aber auch Zweisamkeitskapitel sind vorhanden und einige wenige Dreisamkeitskapitel, letztere aber brechen immer sehr schnell wieder sozusagen in sich zusammen (Hier in diesem Teil unserer Leserunde in Kap. 5 mit Viktoria als Dritter, später dann im folgenden Teil mit Eik). Schlink präsentiert uns in seinem Roman nach meiner Lesart so viele Spielarten von Einsamkeit, die auch in der Zweisamkeit existiert. Das ist für mich eines der wesentlichen Themen des Romans -vom Autor konsequent und gekonnt auch in der Struktur umgesetzt.

Als eines der wichtigen und sinnstiftenden Motive und Symbole in diesem Roman ist mir "Weite" aufgefallen, die für Herbert mit dem Sinn des Lebens verknüpft ist und auch später bei Eik und den nationalsozialistischen Auffassungen zur Triebfeder wird; auf der weiblichen Seite des Romanpersonals (Olga) aber kann Weite so gar kein Verständnis wecken. Olga sucht den Sinn des Lebens eher in der Enge und Nähe von persönlichen Beziehungen und in der Kleinheit des Dorfes. An diesem Streben nach Weite scheiden sich die Lebensauffassungen von Olga mit denen der männlichen Romanfiguren, die ihr nahe stehen und doch nie wirklich nahe kommen. Ich bin gespannt, wie sich dieses Motiv und diese Sichtweise im weiteren Roman weiter entwickelt.

Noch aufgefallen ist mir bisher die distanzierte Erzählweise von Schlink. Geschrieben wurde schon: es fehlt vollkommen an direkter Rede. Und Olga wird am Anfang des Romans sogar nur als "das Mädchen" und mit dem darauf aufbauenden etwas irritierenden Personalpronomen "es" bezeichnet, mit dem der Autor die Distanz sehr augenfällig macht. Und trotzdem schafft es die Meisterschaft von Schlink, dem Leser sehr eindringlich Einblick zu geben in die Gedankenwelt und Seelenlage Olga . Das ist hervorragend gemacht und zeugt von großer Sprachkunst auf Seiten des Autors.
Ich lese gerne weiter
Anjuta
 

Momo

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10. November 2014
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Ich finde es ein wenig schade, dass Victoria in mehrerer Hinsicht Rassismus gegen Olga begeht (Sozialrassismus und Rassismus nationaler Art), da sie doch als kleine Kinder Spielgefährden waren. Es gibt viele Motive, was einen Menschen wie Victoria sozusagen derart verändern lässt. Und wie viel Macht dieser junge Mensch hat, dass es ihr gelingt, die Eltern gegen Olga aufzubringen.

Das Buch hat soviel Tiefgang, dass man über fast jede Zeile stolpert, weil es zwischen den Zeilen soviel sagen lässt.

Dazu später mehr.
 

Momo

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10. November 2014
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Off Topic

Leider hat mich seit gestern die Grippe erwischt, weswegen ich mich so kurz halte. Wie ärgerlich. So ein schönes Buch, in dem es so viel zu sagen gibt. Wäre mir das doch bei Fante passiert.
 

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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München
Mir ist Olga sehr sympathisch, lässt sich nicht unterkriegen. Erst verliert sie auf einen Schlag ihre Eltern, dann kommt sie zu ihrer kalten Großmutter nach Pommern, die ihrer Enkelin wenig Wärme zu schenken in der Lage ist.
Da stimme ich Dir zu, @Momo . So einen schweren Start im Leben zu haben und dann trotz aller widrigen Umstände sich nicht unterkriegen zu lassen, das ist schon eine Leistung - vor allem für ein Mädchen in der damaligen Zeit. Allerdings hören wir von der Großmutter wenig, sie bleibt bislang eher farblos. Wie reagiert sie auf die Bestrebungen der Enkelein zu lernen? Versucht sie es nicht zu unterbinden? Ich erinnere mich an "Wellen" von #eduard von keyserling , wo "die Generalin" schon mal von Hausarrest sprach. Davon hier keine Spur.

Was erzähltechnisch sehr interessant ist, dass es gar keine wörtliche Rede gibt. Bisher liest es sich als eine Art Lebensbericht. Trotzdem ist es nicht trocken oder langweilig. Mit wenigen Sätzen und sehr reduzierter Sprache vermag Schlink das Wesentliche auszudrücken.
das ist mir bis jetzt nch gar nicht aufgefallen, weil sich Schlinks Roman durch die kurzen Sätze bzw. die reduzierte Sprache unheimlich flüssig liest.
 
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Renie

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19. Mai 2014
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renies-lesetagebuch.blogspot.de
Wörtliche Rede gibt es schon, die muss man allerdings suchen. Dann findet man sie. Ich empfinde den Stil wie @Querleserin : sehr reduziert, aber trotzdem vermittelt Schlink wundervolle Bilder, die im Kopf entstehen. Nach den ersten Zeilen ist "Olga" für mich schon ein Wohlfühlbuch. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin beim Lesen so etwas von tiefenentspannt. Und trotzdem fesselt der Roman. Herrlich!
Was Herbert und Olga angeht: Gegensätze ziehen sich an. Sie, die Stehende, und er, der Laufende. Wie originell. Ich frage mich nur, ob Olga sich in Herbert verliebt hätte, wenn sie sich nicht von Kindheit an gekannt hätten. Hier spielt mir ein bisschen die "Macht der Gewohnheit" rein. Sie waren als Kinder schon zusammen und daran gewöhnt, dass der andere da war. Kommt noch die Pubertät hinzu und - zack - schon sind sie ein Paar. Wahrscheinlich waren die Alternativen in dem Ort auch nicht besonders zahlreich.;)
 

Momo

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10. November 2014
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@Helmut, das stimmt, die Großmutter bleibt eher bedeckt. Es hätte mich auch interessiert, wie sie auf die alleinige Entscheidung von Olga, ihren beruflichen Werdegang selbst zu bestimmen, reagiert hat. Und auch der Umgang mit Herbert.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Nach den ersten Zeilen ist "Olga" für mich schon ein Wohlfühlbuch.
Ja. Die Sprache, die kurzen, aber sehr prägnanten Sätze, nehmen einen sofort mit.
Hier spielt mir ein bisschen die "Macht der Gewohnheit" rein. Sie waren als Kinder schon zusammen und daran gewöhnt, dass der andere da war.
Beide waren Außenseiter, taten sich zusammen und waren nicht mehr allein. Das kann ungemein zusammen schweißen und geht über Gewohnheit bestimmt hinaus. Dennoch: aufgrund der Umstände und auch aufgrund ihrer Charaktere passen sie nicht richtig gut zusammen, wie hier ja auch schon festgestellt wurde.

Ein sehr angenehmes Buch, bin gespannt, wie es weiter geht.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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"Sie macht keine Mühe, am liebsten steht sie und schaut" mit diesem Satz wird Olga eingeführt. Das ist ein erster Satz, der mich als Leserin sofort neugierig auf das Kind macht. Sie scheint mir schon sehr genau zu wissen, was sie möchte. Das Schicksal meint es nicht gut mit ihr. Die gefühlskalte Großmutter möchte keinen Zugang zu diesem Kind finden, erfüllt nur ihre Pflicht.
Aber Olga ist unbeirrt, sie hat sich für einen Lebensweg entschieden, den sie geht. Da zeigt sie bereits ihre Stärke.

Herbert dagegen bleibt blass, ein typischer Junker. Trotzdem scheint er nicht glücklich mit dem, was ihm vorbestimmt scheint. Schon als Kind sucht er den Aufbruch, rennt los, ist immer in Bewegung.

Olga ist ihm intellektuell überlegen, ohne das sie es ihm zeigt.

Der zurückhaltende, berichtende Ton ist, wie ich meine typisch "Schlink". Sehr zurückgenommen, wirkt es auf mich allerdings auch recht beschaulich.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Wörtliche Rede gibt es schon, die muss man allerdings suchen. Dann findet man sie. Ich empfinde den Stil wie @Querleserin : sehr reduziert, aber trotzdem vermittelt Schlink wundervolle Bilder, die im Kopf entstehen. Nach den ersten Zeilen ist "Olga" für mich schon ein Wohlfühlbuch. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin beim Lesen so etwas von tiefenentspannt. Und trotzdem fesselt der Roman. Herrlich!
Was Herbert und Olga angeht: Gegensätze ziehen sich an. Sie, die Stehende, und er, der Laufende. Wie originell. Ich frage mich nur, ob Olga sich in Herbert verliebt hätte, wenn sie sich nicht von Kindheit an gekannt hätten. Hier spielt mir ein bisschen die "Macht der Gewohnheit" rein. Sie waren als Kinder schon zusammen und daran gewöhnt, dass der andere da war. Kommt noch die Pubertät hinzu und - zack - schon sind sie ein Paar. Wahrscheinlich waren die Alternativen in dem Ort auch nicht besonders zahlreich.;)


Ich denke, das ist das Entscheidende - weil sie als Kinder bereits zueinander gefunden haben. Ich denke, sie wären sonst kein Paar geworden.
 
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Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
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Ich finde es ein wenig schade, dass Victoria in mehrerer Hinsicht Rassismus gegen Olga begeht (Sozialrassismus und Rassismus nationaler Art), da sie doch als kleine Kinder Spielgefährden waren. Es gibt viele Motive, was einen Menschen wie Victoria sozusagen derart verändern lässt. Und wie viel Macht dieser junge Mensch hat, dass es ihr gelingt, die Eltern gegen Olga aufzubringen.

Das Buch hat soviel Tiefgang, dass man über fast jede Zeile stolpert, weil es zwischen den Zeilen soviel sagen lässt.

Dazu später mehr.

Es ist auch der Zeit geschuldet, der Standesunterschied wurde sehr hochgehalten und Victoria hat das verinnerlicht.
 

Momo

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10. November 2014
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Es ist auch der Zeit geschuldet, der Standesunterschied wurde sehr hochgehalten und Victoria hat das verinnerlicht.

Ja, aber erst, als sie die höhere Schule besucht. Für was wird der Mensch gebildet, wenn die Bildung nicht zu höherem Denken führt? Jeder, der etwas intensiver über das Menschenbild nachdenkt, müsste doch draufkommen, dass keiner etwas für seine Herkunft kann und die Zugehörigkeit einer Nationalität keinen Menschen besser macht. Ich denke das weiß Olga auch, weshalb sie sich nicht unterkriegen lässt. Noch nicht. Keine Ahnung, wie das Buch enden wird.
 
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Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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München
Es ist auch der Zeit geschuldet, der Standesunterschied wurde sehr hochgehalten und Victoria hat das verinnerlicht.
Ich denke auch, dass das Korsett der Zeit und der gesellschaftlichen Zwänge da eine entscheidende Rolle gespielt haben @Bibliomarie .
Jeder, der etwas intensiver über das Menschenbild nachdenkt, müsste doch draufkommen, dass keiner etwas für seine Herkunft kann
Ja, stimmt. Aber diese Sicht der Dinge ist eine sehr moderne. Früher dachten die Leute leider eben durchaus, dass die Herkunft eine entscheidende Rolle spielt, eigentlich bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.
 

Momo

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10. November 2014
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@Helmut @Bibliomanie
Es gab schon damals und noch viel früher Menschen, die über ein aufgeklärtes Menschenbild verfügten, (Schiller, Goethe, etc. ... Schiller hatte zu seiner Zeit schon von einem geeinten Europa geträumt) sowie wie es heute noch sehr viele Menschen gibt, die denken, dass die Nationalität eines Menschen in den Genen steckt ... Ich finde daher nicht, dass wir heute moderner sind, auch wenn diese Standesunterschiede auf dem Papier aufgehoben sind.

Auf Seite 35 finde ich es so schön, wie sich Olga mir Herbert darüber austauscht, wie unterschiedlich die beiden von ihrer Herkunft her geprägt sind. Herbert, aus einem wohlhabenden Elternhaus kommend, der nicht wissen könne, wie es sei, wie Olga zu sein, und Olga, das Gegenteil von Herbert, aus einfachen Verhältnissen kommend, nicht wissen könne, wie Herbert zu sein. Diese Art sich über sich und den anderen auszutauschen, hat mir sehr gut gefallen.

Aber er teilt Olga mit, dass auch er nicht immer alles bekommen würde, und nicht immer Geld von den reichen Eltern bekommen würde. Er würde nur Geld bekommen, wenn er etwas brauchen würde.

Und ich finde auch Herbert so wunderbar und sympathisch, da er Olga mit seinem ersten Geld einen Füllfederhalter, den sich Olga so sehr wünscht. kaufen würde. (36)

Anders als die restliche Familie Schröder ist Herbert überhaupt nicht überheblich, was ich sehr schön fand.

Auf Seite 38 gibt es eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Herbert und Viktoria. Viktoria beschreibt Olga als wäre sie eine Schlampe oder gar ein Bauerntrampel, da sie sich nicht zeitgemäß kleiden könne, und die sich nicht benehmen könne. Slawischer Name, slawisches Gesicht? Ich versuche mir slawische Menschen vorstellen, die alle gleich aussehen. Wie lächerlich einseitig dieses Welt- und Menschenbild doch ist.

Viktoria hat so viel Macht, dass sie es sogar schafft, die eigenen Eltern gegen Olga aufzubringen. Und nicht nur die Eltern, später sogar das Bildungsinstitut ...
 
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Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
2.092
3.205
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@Helmut @Bibliomanie
Es gab schon damals und noch viel früher Menschen, die über ein aufgeklärtes Menschenbild verfügten, (Schiller, Goethe, etc. ... Schiller hatte zu seiner Zeit schon von einem geeinten Europa geträumt) sowie wie es heute noch sehr viele Menschen gibt, die denken, dass die Nationalität eines Menschen in den Genen steckt ... Ich finde daher nicht, dass wir heute moderner sind, auch wenn diese Standesunterschiede auf dem Papier aufgehoben sind.

Auf Seite 35 finde ich es so schön, wie sich Olga mir Herbert darüber austauscht, wie unterschiedlich die beiden von ihrer Herkunft her geprägt sind. Herbert, aus einem wohlhabenden Elternhaus kommend, der nicht wissen könne, wie es sei, wie Olga zu sein, und Olga, das Gegenteil von Herbert, aus einfachen Verhältnissen kommend, nicht wissen könne, wie Herbert zu sein. Diese Art sich über sich und den anderen auszutauschen, hat mir sehr gut gefallen.

Aber er teilt Olga mit, dass auch er nicht immer alles bekommen würde, und nicht immer Geld von den reichen Eltern bekommen würde. Er würde nur Geld bekommen, wenn er etwas brauchen würde.

Und ich finde auch Herbert so wunderbar und sympathisch, da er Olga mit seinem ersten Geld einen Füllfederhalter, den sich Olga so sehr wünscht. kaufen würde. (36)

Anders als die restliche Familie Schröder ist Herbert überhaupt nicht überheblich, was ich sehr schön fand.

Auf Seite 38 gibt es eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Herbert und Viktoria. Viktoria beschreibt Olga als wäre sie eine Schlampe oder gar ein Bauerntrampel, da sie sich nicht zeitgemäß kleiden könne, und die sich nicht benehmen könne. Slawischer Name, slawisches Gesicht? Ich versuche mir slawische Menschen vorstellen, die alle gleich aussehen. Wie lächerlich einseitig dieses Welt- und Menschenbild doch ist.

Viktoria hat so viel Macht, dass sie es sogar schafft, die eigenen Eltern gegen Olga aufzubringen. Und nicht nur die Eltern, später sogar das Bildungsinstitut ...



Anders als die restliche Familie Schröder ist Herbert überhaupt nicht überheblich, was ich sehr schön fand.