Rezension Rezension (4/5*) zu Ein ferner Duft wie von Zitronen: Eine Weihnachtserzählung von Rachel Joyce.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Buchinformationen und Rezensionen zu Ein ferner Duft wie von Zitronen von Rachel Joyce
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Die Magie der Düfte...

Binny hat noch genau fünf Stunden Zeit, um alles für die Festtage vorzubereiten. Sie fühlt sich ganz und gar nicht weihnachtlich: Es regnet Bindfäden, ihr Haus fällt auseinander, und die Stadt ist völlig überfüllt. Und das ist alles, alles nur Olivers Schuld. Um nicht auch noch Smalltalk mit einer Bekannten machen zu müssen, flieht Binny in einen Laden, den sie normalerweise nie betreten würde. Und findet dort einen ganz unerwarteten Ort voll Frieden, Trost und Freundlichkeit – eingehüllt in einen Hauch von Zitronenduft.

Ich hatte keine Ahnung, was mich hier für eine Geschichte erwarten würde, nur der Name Rachel Joyce ('Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry') ermutigte mich, hier zuzugreifen. Letztlich spielt die Erzählung nur zufällig rund um Weihnachten - oder sollte ich besser sagen: ausgerechnet? Denn es gibt wohl kaum jemanden, der gerade weniger Lust auf diese Festlichkeiten hat als Binny. Eigentlich hat sie aber auf gar nichts Lust, aber allein schon wegen der Kinder muss ja schließlich alles weitergehen. Aber wie?

Die Flucht in den kleinen Laden scheint sich zunächst als Sackgasse zu entpuppen, schließlich gibt es hier nichts außer Putzmitteln zu kaufen. Doch ganz allmählich ziehen das Geschäft, die Verkäuferin und die Düfte Binny in den Bann, und etwas in ihr beginnt sich zu lösen. Andrea Sawatzki liest die gerade einmal 49 Minuten lange Geschichte in angemessener Betonung und Intonation und macht die Gefühlslage Binnys auch dadurch deutlich.

Eine nette Kurzgeschichte um die Magie der Düfte, um den Mut des Weitermachens in Krisenzeiten, um die Kraft des einzelnen Augenblicks. Trotz der Kürze konnte die Geschichte mich jedenfalls in ihren Bann ziehen.


© Parden